Bad Nauheim-Berlin

Der andere Armin

Früher war Armin Häuser Bürgermeister von Bad Nauheim, seit 2016 ist er Vorsitzender des Kreistags des Wetteraukreises. Bei der Bundestagswahl am 26.09.2021 tritt der Christdemokrat erstmals als Direktkandidat für den Wahlkreis 177 (Wetterau I) an. Der 57-Jährige wirbt mit dem Slogan „Gut für die Wetterau“. Trotz des momentanen Schwächelns der Bundes-CDU sieht er dem Wahltag zuversichtlich entgegen.

CDU hat Wahlkreis die letzten Jahre gewonnen

„Der Wahlkreis wurde in den letzten Jahren von CDU-Kandidaten gewonnen. Ich hoffe, dass mein Bekanntheitsgrad trägt und die Tatsache, dass ich politikerfahren bin – in der Umsetzung und Verantwortung.“ Wer Armin Häuser ist, beleuchtet dieser Artikel. Eingebettet in eine dreiteilige Serie, in der der Neue Landbote die Kandidierenden aus Bad Nauheim vorstellt: Dies vor dem Hintergrund langjährigen journalistischen Erlebens seitens der Autorin. Zu kritischen Anmerkungen hat sie Häuser um Stellungnahme gebeten.

Plakate von Armin Häuser säumen den Straßenrand. (Foto: Petra Ihm-Fahle)

Wahlkampf, bis die Wahllokale schließen

Das Bundestagsmandat würde Häuser gerne für die Wetterau ausüben. Seinem Team sagte er: „Wenn die Wahllokale schließen, hören wir auf zu kämpfen.“ Doch sollte es nicht für das Direktmandat reichen, das über die Erststimme vergeben wird, werde er das akzeptieren.

Er hofft, dass die Partei letztlich besser abschneidet, als die aktuellen Umfragen der CDU und seinem Namensvetter Armin Laschet voraussagen. Ein Einzug über die Landesliste, die über die Zweitstimme bedient wird, dürfte aber ausgeschlossen sein. Häuser steht dort auf Platz 19.

Armin Häuser lebt seit 2007 in Bad Nauheim

Armin Häuser wurde in Nieder-Weisel geboren und lebt mit Frau und zwei Kindern seit 2007 in der Kurstadt. Bevor er dort Bürgermeister wurde, war er Erster Stadtrat in Nidda, anschließend in Bad Nauheim.

2017 Rückzug als Bürgermeister

Nach nur einer Wahlperiode als Rathauschef zog er sich zurück. In der Amtszeit von Armin Häuser und seiner Kämmerin Brigitta Nell-Düvel (Grüne) kam zwar der hochdefizitäre Haushalt zurück in die schwarzen Zahlen, Häuser hatte sich aber mit der Bad Nauheimer CDU überworfen.

Zusammen mit der CDU Bad Nauheim im Bundestagswahlkampf. (Foto: CDU Bad Nauheim)
Zusammen mit der CDU Bad Nauheim im Bundestagswahlkampf. (Foto: CDU Bad Nauheim)
Keine alten Kamellen

2018 dann schlug seine Bewerbung als Stellvertreter für den Landtagsabgeordneten Norbert Kartmann fehl. Vertreter der Bad Nauheimer CDU verhinderten seine Ersatzkandidatur, indem sie Manfred Jordis als Gegenkandidaten aufstellten. Jordis will sich heute nicht mehr zu dem internen Krach mit Häuser von damals äußern. „Olle Kamellen gibt es nicht aufzuwärmen“, erklärt er. Als Beleg schickt Jordis ein Bild, das Vertreter der Bad Nauheimer CDU einträchtig mit Häuser am Wahlkampfstand in der Fußgängerzone zeigt. 

