Coronakrise

Natur macht Mut

von Jörg-Peter Schmidt

Lächeln hat jemand mit Kreide auf die Straße geschrieben. Gibt es eigentlich während der Corona-Krise etwas, das uns Mut macht? Unser Optimismus wird gestärkt, wenn wir uns anschauen, wie vor Ostern die Natur erblüht. Sie scheint sogar erholt und gestärkt: Die Zahl der Flugzeuge, die am Boden bleiben müssen, steigt und täglich sind weniger Pkw und Motorräder unterwegs. Irgendwie schmeckt die Luft beim Atmen reiner. Nur Wunschdenken, Einbildung? Jedenfalls zeigt uns die Natur: Sie kann nichts aufhalten; es geht weiter – trotz all der Sorgen der Menschen.

Der Genuss des Spazieren gehens

Bisher war Spazierengehen etwas Selbstverständliches. Dem ist nicht so, wissen wir jetzt. Um so mehr haben meine Frau und ich die Spaziergänge in den vergangenen Tagen genossen, wozu wir uns das Lumdatal im Kreis Gießen ausgesucht haben.

Die Natur ist im Frühling längst erwacht.  (Fotos: Jörg-Peter Schmidt)

Der erste Stopp erfolgt schon nach wenigen Minuten. Jemand (vielleicht Kinder) hat mit Kreide auf die Straße geschrieben: „Lächeln.“ Das fällt einem derzeit oft schwer – aber wenn man Nachbarn, Freunden oder Leuten, die man noch nicht kannte, beim Spazieren gehen begegnet, dann lächelt man in gebührendem Abstand schon (zumal wir alle gerade jetzt in einem Boot sitzen; für blödsinnige Nachbarstreitigkeiten ist jetzt noch weniger Platz als sonst). 

Die Ruhe hat etwas von Unruhe

Man braucht noch gar nicht mal in Waldnähe angelangt sein, um vom Vogelgezwitscher verwöhnt zu werden. Im Wald selbst hört man den Presslufthammer-Arbeiter unter den Vögeln: Ein Specht trommelt, legt immer wieder eine Pause ein und hackt dann weiter. Der Frühling bringt halt einen kunterbunten Klangteppich mit sich: Es wird gegackert und gewiehert, geblökt und gemuht; Hühner, Schafe, Pferde und Kühe sind draußen. Autos sieht man kaum; allerdings sind jetzt viele Landwirte mit ihren Traktoren unterwegs. Ansonsten ist es eher still, zumal das Dröhnen von Flugzeugen ausbleibt, die ansonsten weiße Streifen am Himmel hinterlassen. Diese Ruhe hat auch etwas von Unruhe an sich: Man kann die Stille genießen; aber sie ist auch ein Zeichen, dass die Menschen gezwungen sind, weitgehend Hause zu bleiben.

Dort wartet für einen, der über einen Garten verfügt, viel Arbeit. Und schon bald werden dort die Gartenstühle- und -tische stehen; die Grillsaison ist in Sichtweite, sicherlich nicht euphorisch idyllisch. Obwohl man auch im Garten das Vogelgezwitscher erleben kann, wenn man das Radio mal leiser dreht oder ausschaltet. Wie gesagt: Die Natur lässt sich so schnell nicht bezwingen. Früher oder später werden wir sie wieder mit weniger Sorgen erleben können. Dass dem so sein könnte, liegt an jedem selbst. Man muss sich nur an die Regeln halten und auch auf vieles verzichten. Das geht.

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