Tschernobyl

Folgen noch immer spürbar

Im Kernkraftwerk Tschernobyl kam es am 26. April 1986 zu einer schweren Nuklearkatastrophe mit gesundheitlichen Auswirkungen für viele Menschen, Tiere und auch fatalen Folgen für die Natur. Dazu nimmt der Arbeitskreis Leben nach Tschernobyl der Evangelischen Gemeinde Langgöns Stellung.

Eberhard Klein,  Reinhard Knauf und Gerhard Keller vom Arbeitskreis schreiben: Viele wissen es noch genau, wie es damals vor 35 Jahren war, als das Atomkraftwerk von Tschernobyl explodierte. Andere wollen sich daran gar nicht mehr erinnern. Ganz viele interessiert es nicht mehr: zu lange her. Es ist irgendwie auch menschlich, schlimme und belastende Ereignisse zu verdrängen und im Hintergrund verschwinden zu lassen: Kriegserlebnisse, Unfallereignisse, persönliche Erlebnisse oder solche, wie atomare Katastrophen: Hiroshima, Tschernobyl, Fukushima.

Ein Moment des Innehaltens

„Das Gedächtnis der Menschen für erlittenes Leid ist erstaunlich kurz“, so der Dichter Bert Brecht.

Deshalb ist es unser Anliegen zu erinnern: Ein Ereignis, wie das der Atomkatastrophe von Tschernobyl, für viele weit weg und für viele immer noch eine lebensbedrohliche Gegenwart, muss auch nach 35 Jahren für uns Anlass sein, einmal kurz in die Speichen des sich unaufhörlich drehenden Rades der Zeit zu greifen und den Moment des Innehaltens zum Nachdenken (und Gedenken) zu nutzen.

Weiterhin Erkrankungen und Sterbefälle

Denn. Noch immer erkranken Kinder in der Ukraine, in Belarus, in Russland und anderswo an den Folgen des atomaren Brandes vor 35 Jahren. Noch immer sterben Menschen in der Ukraine, in Belarus, in Russland und anders an den Folgen. Noch immer sind weite Gebiete in der Ukraine und Belarus und anderswo radioaktiv verseucht und im Grunde unbewohnbar, wie der Mond, lauter das Resümee des Arbeitskreises in seinem Pressebericht.

Arbeitskreis kritisiert Atomlobby

Wenn wir anlässlich des 35. Jahrestages der Tschernobyl-Katastrophe daran erinnern, ist dies nur ein Beispiel und für Dichter und Philosophen ein Beleg dafür, dass Regierende nicht fähig sind, aus geschichtlichen Ereignissen zu lernen. Aber es gibt auch Erfolge: So hat die Europäische Kommission Erdgas und Atomkraft bisher nicht als nachhaltige Investition klassifiziert, trotz intensiver Lobbyarbeit der Industrie. Das hat sehr weitreichende Konsequenzen, weil von dieser Entscheidung massive finanzielle Förderungen abhängen.

Wir hoffen sehr darauf, dass die EU-Kommission bei der endgültigen Entscheidung im Herbst dieses Jahres nicht gegenüber den Lobbyverbänden einknickt. Ohne staatliche Subventionen ist der Neubau eines Atomkraftwerkes heute nicht mehr wirtschaftlich. Deshalb versucht die Atomlobby, mit öffentlichen Mitteln eine völlig unwirtschaftliche und gefährliche Technologie weiterhin auszubauen.

Mit gutem Willen kann man etwas bewegen

Für Greenpeace ergibt sich aus Tschernobyl und den Pannen vieler anderer westeuropäischer Meiler eine klare Forderung: „Europa muss aus der Atomkraft aussteigen“, wie Tobias Münchmeyer sagt, Nuklear-Experte der Umweltschutzorganisation. Es sei ein Skandal, dass „Schrottmeiler“ wie Fessenheim, Tihange und Doel noch liefen.

Und: wenn wir uns im Jahr 2021 umschauen, hat (zu) wenig den Anschein, als sei die Menschheit auf Wegen zu einem intelligenten, friedlichen, versöhnenden, achtsamen oder nachhaltigen Umgang zueinander und der Mitwelt.

Wir als Arbeitskreis Leben nach Tschernobyl in der Evangelischen Kirchengemeinde Langgöns glauben fest daran, dass Menschen „an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, das Gesicht der Welt verändern können“ – und somit mit gutem Willen auch etwas bewirken können, was anderen hilft und Mut macht. 

Spiel mit dem Strahlenfeuer beenden

Das fast vergessene öffentliche Datum des „Tschernobyl-Gedenkens“ am 26. April jährt sich in diesem Jahr 2021 zum 35. Mal: im Jahr 1986 war es ein Super-GAU, an dem tausende Menschen bis heute leiden.

Weil es Menschen gibt, die an die Machbarkeit aller Dinge glauben – und damit die gesamte Schöpfung, Menschen und Mitwelt „an Leib und Seele verbrannt“ haben:  Deshalb muss jede Art des selbstsicheren und nie sicheren Spiels mit dem Strahlenfeuer für immer beendet werden.

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Soweit die Pressemitteilung des Arbeitskreises, der 1990 gegründet wurde. Eberhard Klein, der viele Jahre Pfarrer in Langgöns war, und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben mit großem Engagement und der weitreichenden Hilfe der Bevölkerung (auch außerhalb von Langgöns) über 450 Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine transportiert. Oft führten diese Transporte auch zu dem in der Nähe von Kiew gelegenen Borispol, um beispielsweise das dortige Krankenhaus mit wichtigem medizinischem Material zu unterstützen. Unter anderem wurden noch eine Suppenküche und  eine Kleiderkammer initiiert.  Soweit nur ein kleiner Teil des umfangreichen  Wirkens des  Arbeitskreises.

Titelbild: Noch immer ein bedrohliches Bild einer ungeheuren Katastrophe: Der Sarkophag des zerstörten Blocks 4 und das dortige Denkmal. (Foto: Wikipedia, Mond)

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