Finanzielle Herausforderungen

Auch Häuser betont: „Ich gucke eigentlich gern nach vorn.“ Inhaltliche Verwerfungen habe es damals gegeben, da die Stadt Bad Nauheim hohe finanzielle Herausforderungen hatte und die Grundsteuer erhöhen musste: sowohl während seiner Zeit als Kämmerer als auch als Bürgermeister. „Eine vernünftige generationengerechte Finanzpolitik war mir sehr wichtig“, sagt er.

Stimmungswechsel wegen Therme

Plötzlich aber kam es hinsichtlich dem Thermalbad zu einem Stimmungswechsel. Für den Neubau einer Therme hatte das Parlament 15 Millionen Euro aufgerufen. Nach Ansicht von Häuser war mit diesem Geld nur eine Sanierung möglich, was seine Partei anders sah. Da die Fraktion bei einer Sitzung nur geheim über diese Frage abstimmen wollte, zog sich Häuser von den Fraktionssitzungen zurück. „Ich habe gesagt: Wir sind eine Fraktion. Wir müssen doch offen abstimmen. Wenn ihr Angst davor habt, wenn ich dabeisitze, kann ich euch nur befreien, wenn ich nicht mehr komme.“     

Zog sich zurück

Da die Therme ein zentraler Inhalt des Wahlkampfes war, sah Häuser keinen Sinn in einer neuerlichen Bürgermeister-Kandidatur. „Die CDU hätte mich unterstützt. Es hätte aber keinen Sinn gemacht, gemeinsam am Stand zu stehen und unterschiedliche Auffassungen zu vertreten.“ Er zog es vor, den Kollegen nicht im Weg zu stehen.

CDU-Bundestagskandidat Armin Häuser (Foto: Petra Ihm-Fahle)
CDU-Bundestagskandidat Armin Häuser (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Keine faulen Kompromisse

„Ich gehe den Konflikten nicht aus dem Weg“, sagt er. Er denkt, dass er die Wahl gewonnen hätte. „Die CDU hätte dann einen Bürgermeister gehabt, zu dem sie keinen Kontakt gehabt hätte. Wem hätte das genützt?“ Zu Kompromissen sei er bereit, aber nicht zu faulen. Einem Thermenneubau zuzustimmen, der hinterher viel teurer geworden wäre, wollte er nicht. „Es hätte immer geheißen: ‚Häuser hat‘s vergeigt.‘“ 

Ohne Wahl in den Landtag?

Als die Wahl zum Ersatzkandidaten für den Landtagsabgeordneten Kartmann anstand, hatte der Bad Nauheimer Christdemokrat Klaus Dietz gegen Häuser gewettert: „Er soll so quasi mit dem Aufzug ohne Wahl durch den Bürger in den Landtag befördert werden.“

„Kam vom Richtigen“

Häuser kontert: „Das kam gerade vom Richtigen. Das war völlig niveaulos, es war ein großer Vertrauensbruch.“ Vor allem gegenüber Kartmann sei es nicht in Ordnung gewesen. Kartmann habe ihn gefragt, ob er den Stellvertreter machen wolle – mehr nicht. „Es gab nie eine Absprache getreu dem Motto: ‚In der Mitte wechseln wir.‘“ Er, Häuser, gehe nie einem Wahlkampf aus dem Weg. Insofern sei der Vorwurf daneben gewesen – von jemandem wie Dietz, der sonst nie den Mund aufgemacht habe.

Gut vernetzt?

Als er 2018 seine Teilzeitstelle als Geschäftsführer im Hessischen Kompetenzzentrum für Telemedizin und E-Health in Gießen antrat, lästerte manch einer über seine Einstellung. Laut böser Zungen hätten ihm Kontakte in oberen Partei-Etagen geholfen. WZ-Redakteur Jürgen Wagner griff das Gerücht in einer Glosse auf und schrieb „Gut vernetzt – bestens versorgt“. Häuser saß bei einem Pressetermin genau unter dem Banner mit diesem Slogan der E-Health-Initiative. Er dementiert das: „Ich hatte keine Versorgung nötig. Ich wollte gerne was Neues machen.“ Mehrere andere Angebote hätten ihm vorgelegen, er bewarb sich auf dieses.

