Wo die meisten Radler radeln
Von Klaus Nissen
Deutschland ist Autoland. Doch das Fahrrad wird als Verkehrsmittel immer wichtiger. Wie steht es mit den Radwegen in der Wetterau? Das beleuchtet der Kreis-Anzeiger in einer Sommer-Serie. Heute geht es um die Frage, wie viele Menschen in der Wetterau tatsächlich auf zwei Rädern unterwegs sind.Radwege haben jetzt Zählstellen
Hüte sich, wer in Frankfurt das Café „Schneider`s“ am Anfang der Bockenheimer Landstraße verlässt. Ein Moment der Unachtsamkeit führt leicht zum Zusammenstoß mit einem Radler. An dieser Stelle sind mit Abstand die meisten Zweiräder in ganz Hessen unterwegs. Nämlich 594 713 seit Neujahr bis zum 9 Juli. Im Durchschnitt sind es 3147 pro Tag. Selbst am heißen Samstag des 8. Juli – einem heißen Samstag – radelten noch 2795 Menschen gen Bockenheim.

An 270 Stellen in ganz Hessen hat die Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität aus Verkehrsplanern, Kommunen und dem Land seit Jahresbeginn automatische Zählstellen installieren lassen. Sie kosteten 3,6 Millionen Euro und bestehen aus einer Induktionsschleife unter dem Belag und einem Rechner, der neben dem jeweiligen Radweg in der Erde vergraben wurde. Per Mobilfunk gehen die Daten an ein Rechenzentrum. Täglich kann jeder unter der Netzadresse raddaten-hessen.de abrufen, wo wie viel geradelt wurde.
26 Zählstellen auf Radwegen in der Wetterau
Lauter Frankfurter Radwege stehen auf den ersten sechs Plätzen der hessischen Hitliste. Dann folgt die Fulda-Aue in Kassel und die Rheinstraße in Darmstadt. In der Wetterau sind 26 Zählstellen installiert, berichtet Verkehrsplaner Peter Hünner im Landratsamt. Die Daten zeigen: Im flachen und stark besiedelten Westen der Wetterau radeln die meisten Menschen. Vor allem am großen Teich in Bad Nauheim. Da sind durchschnittlich 686 Menschen pro Tag auf dem Velo unterwegs. Es können im Sommer auch mal 1400 werden.

Der nächste Fahrrad-Hotspot liegt auf dem Nidda-Radweg beim Bad Vilbeler Berufsförderungswerk mit 654 Radlern im Tagesdurchschnitt. Parallel dazu sind täglich zwischen hundert und zweihundert Radler auf der bergigen Frankfurter Straße zwischen dem Biwer-Kreisel und der Heilsbergsiedlung unterwegs. Ab Mai sind es immer mehr, bis zu 400 am Tag. Zusammen erreicht der Bad Vilbeler Nord-Südverkehr beinahe schon die Hälfte der angestrebten Verkehrsdichte für den geplanten Radschnellweg zwischen Butzbach und Frankfurt. Dort sollen dereinst 2000 Menschen am Tag unterwegs sein.
Täglsich 903 Radler zwischen Friedberg und Bad Vilbel
Die Zähl-Daten aus Karben verraten des Ausmaß des Nord-Süd-Verkehrs. Im ersten Halbjahr 2023 waren im Duchschnitt 903 Radler zwischen dem Raum Friedberg und der Region Bad Vilbel unterwegs. Am sonnigen Sonntag des 16. Juli wuchs ihre Zahl auf 2509. Unter den drei Zählstellen ist der Verkehr auf dem Radweg an der Nidda am Karbener Südrand besonders dicht. Der Tagesdurchschnitt liegt hier bei 438 Durchfahrten. Am Karbener Weg gen Dortelweil sind es 314. Und am Eckhardsgraben südlich von Petterweil fahren täglich 151 Menschen Fahrrad.
Viel bescheidener sind die Radler-Zahlen im Osten der Wetterau – selbst auf den Touristenrouten entlang der Flüsse. In Nidda fuhren am zweiten Julisamstag 218 Radler auf dem Nidda-Radweg am Flutgraben. Im Tagesdurchschnitt sind es 109. Den Stadener Sauerbrunnen passierten 194 Radler – im Tagesdurchschnitt nur 120. Auf dem Vulkanradweg vor dem Altenstädter Bahnhof radelten am 8. Juli immerhin 365 Menschen, im Durchschnitt seit Januar waren es 181. Dabei ging die Benutzung des Radweges im April steil nach oben. An kalten Wintertagen sind da nur etwa 15 hartgesottene Alltagsradler unterwegs.
Auf dem Vulkanradweg sind auch mal mehr als tausend unterwegs
Ähnlich ist die Frequenz an der Sprudelstraße in Selters, die ebenfalls an der Vulkanroute liegt. Doch am Pfingstsonntag stieg sie auf respektable 1017 Radfahrer.
Wo kaum Touristen radeln, strampeln trotz elektrischer Unterstützung nur wenige von Ort zu Ort. Der Radweg von Gedern nach Ober-Seemen wurde im ersten Halbjahr von durchschnittlich 61 Menschen befahren – im Winter aber so gut wie garnicht. Am Eschberg zwischen Wallernhausen und Bobenhausen kamen am zweiten Julisamstag gerade mal 20 Leute durch – im Tagesdurchschnitt sind es nur sechs.