Zucht immuner Schweine
von Michael Schlag
Die US-Behörde für Lebensmittelsicherheit (FDA) hat Schweine zugelassen, die mittels Genom-Editierung immun sind gegen die Schweinekrankheit PRRS (Porzines Reproduktives und Respiratorisches Syndrom). Entwickelt wurde die Technologie in Schottland am Roslin-Institut der Universität Edinburgh. Die Wissenschaftler benutzten dazu das Verfahren der Gen-Schere CRISPR/Cas, fremdes Erbmaterial wurde den Schweinen nicht zugefügt.
Zwei Milliarden Schaden im Jahr
Die Viruserkrankung PRRS verursacht in der Schweinehaltung weltweit Verluste von zwei Milliarden Euro pro Jahr. Der Informationsdienst trans-GEN beschreibt das Verfahren so: Den Gen-editierten Schweinen fehlt ein kleiner Bereich in dem Protein, durch das das Virus in Zellen eindringt, um sich dort zu vermehren. Wurden resistente Schweine dem PRRS-Virus ausgesetzt, blieben diese gesund und zeigten keine Anzeichen einer Infektion.
Virus hoch infektiös
Das PRRS-Virus befällt die Immunzellen der Lungen, die Folgen sind Erkrankungen der Atemwege und eine erhöhte Anfälligkeit für weitere Infektionen. Gravierend sind die Schäden in der Sauenhaltung, hier kommt es zum Absterben der Ferkel im letzten Teil der Trächtigkeit oder zu Frühgeburten mit kranken und schwachen Ferkeln. Das Virus ist hoch infektiös und wird innerhalb der Herden als Tröpfcheninfektion verbreitet; mit dem Wind kann es hunderte Meter weit transportiert werden. Weil das Virus äußerst wandlungs- und anpassungsfähig ist, mit sich immer wieder verändernden genetischen Varianten, haben Impfungen nur begrenzten Erfolg.
Immunität in Zucht verankern
Die jetzt eingeschlagene Methode, eine Resistenz in der Schweinezucht zu verankern, begann 2016. US-amerikanische Wissenschaftler hatten ein Rezeptor-Protein (CD163) auf der Oberfläche bestimmter Immunzellen als Einfallstor für das Virus identifiziert. In Schottland gelang es jetzt, die Synthese dieses CD163-Protein zu beeinflussen, damit bleiben die Zellen für das Virus verschlossen. Eingesetzt wurde das Verfahren des Genome Editing mittels der Gen-Schere CRISPR/Cas. Damit ist es möglich, bestimmte Gene gezielt auszuschalten. Bei der Zucht auf PRRS-Resistenz wurde in befruchteten Schweine-Eizellen ein DNA-Abschnitt des CD163-Gens blockiert – das entsprechende Protein wird nicht mehr gebildet. Diese Eigenschaft geben die Schweine an ihre Nachkommen weiter. Prof. Bruce Whitelaw vom Roslin-Institut bezeichnete die Zulassung in den USA als „Meilenstein bei der Genom-Editierung von Nutztieren“. Tests zeigten, dass in den editierten Schweinen keine PRRS-Antikörper nachweisbar waren, nachdem man sie dem Virus ausgesetzt hatte. Somit hatte tatsächlich keine Infektion stattgefunden. „Wir bezeichnen das als vollständige Immunität“, so Christine Trait-Burkard, Leiterin der Arbeitsgruppe am Roslin Institute.
Marktzulassung in den USA
Die Technik der Blockade des CD163-Gens wurde dann von der Genus PLC, einem Unternehmen für Nutztiergenetik und dem amerikanischen Schweinezucht-Unternehmen Pig Improvement Company (PIC) in den USA in die Schweinezucht eingeführt. Mittlerweile gibt es vier genetisch unterschiedliche Zuchtlinien von Schweinen, die PRRS-resistente Ferkel zur Welt bringen. Die US-amerikanische Lebensmittelbehörde FDA erteilte in diesem Jahr die Zulassung für diese „Technologie zur Zucht von PRRS-resistenten Schweinen“. Die FDA betont, es gebe keine Sicherheitsbedenken für solche gen-editierten Schweine, weder für den menschlichen Verzehr noch für die Umwelt. Im Lauf des kommenden Jahres könnte das Fleisch in den Handel in den USA kommen. Angestrebt ist die Zulassung der editierten Schweine auch in wichtigen Exportmärkten wie Mexiko, Kanada, Japan oder China. In Brasilien und Kolumbien besteht bereits die Zulassung, dort sind PRRS-resistente Schweine konventionellen Züchtungen gleichgestellt.
Quelle: https://www.transgen.de/tiere/2559.resistenz-prrs-schweine-genome-editing.html
Video der Universität Edinburgh
Pressemitteilung des Roslin-Instituts
https://vet.ed.ac.uk/roslin/news-events/2025/gene-edited-pigs-approved-for-us-market
Das Titelbild zeigt gegen PRRS immune Schweine. Bildquelle: Presseinformation des Roslin Instituts, Edinburgh