Schwiegersohn-Typ

Was für ein Typ ist Armin Häuser? Die Wetterauer Zeitung beschrieb ihn vor Jahren als „Liebling aller Schwiegermütter“. Freundlich, höflich, korrekt, ordentlich, zielstrebig und integer. Diese Begriffe fallen einem ein. Es ist ein Bild, das er nicht ungern bedient. Kürzlich etwa, als das Sommerfest der Seniorenunion in Friedberg terminiert war. Er hakte eine ältere Dame fürs Foto unter und lächelte gewinnend in die Kamera. Wohlwissend um diese Wirkung? Auf jeden Fall lacht Häuser gern und hat Humor.

Schwiegermutter-Typ Armin Häuser beim Seniorenfest der CDU Friedberg. (Foto: CDU)
Schwiegermutter-Typ Armin Häuser beim Seniorenfest der CDU Friedberg. (Foto: CDU)
„Bye-bye, Burdak“

Es gibt allerdings auch die andere Seite, die unangenehm sein kann. Wie ein CDU-Mitglied der Autorin dieses Artikels einmal verriet, hätten manche Bad Nauheimer Fraktionskollegen Angst gehabt, in seiner Gegenwart etwas zu sagen. Denn wenn sich Häuser ärgert, putzt er schon mal sein Gegenüber herunter, auch vor Publikum. Dies mit messerscharfer Rhetorik. Nicht jede/r dürfte es gut finden, wenn er einen, im übertragenen Sinn, Kübel Eiswasser über jemandem ausgießt. „Das ist gesund“, flachst er im Gespräch mit dem Neuen Landboten.

Ein Beispiel: 2016 giftete er den scheidenden Stadtverordneten Jürgen Burdak an, als jener in seiner letzten Parlamentssitzung die Mängel beim sozialen Wohnungsbau anprangerte. Häuser setzte daraufhin den Namen von Burdaks Partei „3B“ mit „Bye-bye, Burdak“ gleich.

„War spaßig gemeint“

„Es war eigentlich spaßig gemeint“, sagt er heute. Er habe nicht verstanden, wieso Burdak in seiner letzten Sitzung eine Entscheidung forderte, die er finanziell nicht mehr verantworten musste. Burdak habe ihn als Bürgermeister oft kritisiert und die Verwaltung angegriffen.     

Intelligente Spitzen

Wortwitz reizt ihn, wie er bekennt. Er schätze die politische Diskussion, setze sich inhaltlich gern auseinander. Auch möge er es, hier und da mal eine „intelligente Spitze“ zu platzieren.

Zufrieden mit Amtszeit gewesen

Vor seinem Ausscheiden aus den Diensten der Stadt Bad Nauheim äußerte er sich im Gespräch mit der Autorin zufrieden mit seinen Leistungen. „Als ich das Amt über­nom­men ha­be, war die Zeit nach der Lan­des­gar­ten­schau, ei­ne Zeit der Eu­pho­rie.“ Die Stadt hat­te vie­le Zu­schüs­se für die Gar­ten­schau be­kom­men, die vie­le Pro­jek­te er­mög­lichten. Gleichzeitig sah sich die Kommune auf ein­mal aber an­de­ren wirt­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen ge­gen­über: 2011 fiel der Zu­schuss fürs Staats­bad weg, die Schlüs­sel­zu­wei­sun­gen gin­gen zu­rück.

Mutige Entscheidungen

Zudem musste die Stadt den ge­setz­li­chen Auf­trag der U3-Be­treu­ung er­fül­len und ein gro­ßes Haus­halts­loch stopfen: Dies bei ho­her Er­war­tungs­hal­tung der Bür­ger nach der Gar­ten­schau und der schwie­ri­gen Auf­ga­be, die In­fras­truk­tur zu er­hal­ten. „Und das ha­ben wir sehr gut hin­be­kom­men“, er­klärte Häu­ser damals. Mu­ti­ge Ent­schei­dun­gen sei­en not­wen­dig ge­we­sen, die nicht im­mer po­pu­lär waren.

