SGV: Frankfurt soll sich selbst versorgen
Die Mainmetropole Frankfurt hat schon riesigen Durst. Der wird durch den geplanten neuen Stadtteil im Nordwesten weiter wachsen, warnt die Schutzgemeinschaft Vogelsberg und fordert, dass Frankfurt für neue Bauvorhaben die Eigenversorgung mit Trinkwasser nachweisen muss.
Wachstum zu Lasten des Umlands
In dem neuen Frankfurter Stadtteil sollen beiderseits der A5 bis zu 30.000 Menschen wohnen. „Damit setzt Frankfurt nach den Projekten Riedberg, Main-Tor-Viertel und andere mehr seine Politik des möglichst ungebremsten Wachstums fort. Dass dies zu Lasten des Umlandes mit seinen kleinen Städten und Dörfern geht, stört die Koalition aus CDU, SPD und Grüne im Römer wohl nicht weiter. Das Wettrennen mit anderen Ballungsräumen um prestigeträchtige Größe hat hier offensichtlich Vorrang“, klagt die Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV), ein Zusammenschluss von Kommunen, Verbänden und Organisationen, der sich gegen den Raubbau am Grundwasser im Vogelsberg wehrt. Per Fernleitungen bezieht die Stadt Frankfurt einen erheblichen Teil ihres Trinkwasser aus dem Mittelgebirge.
Die SGV fordert für alle Frankfurter Bauplanungen „eine sichere und ökologisch vertretbare Wasserversorgung“. Das sei mit dem mit den aktuellen Systemen künftig nicht mehr machbar. Die Regierung der Stadt ignoriere „geradezu willentlich“ die Probleme um die Wasserbeschaffung für Rhein-Main, die sich in den letzten Jahren erheblich verschärft hätten. Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg weist den Ballungsraum schon seit längerem darauf hin, dass er künftig mit weniger Fernwasser aus dem ländlichen Raum zurechtkommen müsse, weil die Grundwasserneubildung teilweise dramatisch abnehme. „Ernsthaft darauf reagiert haben Frankfurts Obere bislang nicht. Anscheinend hoffen sie, dass die Hessenwasser GmbH & Co. KG, an die sie die Frankfurter Brunnen verkauft haben, schon irgendwie ausreichend Wasser zu einem möglichst niedrigen Preis herbeischaffen wird“, erklärt die SGV.
Gesetzlich Vorgaben einhalten
Dieses Verhalten entspreche nicht den gesetzlichen Vorgaben für eine kommunale Daseinsvorsorge und für eine ortsnahe Wassergewinnung. Ganz im Gegenteil müsse Frankfurt als Grundlage für alle Planungen den Nachweis erbringen, dass die Stadt die neuen Baugebiete langfristig sicher und selbst mit Wasser versorgen könne. Aus den Fernwasser-gewinnungsgebieten wie dem Vogelsberg und dem Burgwald werde künftig besonders in verbrauchsintensiven Trockenzeiten weniger Grundwasser fließen. Eine gesteigerte Abhängigkeit von Fernwasser sei da für alle Beteiligte fatal. Deshalb müsse Frankfurt zunehmend eigene Ressourcen nutzen. Das sei in dem wasserreichen Gebiet zwischen Main und Rhein technisch durchaus machbar. Es wäre zum Beispiel ein Leichtes gewesen, im Main-Tor-Viertel, direkt am Fluss gelegen, die WC-Spülungen mit Mainwasser zu versorgen. Trotz aller Aufforderungen der SGV zum Trinkwasserverzicht seien die städtischen Ämter nicht willens gewesen, hier die entsprechende Infrastruktur zu schaffen, und so fließe kostbares Grundwasser durch die Toiletten, beklagt die Schutzgemeinschaft.
Grundwasser wird knapp
Die SGV fordert: „Mit dieser besorgniserregenden Sorglosigkeit gegenüber den klimatisch bedingt wachsenden Wasserproblemen muss jetzt Schluss sein. Für die aktuellen und künftigen Planungen muss die Frankfurter Politik endlich ihre Verantwortung für die städtische Wasserversorgung nach §30 Hessisches Wassergesetz wahrnehmen. Sie muss wieder Zugriff auf die ehemals städtischen Brunnen bekommen, und diese verstärkt nutzen und schützen. Ohne den Nachweis, dass die Stadt neue Baugebiete mangels Fernwasser künftig aus eigenen Ressourcen versorgen kann, muss das Regierungspräsidium Darmstadt zum Beispiel den Plänen für den neuen Nord-West-Stadtteil eine Absage erteilen.“ Die SGV schlagt vor, alle Neubaugebiete im Rhein-Main-Gebiet künftig mit einem doppelten Versorgungsnetz zu erschließen. Trinkwasser durch die WCs rauschen zu lassen müsse der Vergangenheit angehören.
Die SGV bietet der Frankfurter Stadtpolitik einen Dialog an, mit dem Ziel einer gestärkte Eigenversorgung Frankfurts mit Wasser aus eigenen Ressourcen. Der Handlungsbedarf sei groß. Ein ‚Weiter so wie bisher‘ dürfe es nicht geben.