Mandela wird 100

Als „Tata“ bis heute verehrt

Nelson Mandela (Foto: South Africa The Good News/Wikipedia)

von Ursula Wöll

Der 18. Juli ist in Südafrika ein Feiertag, denn am 18. Juli wurde Nelson Mandela geboren. Vor genau 100 Jahren, zum runden Geburtstag wird Obama die Festrede halten. Die schönen Ziele des ‚Madiba‘ sind bis heute nicht verwirklicht. Zwar ließ sich Mandela selbst von der Macht nicht korrumpieren, doch von seinen Nachfolgern kann man dies kaum sagen. Zwar ist die Apartheid auf rechtlicher Ebene abgeschafft, doch die schwarze Bevölkerungsmehrheit lebt noch immer in unvorstellbarer Armut. Das bestätigt auch die Studierendengruppe der Giessener Universität, die erst kürzlich von einer Exkursion zurückkehrte.

Kontakte der Uni Gießen nach Südafrika

Mandala-Statue in London (Foto: Wikipedia)

Die Giessener Justus-Liebig-Universität (JLU) pflegt viele Kontakte auf globaler Ebene bis hin nach Australien. Seit vier Jahren läuft auch mit der North West University NWU ein Austausch auf wissenschaftlicher Ebene. Sie liegt etwa zwei Autostunden nordwestlich von Johannesburg. Dort, auf dem Campus Potchefstroom, waren acht Studierende und vier Lehrende für 10 Tage zu Besuch. Die Stadt Potchefstroom selbst zeigt baulich die gleiche Struktur wie vor 1994. An ein für Weiße vorbehaltenes Stadtzentrum schließen sich die Townships mit einfachen Häuschen aus Apartheidszeiten an, die ausfransen in „Informal Settlements“. Sie bestehen aus wild installierten Wellblechhütten, in denen die schwarzen Bewohner illegal leben. Es sind also Slums mit einer chaotischen Anordnung von Hütten am Rand der Städte. Ohne feste Wege, ohne Strom, ohne Wasser- und Abwasseranschluss, ohne Müllabfuhr und ohne Bildungseinrichtungen.

Die Giessener Soziologengruppe besuchte das Settlement „Marikana“, das durch einige Aktivisten mit einer besseren Infrastruktur gesegnet ist. So wird der Müll zentral deponiert und eine primitive Wasserleitung gebaut, die alle 800 Meter einen Wasserhahn hat. Es werden Gärten angelegt, und ein Kindergarten existiert bereits. Das alles im Do-it-yourself-Engagement. Ziel ist, offiziell als Siedlung anerkannt zu werden, was in dem von Korruption geplagten Land ein langer Weg ist. So las ich es in dem Exkursionsbericht, den die Gruppe in der Giessener Uni-Zeitung „Uniforum“ veröffentlichte. Dieses Vierteljahresblatt liegt in der Uni kostenlos aus, ich nehme es mit, wenn ich die Bücherei besuche. Während ich noch überlege, warum eine revolutionäre Veränderung immer so schiefläuft und dabei auch an Nicaragua denke, erfahre ich aus dem  Kinderhörfunk des WDR, dass der 100. Geburtstag von Nelson Mandela ansteht. Dieser Kinderfunk nennt sich „Kiraka“, er brachte eine wunderbare Stunde über Mandela mit dem Titel „Freiheit ist mehr als nicht eingesperrt sein“. Die mit Kindern gestaltete Radiogeschichte ist nachzuhören unter www.kiraka.de.

Mandela bis heute verehrt

US-Präsident Bill Clinton mit Nelson Mandela (Foto: White House Photograph Office/Wikipedia)

Nelson Mandela selbst war nicht von der Macht korrumpierbar. Als er 1994 erster schwarzer Präsident wurde, machte er sofort klar, dass er das nur eine Amtszeit sein möchte. Sicher kann es die Befreiungsbewegung ANC (African National Congress) auf ihn zurückführen, dass sie in allen Folgewahlen immer wieder eine Stimmenmehrheit erhielt, obwohl das Leben der Bevölkerung nach wie vor so mühsam ist. Im „Norden“ wurde der ‚Madiba‘ spätestens seit dem Solidaritätskonzert im Londoner Wembley Stadion verehrt, als Abertausende an seinem 70. Geburtstag 1988 mit den berühmtesten Musikbands zusammen seine Befreiung forderten. Der Freiheitskämpfer war 27 Jahre lang hinter Gittern, meist auf Robben Island. Und doch verlor er nie seinen Mut. Nach seiner Befreiung forderte er Versöhnung, keinen Hass auf die weiße rassistische Minderheit. Das Land sollte nicht gespalten bleiben, weiße und schwarze sollten als gleichberechtigte Südafrikaner zusammenleben. Sein mutiges Weitermachen, auch nach Rückschlägen, und seine humane Haltung machen ihn nicht nur für mich zum Vorbild. Leider kann ich nicht beantworten, warum es nach ihm so langsam vorangeht, trotz des rasanten Wirtschaftswachstums von Südafrika. Warum sich Korruption bis in die unteren Behörden festsetzt. Der Madiba (Clanname) starb 2013, er hat es so kommen sehen. Mehr über sein politisches und persönliches Leben erfährt man nicht nur unter kiraka.de, sondern auch durch seine Autobiographie „Der lange Weg zur Freiheit“.

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