Finanziell gesund

Bad Nau­heim sei nach sechs Jah­ren aber fi­nanz­iell ge­sundet und wach­se ge­sund. „Wir ha­ben in mei­ner Zeit cir­ca 500 Wohn­ein­hei­ten und ein kom­plet­tes Ge­wer­be­ge­biet ge­schaf­fen“, sagte er. In der Stadt ge­be es über 10 000 so­zi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Ar­beits­plät­ze, ein Zu­wachs von 1500 in Häus­ers Amts­zeit. „Da wa­ren wir im Wett­er­au­kreis Spit­zen­rei­ter und im Pla­nungs­ver­band Rhein-Main an zwei­ter Stel­le.“ Die Stadt sei in Sa­chen schnel­les In­ter­net füh­rend im Kreis ge­we­sen, die In­nens­tadt sei at­trak­ti­ver ge­wor­den. Die Zahl der U3-Plät­ze sei ver­dop­pelt wor­den, ei­ne neue Kli­nik ge­won­nen, so­wie die so­zia­le und kul­tu­rel­le In­fras­truk­tur er­hal­ten wor­den. „Und in der Spit­ze ha­ben wir bis zu 350 Flücht­lin­ge de­zen­tral un­ter­ge­bracht.“

Volle Kraft gegeben

Er ging seinerzeit „mit dem gu­ten Ge­fühl, al­les in sei­ner Macht Ste­hen­de für die Stadt ge­tan und sei­ne vol­le Kraft ge­ge­ben zu ha­ben“.

Ob er die Möglichkeit hat, das auch im Bundestag zu tun, wird sich zeigen.

Info

Geboren in Nieder-Weisel

Geboren wurde Häuser in Butzbach-Nieder-Weisel, wo er den evangelischen Kindergarten und die Grundschule besuchte. Dort spielte er beim SV Nieder-Weisel Fußball.

Diplom-Verwaltungswirt

Nach dem Abitur studierte er an der Verwaltungsfachhochschule Wiesbaden, wo er 1986 als Diplom-Verwaltungswirt abschloss. Fünf Jahre lang lernte er als Beamter der Stadt Bad Nauheim die Themenfelder Soziales, Finanzen und Personal laut seiner Homepage gründlich kennen. Als Ausbildungsleiter war er auch für die Förderung der Nachwuchskräfte zuständig.

In Mecklenburg-Vorpommern

1991 bis 1996 war er in der Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern aktiv: als Haushaltsreferent, stellvertretender Referatsleiter für Haushalt und Organisation, Ausbildungsleiter und Personalratsvorsitzender.

2011 bis 2017 Bürgermeister

1996 wurde er Haupt- und Personalamtsleiter in Nidda, 2001 dort Erster Stadtrat. 2006 wechselte er als Erster Stadtrat nach Bad Nauheim. Mit mehr als 70 Prozent der Stimmen gewann er 2011 die Stichwahl gegen den bisherigen Bürgermeister Bernd Witzel. 2017 schied er aus, übernahm die Geschäftsführung des Kompetenzzentrums für Telemedizin und E-Health in Gießen. Seit 2007 wohnt er mit seiner Familie in der Kurstadt. Seit 2016 ist er Kreistagsvorsitzender.

Familie, Musik, Fußballfan

Seine Freizeit verbringt Armin Häuser in erster Linie mit seiner Familie und der (Kreis-)Politik. Er hört gern Musik (u. a. von Phil Collins, U2, Bruce Springsteen, Stevie Nicks und Bryan Adams). Seine Lieblings-Fußballmannschaft ist Borussia Mönchengladbach.

Armin Häusers Homepage

Über Peter Heidt in der Serie Bad Nauheim-Berlin

Über Natalie Pawlik in der Serie Bad Nauheim-Berlin

2 Gedanken zu „Bad Nauheim-Berlin“

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