Ramadan 2020

Fastenmonat der Muslime beginnt

von Ursula Wöll

Der Fastenmonat Ramadan beginnt im Jahr 2020 am 24. April und endet am 23. Mai. Eigentlich beschließt ein gemeinsames Fest des Fastenbrechens diesen Monat der Selbstbeherrschung. Es heißt auf arabisch ‚id al’fitr‘, auf türkisch ‚Zuckerfest‘. Zu ihm werden gern auch Nichtmuslime eingeladen, es ist ein fröhliches und geselliges Fest. Doch nun wird alles weniger gesellig durch die Corona-Gefahr. Zum Ausgleich scheint man umso mehr an Bedürftige zu spenden. In Wetzlar etwa nähte eine muslimische Frauengruppe Mundschutze für das Personal eines Seniorenheims.

Die Säulen des Islam

Fasten bedeutet, dass man nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang weder etwas isst, noch trinkt, noch raucht. Man steht daher sehr früh auf und ist nach einem Arbeitstag mit leerem Bauch sicherlich geschafft. Mehrmals täglich wird gebetet. Und da nun die Moscheen genauso wie die Kirchen und Synagogen geschlossen sind, muss man sich zu Hause oder am Arbeitsplatz ein Plätzchen suchen, wo man den kleinen Gebetsteppich ausrollen kann.

Ein Gebetsteppich. (Bildquelle: Wikipedia)

Das Fest nach so anstrengenden 30 Tagen ist ein sehr fröhliches, und das ganz ohne Alkohol. Man kann stolz auf sich sein, dass man durchgehalten hat. Eigentlich lädt man Nachbarn und Bekannte zum Fastenbrechen ein. Das herrliche Essen wird immer mit einigen Datteln begonnen, die in jedem Supermarkt käuflich sind. Das alles findet also diesmal nur im engen Familienkreis statt. Schade, zumal es auch von Muslimen gefeiert wird, die keine sonstigen Riten befolgen. So wie Weihnachten bei Christen, die nur zu diesem Fest in der Kirche erscheinen.

Almosen an die Armen

Neben dem Fastenmonat und den täglichen Gebeten gehört eigentlich eine Wallfahrt nach Mekka zu den Säulen des Islam. Auch die ist wegen Corona gestrichen, nicht nur die kleine Wallfahrt, die jederzeit unternommen werden kann, sondern auch die große, die Haddsch. Beim Gedränge um die Kaaba würden sich viele mit dem Virus anstecken. Nahezu 5 Millionen Muslime wohnen in Deutschland, und etwa ein Viertel der Weltbevölkerung verehrt den Koran als Heiliges Buch. Corona ist eine Pandemie, und das wurde selbst dem saudischen Herrscher unheimlich. Er ließ die Stätten in Mekka schließen.

Die Frauengruppe Ahmadiiya Muslim Jaamat übergibt selbstgenähten Mund- und Nasenschutz an Senioren-Residenz in Wetzlar. (Foto: Senioren-Residenz)

Nur eine weitere Säule des Islam, das Almosengeben an die Armen, wird von der Pandemie nicht tangiert. Zeitgemäßer ausgedrückt soll jede/r Gläubige dahin etwas spenden, wo etwas fehlt. Die Frauengruppe Ahmadiiya Muslim Jaamat besann sich auf ihre textilen Fertigkeiten und nähte viele Mund- und Nasenschutze für das Personal der „Seniorenresidenz Casino Wetzlar“. Diese ‚Maulkörbe‘ waren ja landesweit echte Mangelware. Auf der Homepage des Seniorenheims steht mit Datum 17. April ein herzliches Danke: „Es ist für uns eine große Freude, dass die Frauen der Gemeinde an uns gedacht haben. Wie schön, dass sich im Kleinen zeigt, wie gesellschaftliches Miteinander funktionieren kann.“

Titelbild: Schmuckdetail der Imam-Mosche (Bildquelle: Wikipedia)

Ein Gedanke zu „Ramadan 2020“

  1. Zu meinem Artikel „Ramadan 2020“ möchte ich nachtragen, dass nicht nur die Wetzlarer Frauengruppe Ahmadiiya Muslim Jaamat ein Wetzlarer Seniorenheim beschenkte. Auch deutschlandweit haben andere dieser Frauengruppen Tausende von Mund- und Nasenmasken genäht und diese an Altersheime in anderen Städten verschenkt. Eine bundesweite Aktion also, die ich erst jetzt mitbekommen habe, weil man offenbar seine guten Werke nicht an „die große Glocke hängt“, in diesem Falle treffender „vom Turm einer Moschee“ ausruft.

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