Moschee Bad Nauheim

Politiker kommen zum Fastenbrechen

Von Petra Ihm-FahleFastenbrechen

Zum abendlichen Fastenbrechen bei der Türkisch-Islamischen-Gemeinde DITIB lud der Bad Nauheimer Ausländerbeirat jetzt die städtischen Politiker ein. Ort des Treffens am Donnerstag war die Moschee, wo sich auch Gespräche mit Flüchtlingen ergaben.

Vor der Mahlzeit Rundgang durch die Moschee

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Sinan Sert begrüßt die Besucher. (Fotos: Ihm-Fahle)

„Was tun die in der Moschee eigentlich für Flüchtlinge?“ Die skeptische Frage eines Lokalpolitikers neulich beim städtischen Sozialausschuss brachte den Stadtverordneten Sinan Sert (SPD) auf die Idee, die Kollegen mit dem dortigen Engagement bekanntzumachen. Der Ausländerbeirat, dessen stellvertretender Vorsitzender Sert ist, griff den Gedanken auf: In Kooperation mit der Türkisch-Islamischen Gemeinde DITIB lud das Gremium die Bad Nauheimer Politiker jetzt in die Moschee zum Fastenbrechen ein, das während des Ramadan (noch bis Montag, 4. Juli) jeden Abend um 21.45 Uhr begangen wird.

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Leyla Kuzpinar erklärt den islamischen Glauben.
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Imam Sadik Özakca am Vortragspult.

Das Treffen begann bereits eine Stunde eher, um den Gästen vor der Mahlzeit noch die Moschee zu zeigen. Zugegen waren Stadtverordnetenvorsteher Gerhard Hahn (FW/UWG), Erste Stadträtin Brigitta Nell-Düvel (Grüne), Magistratsdirektor Klaus Kreß, Stadträte und Stadtverordnete, sowie Vertreter der Rathausverwaltung. Imam Sadik Özakca, Gemeindevorsitzender Ahmet Kuzpinar und Leyla Kuzpinar (Frauengruppe), Ausländerbeirats-Chefin Filiz Taraman-Schmorde und Sert empfingen die Besucher.

Wissenswertes über den Islam

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Interessiert lauschen die Gäste aus der Bad Nauheimer Politik.

Nach der Begrüßung wurden sie in den Gebetsraum geführt, wo sie Wissenswertes über den islamischen Glauben und das Gebet erfuhren. Nachdem die Gäste die Schuhe ausgezogen hatten, nahmen sie Platz auf dem Teppich, mit dem der ganze Raum ausgelegt ist. Sie bewunderten die Ausstattung, mit Vortragspult, Gebetsnische und Predigtkanzel. Beeindruckt lauschten sie, als der Imam zeigte, wie er auf Arabisch zum Gebet ruft.

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Zwanzig städtische Politiker folgen der Einladung des Ausländerbeirats und der Türkisch-Islamischen Gemeinde DITIB.
Salat, Süßes und Wasser
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Politiker aller Fraktionen sind in die Moschee gekommen.

Anschließend ging es zum Essen in den Speisesaal, wo bereits Salat, Süßes und Wasser auf den Tischen standen. Noch war es allerdings nicht soweit. Konzentriert beäugte Benjamin Pizarro, Fraktionsvorsitzender der FDP, die Uhr. Pizarro hatte sich bewusst auf die Einladung vorbereitet, drei Tage lang tagsüber nichts gegessen und zuletzt auch nichts getrunken. „Der Hunger geht eigentlich, aber ich habe großen Durst“, gestand er dem Neuen Landboten. Sich solchermaßen in Geduld zu üben, sei eine interessante Erfahrung gewesen, erklärte er, nachdem er nun trinken konnte. Zunächst gab es Suppe, gefolgt von Reis, Bohnen und Hackbällchen und zu guter Letzt Tee.

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Nach dem Fasten genießt FDP-Politiker Benjamin Pizarro ein Glas Wasser.

„Man fühlt sich willkommen geheißen“, lobte Katja Bohn-Schulz (SPD). „Eine enorme Gastfreundschaft“, schloss sich Peter Heidt (FDP) an. „Sehr gut gemacht“, betonte Markus Philippi (FW/UWG), während Henrike Duda (CDU) sich über die Anwesenheit aller Fraktionen freute.

Auch eine Reihe Schutzsuchender war da, die bei einem syrischstämmigen Bad Nauheimer saßen, der sich ehrenamtlich um Nöte und Belange kümmert. Im Fastenmonat können sich die Geflüchteten jeden Abend zum Essen in der Moschee einfinden, in der die überwiegend jungen Männer nun auch mit Politikern ins Gespräch kamen, etwa Petra Michel (Vorsitzende Sozialausschuss). Sie notierte sich Probleme – beispielsweise wegen der teilweise sehr langen Wartezeiten beim Asylverfahren. Wie die Christdemokratin erfuhr, gibt es Schutzsuchende, die entgegen des städtischen Patenmodells keinen persönlichen Paten bekommen haben. Das soll organisatorische Gründe haben. Michel plant, die nächste Sozialausschusssitzung in der Moschee zu terminieren.

Um Mitternacht verließen die letzten Gäste das bereichernde Ereignis, mit dessen Erfolg die Initiatoren sehr zufrieden waren.

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