Römervilla gefunden

Bemalter Putz bei MünzenbergGambach Archäologen an der Mauer

Mehr als 300 Gutshöfe versorgten vor 1800 Jahren die römischen Besatzer der Wetterau mit Lebensmitteln. In Münzenberg-Gambach haben die Ausgräber Mauern und Reste einer weiteren Villa Rustica entdeckt.

Römervilla gefunden

Gambach römische Mauer an der Straße
Parallel zur Bundesstraße 488 liegt die Hofmauer des römischen Gutshofes von Gambach. Vermutlich ist die Straßentrasse also mindestens 1800 Jahre alt. Foto: Wetteraukreis

Bis zu 112 Wohnhäuser sollen bald an der Bundesstraße 488 am Ortsrand von Münzenberg-Gambach entstehen. Schon vor Jahrtausenden lebten hier Menschen. Die Reste eines Hauses aus der Jungsteinzeit haben Grabungsleiter Marcus Jae und seine Helfer unter dem Acker freigelegt.  Außerdem  die mächtigen Grundmauern einer Villa Rustica – eines großen römischen Gutzhofes aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert nach Christus.

Etwa zur Hälfte liegt der Gutshof auf dem Gelände des Neubaugebiets. Die weitläufigen Gehöfte der römischen Kolonisten umfassten oft mehrere Hektar Land. Freigelegt wurden nun die Fundamente der Umfassungsmauer mit dem Torbau. Auch zwei Gebäude und das vermeintliche Herrenhaus der Villa Rustica kamen nach dem Abschälen des Ackerbodens zum Vorschein. Sie werden dokumentiert und später vernichtet oder zugedeckt.

Gambach Bodenreste
Auf dem abgeschälten Acker sieht man aus der Höhe deutlich den Schatten der Gebäude-Mauern. Am Horizont die Münzenburg. Sie entstand erst tausend Jahre nach dem römischen Gutshof. Fotos: Wetteraukreis

Laut  Kreisarchäologe Jörg Lindenthal fanden die Ausgräber auch zwei weitere Steingebäude und  zahlreiche Spuren der zunächst in Holzbauweise errichteten Anlage. An Fundmaterial konnten neben Tonscherben, Dachschiefer und Ziegelresten auch Bruckstücke  von bemaltem Wandverputz geborgen werden.

Als sie um 100 nach Christus zwischen Rheinbrohl und Miltenberg den Limes bauten, machten die Römer extra einen nördlichen Bogen, um die Wetterau ins Imperium einzuverleiben. Denn diese Landschaft ist ein natürliches Einfallstor ins nördlicher liegende Gießener Becken, in dem Germanenstämme lebten. Und die guten Wetterauer Böden eigneten sich, um genug Getreide zur Versorgung der Grenzsoldaten anzubauen. Oft gehörten die Gutshöfe pensionierten Soldaten, die ihre Abfindung nach 25-jähriger Dienstzeit in Grund und Boden investiert hatten. Bis etwa 260 nach Christus konnte man mit dem Ackerbau gutes Geld verdienen – die meist germanischen oder keltischen Bewohner der Wetterau nahmen römische Sitten an und genossen einen hohen Lebensstandard. Viele Gutshöfe waren sogar mit eigenen Badehäusern ausgestattet.  Sie lagen oft am Südhang über einem Fluss.  In Gambach lag sogar an beiden Ufern der Wetter je ein Gutshof, ein weiterer im heutigen Ortskern.

Besichtigung im Sommer

An einem Sonntag vor den Sommerferien soll es an der Ausgrabungsstelle einen Tag der offenen Tür geben, meldet Kreis-Pressesprecher Michael Elsass. Informationen bieten dann die  Stadt Münzenberg, die Burgfreunde Münzenberg e. V. und der Archiv- Ausschuss. Der genaue Termin steht noch nicht fest.
Bildunterschriften: Abb. 1 Teil des römischen Wohngebäudes, Blick nach Süden.
Abb. 2 Freilegung der Fundamentreste der westlichen Hofmauer.
Abb. 3 Fundamentreste der südlichen Hofmauer.

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