Kartoffelernte

Ertrag weit hinter dem Durchschnitt

Von Michael Schlag

Das katastrophale Kartoffeljahr 2023 drückt nun auf die Versorgung in diesem Frühjahr. „Das Wirtschaftsjahr 2023/24 ist erneut von Knappheiten geprägt, das zieht relativ hohe Preise nach sich“, schreibt die Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (UNIKA) in ihrem Jahresbericht. In der Europäischen Union wurden im vergangenen Jahr 35.000 Hektar weniger Kartoffeln angebaut als im Jahr zuvor.

Fritten teuer

Wegen des erst viel zu nassen, dann zu trockenen Wetters blieben die Erträge weit hinter dem Durchschnitt. In den 27 EU-Ländern wurden knapp 48 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet, üblich sind in normalen Jahren über 50 Millionen Tonnen. Am Speisekartoffelmarkt in Deutschland sei die Versorgungslage „noch prekärer als im Vorjahr“, schreibt der Kartoffelverband mit Sitz in Berlin. Auch hier erreichten die Erzeuger im Schnitt keine höheren Erträge als im Dürrejahr 2022, die Kartoffelernte in Deutschland kam auf weniger als 11 Millionen Tonnen.

Kartoffelernte. (Fotos: Michael Schlag)

Entscheidend für den Kartoffelmarkt in Europa sind aber die Pommes-frites-Hersteller, hier „beherrscht das Wachstum der Industrie in Belgien die Szene“. Seit 2020 wuchs deren Rohstoffbedarf von gut 5 Millionen Tonnen auf geschätzte 7 Millionen Tonnen heute. Wegen der gestiegenen Kosten für Frittierfett und Energie kostet die Produktion von Pommes frites allerdings wesentlich mehr als früher, so stiegen die Preise im Export um satte 50 Prozent auf mindestens 1,20 Euro pro Kilogramm. Aber „erstaunlicherweise hat das augenscheinlich weder dem Absatz innerhalb der EU, noch dem Export an den Weltmarkt in irgendeiner Weise geschadet.“ Der heimische Anbau reicht in Belgien schon nicht mehr, die Fritten-Unternehmen besorgen sich zunehmend Rohstoff in Frankreich und Deutschland. So stieg – anders als in Hessen – der Kartoffelanbau in Nordrhein-Westfalen sogar an.

Absatz von Biokartoffeln schrumpft

Geschrumpft ist dagegen der Absatz von Bio-Kartoffeln. Vergleichen mit 2019 fehlten im vergangenen Jahr 10 Prozent der Menge. Der Bio-Kartoffelabsatz war mit Corona zunächst deutlich gewachsen, ging aber mit dem Ende der Lockdowns wieder deutlich zurück. Am Frischmarkt hätten Bio-Kartoffeln heute einen Umsatzanteil unter 10 Prozent, schreibt der Kartoffelverband, „avisiert waren mal 30 Prozent, ein Ziel, dass heute weniger realistisch erscheint denn je zuvor“.

Noch sind die Kartoffeln knapp, aber die Frühkartoffelländer wie Ägypten oder Spanien stehen in den Startlöchern, besonders Ägypten werde frühzeitig mit großen zusätzlichen Mengen erscheinen. Aus Israel, dem zweiten große Lieferland für Frühkartoffeln in die EU, werden wegen des Krieges deutlich weniger Lieferungen erwartet. Einstweilen, so der Verband, scheine aber sicher, dass die Preise in diesem Frühjahr hoch bleiben und Speisekartoffeln „sehr teuer werden“.

Quelle: UNIKA Jahresbericht 2023 unika-ev.de/images/unika/Jahresberichte/UNIKA_Jahresbericht_2023.pdf

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