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Gericht hebt Baustopp auf

Von Klaus Nissen

Nach fast dreijährigem Stillstand rückt der Weiterbau des Amazon-Verteilzentrums in Grund-Schwalheim bei Echzell im Wetteraukreis in Sicht. Das Verwaltungsgericht hob den im Mai 2021 verfügten Baustopp auf. Der BUND kann aber noch Beschwerde einlegen.

Seit Jahren ruht die Baustelle von Amazon

Bald geht es womöglich weiter auf der verwaisten Baustelle der Amazon-Logistikhalle an der Kreuzung der B455 mit der Landesstraße von Unter-Widdersheim nach Bisses. Die 1. Kammer des Verwaltungsgerichts Gießen hob am Mittwoch den jahrelangen Baustopp auf. Die vom Wetteraukreis erteilte Baugenehmigung sei nun „offensichtlich rechtmäßig“, heißt es in der Mitteilung des Gerichts.




Seit Jahren ruht der Bau der 14 Meter hohen Amazon Logistikhalle am Ortsrand von Grund-Schwalheim bei Echzell. Die Umweltschützer des BUND haben das Projekt des Hamburger Bauträgers Garbe mit einer Klage blockiert. Der beantragte nun den Weiterbau. Das Verwaltungsgericht Gießen stimmte zu. Dieser Beschluss ist aber noch nicht rechtskräftig. Foto: Nissen

Auf dem verkehrsgünstigen Gelände am römischen Wetterau-Limes investiert die eigens gegründete 77. Logimac Grundbesitz GmbH – eine Tochter des Hamburger Projektentwicklers Garbe. Der hat die Industriebau-Firma Goldbeck mit der Errichtung des Verteilzentrums beauftragt. Amazon steht als Mieter bereit. Auch nach jahrelangem Stillstand halte man am Projekt fest, hatte Amazon Ende 2023 auf Anfrage gemeldet. Von Grund-Schwalheim aus soll jeden Tag eine Sprinter-Flotte die Amazon-Kunden in den Kreisen Wetterau, Gießen, Vogelsberg und Main-Kinzig mit Konsumwaren versorgen.

Umweltverträglichkeit wurde nachträglich geprüft

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ging schon 2020 gegen das Projekt vor. Im Mai 2021 verhängte der Kasseler Verwaltungsgerichtshof den Baustopp, weil auch er eine unzureichende Prüfung der Umweltverträglichkeit bemängelte. Das holten die Bauherren nach. „Das Artengutachten ist das aufwendigste, das wir bisher gemacht haben“, sagt der Garbe-Geschäftsführer Jan Dietrich Hempel.

Das Bauschild zeigt, wie die Verteilstation von Amazon mitten auf dem Lande einmal aussehen soll. Foto: Nissen

Das Verwaltungsgericht ist beeindruckt. Es schreibt: Die Umwelt-Untersuchungen seien„insbesondere auf der Basis umfangreicher Ortsbegehungen, Kartierungen und Auswertungen erfolgt.“ Im Hinblick auf die geprüften Vogelarten und andere Tiere – zum Beispiel Biber – sei in der Summe nicht erkennbar, dass Beeinträchtigungen durch Beleuchtung, optische Störreize oder sonstige Störungen übersehen wurden. Das Gericht hält auch einen 24-Stunden-Betrieb des Logistikzentrums neben dem Vogel-Rastplatz in der Horloffaue für umweltverträglich.

BUND sieht Gefahren für den Lebensraum der Vögel

Beim BUND sieht man das anders. Der Umweltverband kann den Gießener Beschluss binnen zweier Wochen beim übergeordneten Verwaltungsgerichtshof in Kassel anfechten. Landesvorstandsmitglied Werner Neumann hatte zuvor fehlende Daten über das Vorkommen und Verhalten der Brut- und Rastvögel nahe der Baustelle bemängelt. Das von Garbe finanzierte Gutachten zeige aber, „wie gravierend die Auswirkungen durch den Bau der Halle und deren Kulisse schon jetzt sind. So kommt etwa die Bekassine im Wirkraum nicht mehr vor.“

Die Vögel vergrämende Kulisse der 14 Meter hohen Halle werde noch größer, wenn man sie wie geplant mit Bäumen eingrüne. Schon jetzt gebe es kaum noch Kraniche, die bisher in der Horloffaue auf ihrem Zug nach Südeuropa rasteten. Die Umweltschützer bemängeln zudem, dass die Kollisionsgefahr der Großvögel mit den vielen Kurier-Kleinlastern beim Betrieb des Verteilzentrums nicht im Gutachten berücksichtigt wurden.

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