Kunstverkauf in Ex-Apotheke
Gute Ideen wollen wir weitererzählen – als Anregung für Nachahmer. In Oberursel gibt es das Projekt „Kunst im Leerstand“. Da eröffnen Künstler oder Kunsthandwerker vorübergehend einen „Pop-Up-Laden“ in einer leerstehenden Immobilie. Sie bieten dort ihre Kunst zum Angucken und Kaufen an. Die nächste Aktion plant die Künstlergruppe „Farbwerke Oberursel“ für die Tage ab dem 27. November 2020.Pop-Up-Store in Oberursel
Nach der Zusammenlegung ihrer zwei Apotheken- Standorte in der Oberurseler Vorstadt an den ursprünglichen Standort der Columbus Apotheke hatte sich Inhaberin Miriam Oster dazu entschlossen, die zwar leeren, aber schönen Räume der früheren Alten Apotheke in der Vorstadt 37 zu behalten. Sie wollte sich nicht davon trennen, hat dort außerdem noch immer Lagerräume und ihr persönliches Büro. Und sie entschied sich, die Apotheken-Räume für Veranstalter zu öffnen. Seit 2018 gibt es dort Lesungen, Yogakurse und auch Tagungen.
Mit dem neuen Projekt „Kunst im Leerstand“ möchte Oster in Zusammenarbeit mit der Stadt Oberursel die Räume nun Künstlern zur Verfügung stellen und so zur Belebung der Innenstadt beizutragen. In Zukunft sollen darin diverse Künstlerinnen und Künstler ausstellen. Bürgermeister Hans-Georg Brum: „Unter dem Begriff ‚Kunst im Leerstand‘ inspirieren Oberurseler Kreative mit Pop Up Stores die Kundschaft zu einem Besuch der City. Wir haben so tolle, kreativ Schaffende am Ort.“
Los geht es am 27. November
Den Auftakt macht die Gruppe „Farbwerke Oberursel“ ab Freitag, 27. November 2020, in der früheren Apotheke an der Vorstadt 37. Bis Silvester 2020 zeigen und verkaufen die Künstlerinnen und Künstler ihre Werke dort jeweils mittwochs von 12 bis 18 Uhr, donnerstags und freitags von 14 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 17 Uhr.
Die Idee, ein kontinuierliches Programm „Kultur trifft Leerstand“ aufzulegen, kam von Antje Runge, die als Oberurselerin und Kulturnetzwerkerin vor zwei Jahren mit etwa 20 Kulturschaffenden lokale Initiativen für ortsansässige Künstler angestoßen hat. Antja Runge: „In einem Pop-Up-Store können Künstler ihre Arbeiten präsentieren, mit den Bürgern ins Gespräch kommen, ihre künstlerischen Werke verkaufen und sich bekannt machen. Kunst und Kultur sind dabei aufwertende Faktoren für die Innenstadt.“
Ziel der Organisatoren der Oberurseler Pop Up Stores ist es, die City ins rechte Licht zu rücken und die Kundschaft für Lokales zu begeistern. Dabei kann sich ein Pop Up Store für die ausstellenden Künstler finanziell tragen, wenn Eigentümerinnen und Eigentümer dies entsprechend fördern und ihre Räume zu Sonderkonditionen zur Verfügung stellen. 2017 hatte die Wirtschaftsförderung während der Projektwoche ‚Oberursel im Dialog‘ bereits gute Erfahrungen mit einer ehrenamtlichen Organisatorin und einer externen Künstlergruppe gesammelt.
Die “Farbwerke Oberursel“ bereichern seit 2016 die Kunstszene Oberursels. Seither hat das Ensemble aus im Kern vier Künstlerinnen und Künstlern mindestens einmal im Jahr eine Ausstellung bestritten. Gezeigt werden meist die neuesten Arbeiten, die durch eine Vielzahl künstlerischer Techniken auffallen, von der Malerei und Zeichnungen, Textilkunst, über Fotografien und Collagen bis zu Cyanotypien und grafische Arbeiten wie dem Linoldruck oder gar plastischen Werken.
Auch wenn die Beteiligten ihr jeweils ganz eigenes Ding verfolgen: allen gemeinsam ist das Arbeiten (Komponieren) mit kräftigen Farben. Und das hat der Gruppe ihren Namen gegeben.
Das Farbwerke-Team
Inge Jourdan, geb. 1953, wohnt seit 40 Jahren in Oberursel. Ihr künstlerisches Werk umspannt viele Techniken. Aquarellmalerei und Collagen sind zwei davon, das Fotografieren eine weitere. Insbesondere beim Aquarellieren werden meist ganz spontan neue, ungewollte Effekte erzielt. Ihre schon früh entwickelte Neugierde am Ausprobieren und Experimentieren kommt ihr dabei sehr zugute. „Gerade diese Art, an das Aquarellieren heranzugehen, lässt mich kreativ werden“, so Inge Jourdan über ihre Kunst.
Dagmar Lichtblau, Sozialpädagogin, Jahrgang 1957, lebt seit knapp 60 Jahren in Oberursel. Zur Beschäftigung mit der Fotografie kam sie durch eine geerbte Kamera. Das Spiel mit Nähe und Ferne und Farben fasziniert sie und spiegelt sich in ihren Arbeiten wieder. Mehrere Fort- und Weiterbildungen im Bereich Kunst sowie Ausstellungen inspirieren sie, mit Stoffen und Farbe zu experimentieren. Ihre jüngsten Arbeiten nutzen die Technik der Cyanotypie (auch als „Eisenblaudruck“ bekannt, ein altes, fotografisches Edeldruckverfahren mit blauen Farbtönen).
Peter Zielatkiewicz, geboren in Frankfurt am Main 1952, gelernter Bauzeichner, hat das Malen als Hobby bereits in den siebziger Jahren entdeckt. Seither gab es viele Ausstellungen im Rhein-Main- Gebiet. Seine Bilder malt und zeichnet er in Öl, Aquarell, Tusche und mit Buntstiften. Seine Sujets umfassen viele Welten, vom Stillleben über nuanciert ausgetüftelte Fantasiewelten bis hin zu manchmal geradezu realistisch anmutenden Bildern aus dem Alltagsleben.
Bernhard Keßeler, geboren 1953 in Heidelberg, lebt seit 1998 in Oberursel. Seit 2010 widmet er sich dem Linolschnitt. Seither ist ein kleines Werk grafischer Arbeiten entstanden, intensiv mit wenigen Farben. Besonders von der Technik der verlorenen Platte fühlt er sich gefordert: eine Druckplatte wird nach jedem Druck weiterbearbeitet bis zum fertigen Bild.