Paul-spiegel-Preis

Freude auch bei Omas gegen Rechts

von Jörg-Peter Schmidt

Die bundesweite Initiative „Omas gegen Rechts“ ist mit dem Paul-Spiegel-Preis ausgezeichnet worden. Zu diesem Erfolg haben die über 100 Regionalgruppen beigetragen, wozu auch die „Omas gegen Rechts Gießen“ gehören. „Wir sind sehr stolz auf die Verleihung dieses Preises an die gesamte zivilgesellschaftliche Gruppe. Unser Engagement, auf Missstände und demokratiefeindliche Phänomene hinzuweisen und sie zu bekämpfen, wird dadurch bestärkt“, unterstreicht im Namen der Gießener Gruppe Dr. Dorothea von Ritter-Röhr.

Engagement gegen Unrecht

Die Gießener „Omas gegen Rechts Gießen“ wurden, wie der „Landbote“ berichtete, im Oktober 2018 gegründet, fanden schnell Sympathie in der Bevölkerung und hatten innerhalb weniger Wochen bereits über 100 Mitglieder. Seitdem kämpfen sie unermüdlich beispielsweise gegen die Unterdrückung von Minderheiten, Ausländerfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus,  Diskriminierung von Flüchtlingen, die Benachteiligung homosexueller Menschen und gegen Frauenfeindlichkeit sowie weiteres Unrecht. In Gießen und Umgebung erfreut sich die Regionalgruppe großer Achtung. Diesen Respekt zollte auch der Gießener Literaturwissenschaftler Hans Otto Rößer vor einigen Wochen öffentlich in einem Vortrag im Georg-Büchner-Club Gießen im Gießener Rathaus. Er lobte den Einsatz gegen soziale Missstände dieser Initiative.

Preis nach Paul Spiegel benannt

Paul Spiegel (1937 –  2006), nach dem der Preis benannt ist. (Fotoquelle: Wikipedia, Das blaue Sofa)

Das Engagement unter anderem gegen Rassismus und Antisemitismus der „Omas gegen Rechts“, die zuerst in Österreich (2017) und dann auch in Deutschland  (2018) gegründet wurden, würdigt Dr. Josef Schuster ausdrücklich. Er ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, der den mit 5000 Euro dotierten Preis seit 2009 jeweils für Zivilcourage vergibt.  Der Namensträger der Auszeichnung Paul Spiegel (1937 –  2006) war ein deutscher Unternehmer und Journalist. Er war vom Jahr 2000 an bis 2006 Nachfolger von Ignatz Bubis als Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. In die Amtszeit Spiegels fiel unter anderem ein besonderes historisches Ereignis: Es wurde ein Staatsvertrag zwischen dem Zentralrat der Juden und der deutschen Bundesregierung abgeschlossen.

Erschrecken über Studie-Ergebnis

Die „Omas gegen Rechts Gießen“  freuen sich zwar über die Auszeichnung der überregionalen Initiative, gehen aber selbstverständlich nicht einfach zur Tagesordnung über. In diesem Zusammenhang verweist Dr. von Ritter-Röhr auf eine jetzt veröffentlichte, von der Otto-Benner-Stiftung finanzierte neue Leipziger Autoritarismus-Studie, die zeigt, dass während der Pandemie der Verschwörungsglauben stark ansteige und der Antisemitismus „leicht sinkt“. Dem Statement „Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß“ stimmen 10,2 Prozent der Deutschen zu. „Ich bin immer sprachlos ob solcher Ergebnisse; z. B. wüsste ich nicht, wie viel Jüd*innen in unserem Parlament sitzen…“, sagt  Dr. von Ritter-Röhr zu den Ergebnissen der Studie und kündigt an: „Die Omas gegen Rechts Gießen werden in Zukunft versuchen, die Kooperation mit Jüd*innen in Gießen zu intensivieren.“

Titelbild: Berechtigte Aufbruchstimmung: Die „Omas gegen Rechts Gießen“ bei ihrer Gründung im Oktober 2018. Seitdem bekämpfen sie unerschrocken und mit großem Engagement viele Formen von Unrecht. (Foto: Jörg-Peter Schmidt)

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