Naturschutz

Der Wolf ist willkommen

Die Mehrzahl der Menschen in Hessen steht dem Wolf positiv gegenüber und empfindet die zurückkehrenden Wölfe als Bereicherung, Teilt der Naturschutzbund (Nabu) Hessen mit. Die Naturschützer berufen sich auf eine repräsentative forsa-Umfrage, die sie anlässlich des Tages des Wolfes in Auftrag gegeben haben.

2.360 Personen wurden bundesweit befragt (200 davon in Hessen), um zu ermitteln, ob sich mit der Zunahme des Wolfsbestandes und Ausbreitung in weitere Bundesländer die Einstellung gegenüber Wölfen verändert hat. „Wir freuen uns riesig, dass der erst kürzlich nach Hessen zurückgekehrte Wolf hier auf so eine große Akzeptanz trifft. Und das obwohl weite Teile aus Politik, Medien und der Jagd- und Bauernlobby das Thema Wölfe zunehmend unsachlich behandeln“, sagt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des Nabu. „Die Menschen stehen der Anwesenheit von Wölfen in ganz Deutschland nach wie vor positiv gegenüber. Wir müssen wieder lernen mit Wölfen zu leben, dazu gehören neben Information und Aufklärung vor allem auch Unterstützung für Nutztierhalter und -halterinnen beim Herdenschutz“, so Eppler.

Wölfe gehören zu unserer Landschaft

Insgesamt 77 Prozent der bei der forsa-Umfrage Befragten finden es laut Nabu erfreulich, dass Wölfe wieder hier leben, und sind der Ansicht, dass sie genauso wie auch Füchse, Rehe oder Biber in unsere Landschaft gehören (in Hessen sagen das jeweils 80 Prozent). Dass sie die Lebensweise von Wölfen spannend finden, sagen bundesweit 75 Prozent und in Hessen 78 Prozent der Befragten. Zwei Drittel (65 Prozent) der Bundesbürger teilen die Einschätzung, dass die von Wölfen ausgehenden Risiken in den Medien übertrieben dargestellt werden.

Ein im Odenwald gesichteter Wolf.

Die Menschen wurden zudem erstmals gefragt, ob es Wölfe in ihrer Region gibt. 28 Prozent der Befragten geben an, dass es in der Region, in der sie wohnen, freilebende Wölfe gibt. 52 Prozent sagen, dass dies nicht der Fall ist. Jedem fünften Befragten ist gar nicht bekannt, ob in der eigenen Region Wölfe leben. Die Umfrage zeigt, dass in Regionen mit Wölfen die Ablehnung der Tiere nur marginal höher ist als im Durchschnitt. Fast drei Viertel der Befragten begrüßen auch hier die Rückkehr von Wölfen, und meinen, dass sie wie andere Wildtiere in unsere Landschaft gehören (73 Prozent). Das ist auch bei Befragten der Fall, die im ländlichen Raum (Ortsgröße geringer als 20.000 Einwohner) leben. „Menschen in Wolfsgebieten sind zwar eher von der Rückkehr der Tiere betroffen – ein steiles Meinungsgefälle zwischen Stadt und Land oder Wolfsgebiet und Nicht-Wolfsgebiet ist jedoch nicht erkennbar“, so Nabu-Wolfsexpertin Ingeborg Till.

Effizientes Wolfsmanagement gefordert

76 Prozent der Befragten gaben an, dass Wölfe selbst dann in Deutschland leben sollen, wenn es zu Problemen kommt. Der Nabu wertet das als klares Votum für die grundsätzliche Daseinsberechtigung von Wölfen. 65 Prozent stimmen der Aussage zu, dass einzelne Wölfe, die Probleme verursachen, notfalls getötet werden müssen (in Hessen 58 Prozent der Befragten). Der Nabu sieht darin eine Aufforderung an die Länder, ein effizientes Wolfsmanagement mit praktikablen Einzelfallentscheidungen auf die Beine zu stellen. In Bezug auf Nutztierrisse sind bundesweit 38 Prozent der Befragten der Meinung, dass, wenn diese trotz Herdenschutz passieren, der verursachende Wolf kontrolliert getötet werden sollte. 49 Prozent lehnen diese Vorgehensweise ab. In diesem Punkt wichen die hessischen Befragten signifikant vom Bundesergebnis ab. 58 Prozent der befragten Menschen in Hessen lehnte einen Abschuss in diesem Fall ab, und lediglich 27 Prozent befürworteten diese Vorgehensweise. „Mit dieser Einschätzung liegen die Hessinnen und Hessen genau richtig. Ein Abschuss sollte immer nur die letzte Option sein, denn er trägt in der Regel eher zum Problem, als zur Lösung bei“, sagt Ingeborg Till.

Im Zusammenhang mit den Ergebnissen der aktuellen Forsa-Umfrage begrüßt der Nabu-Hessen den geplanten neuen Wolfsmanagementplan des Landes, der auf Aufklärung, die Entwicklung konstruktiver Lösungen unter Einbeziehung aller beteiligten Verbände, Prävention und die Unterstützung der Weidetierhalter setzen will. „So wird der Managementplan eine solide Grundlage für eine positive Entwicklung bei der bereits begonnenen Rückkehr des Wolfes nach Hessen bieten“, lobt Eppler.

Mit dem geplanten hessischen Wolfszentrum als zentrale Anlaufstelle zum Thema Wolf und Schnittstelle zwischen den ehrenamtlich und hauptamtlich tätigen Wolfsbeauftragten, den hessischen Fachbehörden sowie Gremien und Organisationen auf Bundesebene, werde ein wertvoller Beitrag zur konfliktarmen Rückkehr der Wölfe nach Hessen geleistet. Ebenso begrüßt der Nabu Hessen ausdrücklich den Schwerpunkt auf eine bestmögliche Unterstützung der Weidetierhalter und -halterinnen beim Herdenschutz als erfolgsversprechende Strategie für eine Koexistenz mit dem Wolf. Inwieweit dieser innovative Ansatz aus Hessen praxistauglich ist, werde sich allerdings noch herausstellen müssen. „Besonders freuen wir uns über das klare Statement zum Wolf als streng geschützte Art. Denn hier wird vom Land Hessen ein deutliches Zeichen gesetzt, dass Abschüsse nur die aller letzte Option sein können und der Kern der Arbeit in Aufklärung und Prävention liegen sollte. Mit dieser Auffassung deckt sich der künftige Managementplan mit der wolfsfreundlichen Haltung der befragten Hessen und Hessinen“, betont Gerhard Eppler.

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