1000. Baum im Kreis Gießen gepflanzt
Mareike Lott hat den 1000. Baum gepflanzt, für den es eine Förderung des Landkreises Gießen gab. Um Streuobstwiesen zu erhalten, gewährt der Landkreis Gießen schon seit 2013 Zuschüsse, wenn außerhalb geschlossener Ortschaften hochstämmige Obstbäume neu angepflanzt werden.Naturschutz kann Spaß machen
Blühende Bäume im Frühjahr, leuchtende Früchte im Spätsommer: Streuobstwiesen prägen nicht nur Ortsbild und Landschaften in Mittelhessen, sondern sind auch wertvolle Biotope und bieten Lebensraum für Tiere und Pflanzen. „Mein Vater ist begeisterter Baumpflanzer“, erzählt Mareike Lott neben ihrem jungen Ontarioapfelbaum auf dem Leihgesterner Feld. Er war es auch, der sie auf die Idee mit dem Förderantrag gebracht hat. „Bisher stehen auf unserer Streuobstwiese sieben große Bäume und ein paar kleine, die meisten tragen Äpfel, manche davon Birnen. Das Obst essen oder keltern wir und verschenken einen Teil an die Nachbarschaft.“ Auch wenn es bis zur Ernte noch etwas dauert, sei die Freude über den Neuzugang groß gewesen, berichtet der Kreis Gießen in einer Pressemitteilung .

„Dieser 1000. geförderte Streuobstbaum im Landkreis Gießen steht heute stellvertretend für all die bezuschussten Hochstämme der letzten sieben Jahre“, sagt Erste Kreisbeigeordnete Dr. Christiane Schmahl und fährt fort: „Und wir sind für jeden einzelnen sehr dankbar. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich heutzutage jemand die Mühe macht, eine Streuobstwiese zu pflegen.“ Mareike Lott sieht das ganz pragmatisch: „Wir haben die Arbeit einfach zu einem Familien-Event gemacht, das hat besonders während der Corona-Zeit für Abwechslung gesorgt. Es ist schön zu sehen, wie meine Kinder auf der Streuobstwiese spielen, wo ich früher selber als Kind gespielt habe.“
Stabiles Ökogefüge
Streuobstwiesen sind ein bedeutender Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Arten wie Steinkauz, Rotkopfwürger und Wendehals nutzen diese als Rückzugsgebiete. Die Baumhöhlen alter Obstbäume sind unverzichtbare Wohnorte für Siebenschläfer, Fledermäuse und Wildbienen. Da die Wiesen unter dem Streuobst meistens nur selten gemäht werden, finden sich dort häufig artenreiche Blumenwiesen mit Salbei, Margerite, Bocksbart, Habichtskraut und Klappertopf. Durch den Erhalt von Streuobstbeständen werden daher sowohl die Lebensräume als auch die Biodiversität gesichert. Verschiedene Biotope gewährleisten ebenfalls ein stabiles Ökogefüge im Zusammenhang mit einer nachhaltigen Entwicklung für den Menschen.
„Es trifft sich gut, dass gerade unser 1000. geförderter Streuobstbaum mit seiner Lage Teil des größten Streuobstbestandes im Landkreis Gießen ist“, erläutert Stephan Stein, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. „Die Streuobstbestände von Linden-Leihgestern sind seit 1994 ein geschützter Landschaftsbestandteil mit einer Fläche von über 45 Hektar.“ Das sei umso beeindruckender, wenn man bedenke, dass auf Streuobstwiesen über 5000 Tier- und Pflanzenarten leben. Umwelt-Dezernentin Dr. Christiane Schmahl ergänzt: „Die Anzahl der auf einem Baum lebenden Tiere steigt exponentiell mit der Größe des Baumes. Auch deswegen fördert der Landkreis Gießen Hochstämme, deren ausgewachsener Kronenansatz sich in einer Höhe von mindestens 1,8 Metern befindet.“
Förderprogramm wurde verlängert
Der Kreisausschuss hat 2019 die bestehende Förderung der Streuobstwiesen um weitere drei Jahre verlängert und dafür insgesamt 10.000 Euro freigegeben. Damit unterstützt der Landkreis Gießen Kommunen, Obst- und Gartenbauvereine sowie Privatpersonen, die einen hochstämmigen Obstbaum außerhalb geschlossener Ortschaften im Kreisgebiet neu anpflanzen, um dem zahlenmäßigen Rückgang des Streuobstbestandes entgegenzuwirken. Bezuschusst werden die Arten Apfel, Birne, Kirsche, Kulturzwetschge, Speierling und Walnuss. Pro Baum werden 20 Euro gezahlt bei maximal zehn Bäumen pro Antragsteller und Jahr. Neben Neuanpflanzungen gibt es auch Fördergelder für die Pflege von Streuobstbäumen. Erziehungsschnitte ab dem zweiten Standjahr werden mit drei Euro und Instandhaltungsschnitte mit sechs Euro subventioniert. Ebenfalls sind Zuschüsse von bis zu 80 Prozent und höchstens 10 Euro für den Einzelschutz möglich.
Wer einen Antrag zur Streuobstbaumförderung stellen oder weitere Details wissen möchte, kann sich an die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Gießen wenden. Ansprechpartnerin ist Melanie Guthörl, 0641 9390-1462, melanie.guthoerl@lkgi.de. Antragsformulare sind zu finden unter lkgi.de.
Titelbild: Umweltdezernentin Dr. Christiane Schmahl (links), Leiter der Unteren Naturschutzbehörde Stephan Stein (mittig) und Antragstellerin Mareike Lott (rechts) freuen sich im Leihgesterner Feld über den 1000. geförderten Streuobstbaum des Landkreises Gießen. (Foto: Landkreis Gießen)