Luise Büchner

Kämpferin für Frauenrechte

Von Corinna Willführ

Ihr erstes Buch trug den Titel „Die Frauen und ihr Beruf. Ein Buch der weiblichen Erziehung“. Viele weitere Veröffentlichungen folgten, in denen Elisabethe Luise Emma Büchner sich für eine selbständige Berufstätigkeit von Frauen, für die Mädchenbildung und die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzte. Am 12. Juni wäre Luise Büchner, Georg Büchners jüngere Schwester, 200 Jahre alt geworden. Zu ihren Ehren veranstaltet die Luise-Büchner-Gesellschaft in ihrer Heimatstadt Darmstadt von Freitag, 11. Juni bis Sonntag, 13. Juni 2021 ein Festival.

Als „Die Frauen und ihr Beruf. Ein Buch der weiblichen Erziehung “ im Jahr 1855 erschien, war auf der Sammlung von „zusammenhängenden Aufsätzen“ keine Autorin genannt. Lediglich „niedergeschrieben von Frauenhand“ stand auf dem Titel zu lesen. Erst spätere Auflagen sollten den Namen der Verfasserin nennen: Elisabethe Luise Emma Büchner. „Es war ein kühner Schritt, den sie damit in ihrem 35. Lebensjahr tat: der Schritt hervor aus bloß häuslichem Pflichtenkreis und der Miterziehung von Geschwisterkindern, der Schritt, mit dem sie ihrem weiteren Weg die Richtung gab als Schriftstellerin, Journalistin, theoretische und praktische Pädagogin, Dozentin“, schreibt Margarethe Dierks in ihrem Beitrag „Konservativ revolutionär Luise Büchner“ im Katalog zur Ausstellung „Georg Büchner“ auf der Mathildenhöhe in Darmstadt 1987.

Georg Büchner war ihre Leitfigur

Luise Büchner kam am 12. Juni 1821 in Darmstadt zur Welt. Ihr Vater war der Arzt Ernst Karl Büchner, die Mutter Caroline Louise Büchner, Tochter des Hof- und Regierungsrats Johann Georg Reuß, ihr ältester Bruder der Dichter und Revolutionär Georg Büchner. Er war für sie Zeit ihres Lebens „eine Leitfigur“, an den sie unter anderem in ihrem Lyrik-Sammelband „Frauenherz“ mit dem Gedicht „Am Grabe des Bruders“ erinnert.

Als junges Mädchen bildet sich Luise Büchner autodidaktisch, sie ist an Literatur, Geschichte und Sprachen besonders interessiert, schreibt später Vorträge, Reisebeschreibungen, Gedichte und „Weihnachtsmärchen für Kinder“. Vor allem aber setzt sie sich engagiert für Mädchenbildung, die Berufstätigkeit von Frauen und die Gleichberechtigung der Geschlechter ein. Neben Luise Otto und Fanny Lewald gilt Luise Büchner als eine der bedeutenden Protagonistinnen der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts.

Grab von Luise Büchner auf dem Alten Friedhof in Darmstadt (Foto: Wikipedia/ Clemensmarabu – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11059970)

1866 wird sie eine der engsten Mitarbeiterinnen von Großherzogin Alice von Hessen und bei Rhein. Gemeinsam mit der Tochter der Queen gründet sie ab 1867 mehrere Frauenvereine im Großherzog Hessen-Darmstadt. Darunter der Alice-Frauenverein für Krankenpflege und der Alice-Verein für Frauenbildung und -Erwerb. 1972 schließlich erfolgte die Gründung einer Berufsfachschule für Mädchen, die heute Alice-Eleonoren-Schule heißt. Anliegen und Ziel in all diesen Institutionen: die Bildung von Mädchen zu fördern und eine bezahlte Berufstätigkeit von Frauen zu etablieren. Für ihre Überzeugungen trat Luise Büchner nicht nur in ihren Texten ein, sondern auch als Referentin ein. So setzte sie ihre Vorlesungen über die „Deutsche Geschichte von 1815 bis 1870“, die sie zunächst in ihrer Privatwohnung abgehalten hatte, im von ihr mitbegründeten Alice-Lyceum, einer Art Volkshochschule für Frauen, fort. Oder sprach etwa im November 1869 auf der Berliner Frauen-Vereins-Conferenz als „Coreferentin“ von Professor Dr. Rudolf Virchow über „Die berufsmäßige Ausbildung zur Krankenpflege auch außerhalb der bestehenden kirchlichen Organisationen“.

Wacker, tüchtig, unerschrocken

„Sie war eine wackere, tüchtige, unerschrockene und unermüdliche Mitstreiterin in dem Kampfe um die Verbesserung der Erziehung und der Stellung des weiblichen Geschlechts“, würdigt der Lette-Verein (Verein zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts) in Berlin das Wirken der Darmstädterin nach ihrem Tod am 28. November 1877 in einem Kondolenzbrief an die Familie. In der Döngesgasse in ihrer Heimatstadt steht seit Juni 2017 ein Bronzedenkmal mit einer Büste der Streiterin für die Emanzipation der Frau. Ihren Namen trägt auch eine Abteilung des Darmstädter Literaturhauses mit einer Spezialbibliothek für Frauengeschichte. Ihr Leben und Wirken lebendig zu erhalten, hat sich die 2010 gegründete Luise Büchner-Gesellschaft zum Ziel gesetzt. Seit 2012 vergibt diese jährlich auch den Luise-Büchner-Preis für Publizistik. Bislang letzte Preisträgerinnen war in 2019 Margarete Stokowski, 2018 Julia Korbik und 2017 Barbara Beuys.

Zum 200. Geburtstag ihrer Namensgeberin veranstaltet die Luise-Büchner-Gesellschaft am kommenden Wochenende ein Festival in Darmstadt. Am Freitag, 11. Juni, 19 Uhr, ist die Vorpremiere des Stücks „Nur berühmt“ der BüchnerBühne aus Riedstadt in Riedstadt-Leeheim zu sehen sein. Es basiert auf der unvollendeten Erzählung „Ein Dichter“. Laut der BüchnerBühne hat sie mit diesem „den einzigen authentischen Text über Georg Büchners Jugend hinterlassen, eine unersetzliche Quelle über das Familienleben der Büchners.“

Luise Büchner wurde auf dem Alten Friedhof in Darmstadt beigesetzt. Ihre letzte Ruhestätte befindet sich im Gewann I A 16.

Die Veranstaltungen des Luise-Büchner-Festivals im Überblick auf luise-buechner-gesellschaft.de

Der Hessische Rundfunk (HR2) sendet zum 200. Geburtstag von Luise Büchner am Freitag, 11. Juni 2021, 12.05 Uhr, in seiner Reihe „Doppelkopf“ ein Gespräch mit Agnes Schmidt. Schmidt ist Vorsitzende der Luise-Büchner-Gesellschaft und hat eine Biografie über die Frauenrechtlerin verfasst. Ihre Gesprächspartnerin ist die Redakteurin Andrea Seeger.

Ein Gedanke zu „Luise Büchner“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert