Rekordsommer am Badesee
Sonne und Hitze trieben seit Mai Tausende ins immer noch saubere Wasser des Gederner Sees. Er ist warm genug, um auch Mitte September noch zu baden.
Baden im Gederner See
Der heißeste Sommer seit Menschengedenken ist ja noch nicht vorbei. Trotzdem hat er in Gedern schon eine Rekordmarke gerissen: Der städtische Badebetrieb am See verzeichnete mehr Gäste als lange zuvor. Seit Mai kamen 21 500 Menschen, um im 12,7 Hektar großen See zu plantschen. Oder einfach nur auf dem Gras zu liegen und zu „chillen“. So mancher Sonnenbrand dürfte in diesem Sommer am Badestrand rechts neben dem Eingang zum Campingpark ebenfalls zu spüren gewesen sein. Im eher verregneten Sommer 2017 waren nur halb so viele Menschen am Strand, berichtet Platzwart Axel Groß.
Für den städtischen Eigenbetrieb sind die Bade-Erlöse relevant. Jeder Erwachsene zahlt vier, ein Kind drei Euro für den Eintritt. Mit der Zehnerkarte sind 34 Euro für Erwachsene und 24 Euro für Kinder fällig. Das Geld wird dafür gebraucht, den Strandbereich sauber zu halten. Und die Toiletten am Rande wurden davon ebenfalls erneuert.
Während der Ferien strömten vor allem vormittags die meisten Menschen an den See, berichtet Platzwart Groß. „Ab neun Uhr kamen die in Massen. Jetzt herrscht eher ab 13 Uhr Hochbetrieb.“ Einzelgäste, Familien und Cliquen werden wahrscheinlich noch Mitte September die Finanzen des Eigenbetriebs stärken. Und die des Kioskbetreibers und der Pizzeria in wenigen Schritten Entfernung.
Der kleine Zeltplatz neben dem Badestrand ist in diesem Sommer ebenfalls viel voller als sonst, berichtet Axel Groß. In den Ferien und an Wochenenden bringen die Leute spontan ihr Zelt mit und übernachten am See. Bis jetzt gab es 15 700 Übernachtungen auf dem Zeltplatz. Im „Reisemobilhafen“ parkten 650 Campmobile über Nacht. Die Mobilheime und die kleineren „Woodlodges“ wurden in diesem Sommer für 3000 Übernachtungen genutzt. An Wochenenden sind sie noch bis Ende September ausgebucht. Eine Nacht in diesen Gebäuden am See kostet zwischen 40 und 95 Euro.
Der Wasserspiegel sank
Der Strand ist in diesem Sommer etwas größer als sonst, denn die Wasserlinie wich zurück. Der See ist gut einen halben Meter flacher geworden, schätzt der Platzwart. „Der Spießbach ist wegen des fehlenden Regens komplett versiegt. Und die Quelle im Wald kann die Verdunstung nicht ausgleichen.“ Weil der maximal 3,80 Meter tiefe See im Durchschnitt nur 1,8 Meter Wassersäule und jetzt viel weniger hat, mussten das Wasser-Trampolin und einige andere Badegeräte aus Sicherheitsgründen herausgenommen werden. Der beliebte grüne „Eisberg“ und die Kinder-Geräte bleiben aber draußen.
Die Hitze hat der Wasserqualität offenbar nicht geschadet. Die Keim-Belastung ist nach Messungen des Hessischen Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie geringer als im Sommer 2017. Auf der Internetseite www.badeseen.hlnug.de kann man sie einsehen. Die Behörde bescheinigt dem Gederner See „ausgezeichnete Qualität“ – die beste von sechs möglichen Noten. Auch mit Blaualgen, die in anderen Badegewässern durch grüne Schlieren auffallen, hat man laut Axel Groß in diesem Sommer keine Probleme.
Weitere Badeseen
Am 30 Hektar großen Nieder-Mooser See dagegen gab es im Juli eine Bade-Warnung. Man durfte zwar ins Wasser steigen, doch die Sicht betrug maximal 20 Zentimeter. Und das Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises riet vom Baden ab. Inzwischen sei das Wasser sauberer, aber immer noch den grünen Schlieren der Cyano-Bakterien durchsetzt. Auf der Webseite des Landesamtes heißt es: „Vermeiden Sie, beim Schwimmen Wasser zu schlucken!“ Vor allem bei Kindern könnten die Bakterien Übelkeit, Durchfall, Atemnot oder Hautreizungen verursachen. Nach dem Baden solle man auf jeden Fall duschen. Gut zum Schwimmen eignet sich auch der Inheidener See kurz vor Hungen.
Am 43 Hektar großen Nidda-Stausee gibt es in diesem Jahr weder Blaualgen noch Badegäste: Das Gewässer ist wegen der Staudamm-Sanierung weitgehend abgelassen und nicht mehr zum Schwimmen geeignet.
Der Gederner See
Ein Eigenbetrieb der Stadt Gedern betreibt den Badebereich und den großen Dauercamper- Bereich am See. Graf Ludwig Christian zu Stolberg-Gedern hatte ihn vor rund 200 Jahren im Tal des Spießbachs als Fischgewässer anlegen lassen. Die Stadt Gedern versucht seit Jahren, das jährliche Defizit in Höhe von zuletzt etwa 300 000 Euro abzubauen. Rund 120 000 Euro zusätzlich will sie durch höhere Pachten von den Dauercampern kassieren – was diese seit Monaten zu Protesten antreibt. Im Laufe der nächsten Tage werde die Stadt ihnen brieflich die Beweggründe zur Pachterhöhung schildern, sagte Bürgermeister Guido Kempel gestern. Aber: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir die getroffenen Entscheidungen revidieren werden.“
Die Stadt investiert zurzeit rund 1,2 Millionen in ein neues Sanitärgebäude. 2019 will sie mit staatlichen Zuschüssen eine große „Adventure-Golf“ Anlage bauen. Das muss ein neuer Betriebsleiter organisieren, der laut Kempel schon gefunden ist. Den Namen möchte der Bürgermeister noch nicht nennen. Den im September auslaufenden Vertrag des bisherigen Betriebsleiters Klaus Winkler hat die Stadt nicht verlängert.