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Vogelsberger starten „Fairkaufswagen“

Wenn es Unverpackt-Läden in den Fußgängerzonen gibt – warum dann nicht auch Händler, die auf Wochenmärkten Nudeln, Mehl, Eier oder Shampoo direkt in die Behälter der Kunden verkaufen? Eine Gruppe junger Leute aus dem Vogelsberg will 2021 einen „Fairkaufswagen“ durch die oberhessischen Lande touren lassen. Die Crowdfunding-Kampagne hat das erste Ziel bereits erreicht.

Unverpackt-Mobil für Oberhessen

Wenn alles gutgeht, ist ab Frühjahr 2021 der „Fairkaufswagen“ auf den Wochenmärkten in Alsfeld, Lautgerbach, Lich oder Grünberg präsent. Aus dem Wagen heraus können die Kunden dann Lebensmittel und Drogerie-Artikel nach Gewicht, ohne Verpackung kaufen. Zum Beispiel Nudeln, Reis und Mehl über Kaffee, Gewürze, Nüsse und Süßigkeiten bis hin zu Reinigungs- und Pflegeprodukten. Die Chancen dieses njeuen Unternehmens stehen gut, denn die Finanzierung des Projekts ist auf der Crowdfundingt-Plattform Startnext weit fortgeschritten.

Etwa so wird der Fairkaufswagen aussehen. Zeichnung: Klimafairein Oberhessen

Am 5. November 2020 haben die Initiatoren des 2019 in Mücke gegründeten „Klimafairein Oberhessen“ bereits 151 Spender gefunden, die bisher knapp 19000 Euro zusagten. Dabei ist noch bis zum 23. November Zeit, die angepeilten 20 000 Euro zu erreichen. Das erste Ziel mit 10 000 Euro war schon nach wenigen Tagen erfüllt. Wer sich für das Projekt interessiert, findet den Aufruf auf http://www.startnext.com/fairkaufswagen

Mobiler Unverpacktladen

Verpackungsmüll, lange Transportwege, schlechte Produktionsbedingungen – die Art und Weise, wie Lebensmittel in riesigen Mengen weltweit produziert, transportiert und verkauft werden, ist nach Ansicht der Aktivisten mitverantwortlich sind für die Klimakrise. Gemeinsam mit Vorstandsmitgliedern haben sich fünf junge Männer eine Gegenstrategie überlegt. „Wir möchten mit einem mobilen Unverpacktladen auf den Märkten in der Region präsent sein, natürlich mit Produkten, die hier bei uns produziert werden“, lautet der Plan von Jannik Reichel und seinen Mitstreitern.

Vorgemacht hat es ihnen eine junge Frau. Jessica Thijs tourt schon seit August 2018 mit dem ersten deutschen Unverpackt-Truck über die Wochenmärkte der Eifel. Auf sechs Quadratmetern bietet sie nach eigenen Angaben rund 100 Artikel an – ohne Verpackung, zu bezahlen nach Gewicht. Ihr zweites Unverpackt-Mobil wollte sie bereits in diesem Jahr auf Tour bringen – das verhinderte aber die Corona-Epidemie.

Fünf Studenten packen das Projekt an

Im Vogelsberg eifern Jonas Naumann, Jannik Reichel, David Semmler, Leon Kreuder und Tim Franke der Startup-Gründerin nach. „Wir sind alle um die 22 und studieren“, sagt Leon Kreuder. Seine Freunde werden Juristen oder Wirtschaftswissenschaftler; er selbst studiert Soziale Medienwissenschaft bei der Technischen Hochschule Mittelhessen und setzt seine Kommunikationskenntnisse nun für den Fairkaufswagen ein.

Die Gründer des Klimafairein Oberhessen im Gruppenfoto. Links unten kniend: der Fairkaufswagen-Werber Leon Kreuder.

„Mit dem Crowdfunding-Geld können wir die Erstausstattung des Wagens bezahlen“, schätzt Leon Kreuder. „Trotzdem müssen wir für das Fahrzeug selbst noch einen Kredit aufnehmen.“ Zuerst dachten die jungen Männer an einen gebrauchten braunen UPS-Wagen, doch dessen Umbau wäre zu aufwändig. Gebrauchte Marktautos mit Seitenklappe will die Gruppe nicht einsetzen, denn die Emissionen der alten Motoren sind den jungen Männern zu schmutzig. Leon: Wir dachten auch an ein Elektroauto, agber der wäre zu teuer“.

Wer Geld gibt, bekommt etwas zurück

Nun werde man wahrscheinlich einen neueren Kastenwagen zum Fairkaufsmobil umbauen.Zuerst werden die jungen Männer selber mit ihrem Unverpackt-Mobil unterwegs sein, um das Fahrzeug und den Alltag auf den Wochenmärkten auszuprobieren. Wenn alles gut klappt, wollen wir jemanden einstellen und somit Arbeitsplätze in der Region schaffen.

Zum Startkapital kommen noch 2500 Euro aus dem Fördertopf „#WirVsVirus“ hinzu, meldet der Klimafairein. Wer noch als Spender mitmachen will, bekommt auch eine Gegenleistung. Ab 50 Euro für das Projekt gibt es einen Einkaufsgutschein über die gleiche Summe, den man im nächsten Jahr beim Fairkaufswagen einlösen kann. Kleinere Spenden werden mit Bambus-Zahnbürsten und Stoffbeuteln belohnt.

Sobald der Fairkaufswagen richtigen Gewinn abwirft, soll er den gemeinnützigen Zielen des Klimafaireins zur Verwirklichung helfen – beispielsweise der Anpflanzung von einer Million Bäume in der Region.

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