Mieterbund Wetterau

Aufpassen bei Nebenkosten

Der rund 28000 Mitglieder zählende Mieterbund Friedberg und Wetteraukreis mahnt die Mieter zur Vorsicht. Sie sollen vor allem bei den Neben- und Betriebskosten aufpassen. Die seien bei den „aktuellen Krisen in besonderer Weise in den Vordergrund gerückt“.

Vorauszahlungen überprüfen

Höhere Abschlagszahlungen auf Nebenkosten, Mieterhöhungen, Kündigungen durch Vermieterseite aus den verschiedensten Anlässen heraus standen im Zentrum der Aussprache während der Jahreshauptversammlung der Wetterauer Mietervereinigung. Die Beratungspraxis des Mieterbundes hat gezeigt, dass die großen Versorger, also Stadtwerke oder bundesweit aktive Großversorger, grundsätzlich transparent und im Ergebnis nachvollziehbar mit Nebenkostenabrechnungen und Abschlagsforderungen bezüglich Gas, Strom und Fernwärme umgehen, berichtete der Vorsitzende und Rechtsberater Michael Klaus. Alle Energieversorger, die mit langfristigen Lieferverträgen arbeiten, um längerfristig gleiche Preise ohne große Preissprünge in kurzen Abständen zu produzieren, würden „transparent arbeiten“. Gescheitert sei das Geschäftsmodell derjenigen, die am Spotmarkt Energie kaufen. Geschädigt seien die Mieter und die Eigentümer, glaubten durch die Wahl eine vordergründigen Billiganbieters als Energielieferant klüger als andere zu sein.

Wohnungsmieter sollen unberechtigten Forderungen entgegentreten, fordert Klaus. In „nicht wenigen Fällen“ würden Privatvermieter Briefe verschicken, in denen sinngemäß stehe, dass ja alles teurer wäre und man deshalb die Vorauszahlungen als Mieter verdoppeln solle, am besten noch rückwirkend, andernfalls müsse man kündigen. Michael Klaus: „Wer solche Forderungsschreiben aufsetzt, die gänzlich unberechtigt sind, nimmt es im Regelfall auch mit seiner Abrechnungspflicht nicht sehr genau. Selbstverständlich dürfen höhere Vorauszahlungen gefordert werden, wenn hierzu begründeter Anlass besteht.“ Voraussetzung sei, dass der Vermieter seiner Abrechnungspflicht bis zur jüngsten fälligen Abrechnung nachgekommen ist. Dann habe man sich den Teil der Abrechnung anzusehen, der etwas mit Energiepreiserhöhung zu tun haben kann, also meistens Heizung, Warmwasser und Strom. Angenommen, der letzte Jahresverbrauch dieser drei Positionen habe 1200 Euro an Kosten verursacht, mithin durchschnittlich 100 Euro im Monat, könne zu recht gefordert werden, diesen Teil der Vorauszahlungen um 50 bis 70 Euro zu erhöhen, je nachdem, womit geheizt wird und woher der Strom kommt, weil eben die Preisentwicklung bekannt sei. Auf keinen Fall sollte man sich erhöhte Vorauszahlungen auf alles gefallen lassen und schon gar nicht ohne eine Abrechnung, weil eben nicht alles signifikant teurer wird, also weder Wasser, Kanal noch Steuern oder Versicherungen, schon gar keine Verdoppelungen erfolgen, warnt der Mieterbundvorsitzende. Sei ganz oder teilweise nicht abgerechnet worden, funktioniere ein Erhöhung auch deshalb nicht, weil sie unbegründet sei.

Eigenbedarf oft vorgetäuscht

Vermieter versuche laut Klaus verstärkt , Mietverhältnisse zu beenden, oft indem sie Eigenbedarf angeben, der sich nicht selten als vorgetäuscht herausstelle. Hier gelte es, sich nach Erhalt eines solchen Schreibens beraten zu lassen und keine „Internetweisheiten“ von Dr. Google unkritisch zu übernehmen oder nachbarschaftlichen Ratschlägen blind zu folgen nur, weil der Nachbar sich rechtskundig gibt und regelmäßig Boulevard-Presse liest.“ Michael Klaus: „Wichtig ist, als Mieter ein Problembewusstsein zu haben, und wenn etwas vorgelegt wird wie eine Kündigung, muss man sie die Zeit nehmen, sich zu informieren. Viele grundlegende Dinge sind einfach nicht bekannt, so zum Beispiel, dass ein Hausverkauf am Mietverhältnis nichts ändert, es also bestehen bleibt, oder dass eine Vermieterkündigung nur funktioniert, wenn das Gesetz dies vorsieht.“ „Unausrottbar“ sei der Irrglaube, wenn man drei Nachmieter stellen würde, könnte man aus jedem Mietverhältnis aussteigen. Das sei falsch. Michael Klaus erzählte noch zwei Geschichten aus der Rubrik „Sachen gibt´s, die gibt´s doch nicht“. In Friedberg habe ein Vermieter von seinen Mietern 26 Euro je Quadratmeter gefordert. Der Mieterbund habe das als den Tatbestand des Wuchers erfüllend zurückgewiesen. In Bad Nauheim habe ein Vermieter zu Vertragsbeginn vom Mieter sowohl die Kaution sowie die Mieten für ein Jahr im voraus verlangt, andernfalls würde er die Wohnung nicht bekommen. Der Mieter habe gezahlt gehabt.

Bei den Vorstandswahlen wurde der bisherige Vorstand bestätigt: Michael Klaus (Vorsitzender), Artur Wolik (stellvertretender Vorsitzender), Inge Schreiber (Schatzmeisterin) sowie die Beisitzer Vanessa Wolik und Wolfgang Zuch.

Titelbild: Der im Amt bestätigt Vorstand des Mieterbundes von links Vanessa Wolik, Geschäftsstellenmitarbeiterin Anja Karl, Inge Schreiber, Revisor Dominik Klaus, Geschäftsstellenmitarbeiterin Christine Tantimonaco, Michael Klaus und Artur Wolik. (Foto: Mieterbund)

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