800 Traktoren in Gießen erwartet
von Jörg-Peter Schmidt
Mindestens 1000, möglicherweise sogar bis zu 1200 Teilnehmer werden am Montag, 10. Februar 2020, von 14 bis etwa 21 Uhr bei einer Kundgebung in Gießen erwartet: Vorwiegend Landwirte fahren auf etwa 800 Traktoren von der Europastraße (ehemalige Kaserne) über die Licher Straße und Grünberger Straße zur Innenstadt (unter anderem zum Berliner Platz und zur Ostanlage) sowie zur Ludwigstraße bis hin zum Messeplatz. Beeinträchtigungen des üblichen KfZ-Straßenverkehrs sind die logische Folge.Besuch der Bundeslandwirtschaftministerin
Hintergrund der Demonstration ist der Besuch von Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft in Gießen. Die CDU-Politikerin wird gegen 18 Uhr in der Aula der Justus-Liebig-Universität zum Thema Landwirtschaft (aktuelle und künftige Situation) sprechen. Die Ludwigstraße, in der sich die Uni-Aula befindet, ist eines der Ziele bei der Kundgebung der Bäuerinnen und Bauern.

Der „Landbote“ bat die Initiative „Land schafft Verbindung“, die bereits kürzlich eine Kundgebung mit Traktoren durch Gießen organisiert hatte, um eine Stellungnahme zur neuerlichen Demonstration. Sabrina Emmerich fasst die Ziele der Initiative zusammen. In der Pressemitteilung heißt es unter anderem: „Wir möchten faire Lebensmittelpreise.“ Und weiter: „Wir möchten zeigen, dass die Anpassung der Düngeverordnung ein wichtiger Schritt für uns Landwirte war. Und dass die Düngeverordnung sich stark aufstellt für eine Binnendifferenzierung, für mehr Fairness und ein großes Maß an Transparenz.“ Und durch die es wieder die Erlaubnis einer Herbstdüngung für Zwischenfrüchten gebe. Damit werde für die Landwirte zukünftig eine höhere Stickstoffbindung aus der Luft in den Boden im Herbst erreicht.
Einfache Landwirte, die aktiv werden

Sabrina Emmerich unterstreicht, dass die Initiative „Land schafft Verbindung“ organisatorisch unabhängig und parteipolitisch neutral sei. Emmerich: „Wir gehören zur Zivilgesellschaft auf dem Land und bekennen uns ausdrücklich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland und zur sozialen Marktwirtschaft. Wir organisieren uns selbst und unterstehen keinem Verband, keiner Organisation und keiner Institution. Wir sind einfach Landwirte, die ihr Schicksal einfach selbst in die Hand genommen haben. Und wir sind bunt und kommen aus allen aus allen Bereichen der Landwirtschaft: Ackerbau, Tierhaltung, groß, klein, konventionell und ökologisch wirtschaftend. Wir wollen demokratisch und selbstbestimmt dafür sorgen, dass ländliche Räume zu Orten des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Aufbruchs werden. Wir schützen die Natur, weil wir sie nutzen. Das gilt für die Land- und Forstwirtschaft ebenso wie für alle anderen, die mit Wissen und Verantwortung natürliche Ressourcen nutzen: von Jägern, Anglern und Imkern bis hin zur Lebensmittelwirtschaft.“
Möglicherweise wird es am 10. Februar (wie bereits vor der kürzlichen Kundgebung in Gießen) auch Kritik gegenüber den Landwirten geben. Damals hatte beispielsweise fer Landesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz (LDEW) bemängelt, dass die Landwirte die Verursacher des erhöhten Nitratgehalts in Gewässern seien. Diesem Vorwurf werden sich die Teilnehmer der Kundgebung stellen und die Kritiker durch Argumente zu überzeugen versuchen. Gegen 21 Uhr wird die Demonstration enden. Ob es eventuelle Beeinträchtigungen der Kundgebung durch das zu erwartende Unwetter (Regen, Sturm) gibt, ist noch nicht abzusehen.