Bahnstreik

Recht so, Claus Weselsky

Von Michael Schlag

Das Land liegt lahm, auf den Schienen rollt nur noch wenig, der Flugverkehr ruht, es geht richtig zur Sache. Und wer das Herz noch auf der richtigen Seite hat, und das ist links, muss doch sagen: recht so. Claus Weselsky, Chef der Lokführergewerkschaft GdL, steht genau da, wo er hingehört, nämlich an vorderster Front.

Immer ganz klare Kante

Wer nimmt es denn überhaupt noch mit den Lindners und Blackrocks dieser Zeit auf? Die SPD oder die EU-Kommission etwa? Wenigstens einer bietet dem versammelten Neoliberalismus noch die Stirn, ohne Rücksicht auf Verluste, zugegeben.

Titelbild der tageszeitung (taz) am 5.März 2024.

Weselsky steht kurz vor dem Rentenalter und deshalb muss er auch keine taktischen Rücksichten mehr auf die eigene Karriere nehmen. Immer ganz klare Kante, das muss man ihm lassen. Und sein Verdienst geht ja über die Lokführer hinaus. Die rabiaten Streiks und sein deutlicher Ton haben doch dazu geführt, dass auch viele andere sich jetzt aus der Deckung trauen, und ihre Interessen als Arbeiter und Angestellte offensiv angehen.

Weselsky hat gezeigt, dass alle, die das Land am Laufen halten, einfordern können, dass man sie besser behandelt. Und dass sie ihr Stück vom großen Kuchen längst verdient haben. Bauern, Busfahrer, Hausarztpraxen, eben das ganze schlecht bezahlte Bodenpersonal dieser Ökonomie. Sie scheuen sich nicht mehr, lautstark auf die Straße zu gehen und auch zu streiken, na selbstverständlich. Denn: Die Angst ist weg. Und dafür, Claus Weselsky, dafür lieben wir Dich.

Titelbild: Verwaister Bahnhof in Gießen. (Foto: Michael Schlag)

Ein Gedanke zu „Bahnstreik“

  1. Als langjähriges Mitglied einer DGB-Gewerkschaft möchte ich energisch widersprechen. In der GDL hat sich eine Gruppe besonders streikmächtiger Mitarbeiter.innen einen Konzerns versammelt, die nun ausschließlich für sich und unter Ausnutzung ihrer großen Streikmacht Vorteile vom Arbeitgeber erreichen möchten.
    Aus gutem Grund hat die Gewerkschaftsbewegung in West-Deutschland nach 1945 und aufgrund der Erfahrungen in der NS-Zeit das Konzept der Einheitsgewerkschaft verfolgt.
    Es war die Arbeitgeberseite großer ehemals (quasi-)staatlicher Betriebe (Lufthansa, Bahn, VW), die die dortigen DGB-Gewerkschaften im Zuge der Privatisierung durch die Hofierung konkurrierender Mini-Gewerkschaften schwächen wollten.
    Es ist also ein gruppenbezogener Egoismus, wenn nun die GDL für ihre Mitglieder Vorteile ersteiken möchte.
    Gewerkschaftliche Solidarität hingegen bedeutet, sich in gleicher Weise auch für nicht so streikmächtige Mitarbeiter.innen einzusetzen.

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