Stroemfeld ist pleite

Verlag von Peter Kurzeck

Von Jörg-Peter Schmidt

Keine guten Nachrichten für Literaturfreunde: Der Stroemfeld-Verlag hat Insolvenz beantragt. Dies betrifft seinen Zweig in Frankfurt/Main (nicht das zweite Verlagsstandbein in der Schweiz).  Auf Anfrage des „Landboten“  bestätigte Geschäftsführer Karl Dietrich Wolff die drohende Insolvenz des Unternehmens, das die Werke namhafter historischer oder neuzeitlicher Autoren wie Heinrich von Kleist, Franz Kafka und des 2013 verstorbenen Peter Kurzeck publiziert hat.

Stroemfeld ist pleite

Vor einigen Wochen hatte der Verlag noch angekündigt, ein neues Buch zu veröffentlichen, das auf dem reichhaltigen Nachlass Kurzecks basiert – Der Titel lautet „Der vorige Sommer und der Sommer davor“ mit Beschreibungen eines Aufenthalts des Schriftstellers mit seiner Familie in Frankreich. Wolff  unterstrich gegenüber dem „Landboten“, dass sich der Verlag auf jeden Fall um das Erscheinen dieses zweiten Bandes aus dem Nachlass bemühen werde. Beispielsweise in einigen Buchhandlungen in Gießen gibt es Vorbestellungen für das Buch.

Der mehrfach mit Preisen bedachte Erzähler Peter Kurzeck (Foto) wuchs nach seiner Vertreibung aus Tachau (Böhmen) in Staufenberg (Kreis Gießen) auf, lebte später in Frankfurt/Main und in Uzès in Südfrankreich. Kurzeck  hat die Regionen seiner Lebensstationen lebhaft und fesselnd  beschrieben. Viele Leser in Deutschland und auch im Ausland schätzen die Romane und Hörbücher des Autors, um dessen Nachlass sich auch die Peter-Kurzeck-Gesellschaft in Staufenberg kümmert.

Die Werke Heinrich von Kleists wurden ebenfalls bei Stroemfeld verlegt. Foto: Wikipedia

Geschäftsführer Wolff (gebürtiger Marburger, früherer Vorsitzender des Sozialistischen Studentenbundes, SDS) muss nun hoffen, dass ein endgültiges „Aus“ seines  verlegerischen Lebenswerks abgewendet werden kann, möglicherweise durch die Finanzierung von Förderern.  „Stroemfeld“ hatte – wie auch andere Verlage – zuletzt große Probleme aufgrund zu geringer Nachfrage bei den Käufern seiner Bücher und auch bei den öffentlichen Bibliotheken.

Der Verlag wurde  1970 von Karl Dietrich Wolff unter dem Namen „Roter Stern“   ins Leben gerufen – mit der Tendenz zu Veröffentlichungen  aus der linken Szene Frankfurts. Später erfolgte die Umbenennung  des Unternehmens in „Stroemfeld/Roter Stern“. Im Laufe der Jahre kümmerte sich das Team des Verlags  mit großer Achtung vor der Arbeit bedeutender Schriftsteller vergangener Jahrhunderte um die Aufarbeitung und Herausgabe der Werke unter anderem von Gottfried Keller, Friedrich Hölderlin  und Robert Walser. Die    Sammlung der schriftstellerischen Arbeit Franz Kafkas soll am Ende mehr als 20 Bände umfassen. Im Laufe seiner rund 50-jährigen Geschichte hat sich der Verlag zunehmend einen hervorragenden Ruf erworben. Beispielsweise Peter Kurzeck gelang der Sprung in die Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Bleibt zu hoffen, dass „Stroemfeld“ gerettet werden kann.

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