Für Windräder, gegen Autobahn
Von Bruno Rieb
Über 300 Menschen beteiligten sich an der Demonstration in Friedberg am 25. September 2020 anlässlich des weltweiten Klimastreiks. Fridays for Future Friedberg/Bad Nauheim hatte zu der Demo aufgerufen. Bei dem Protestmarsch wurden Windräder auf dem Winterstein gefordert und zur Rettung des Dannenröder Forstes aufgerufen, der für eine Autobahn gefällt werden soll.Friday for Future-Wunschkonzert
Zum Auftakt vor dem Friedberger Bahnhof malte Lena Binsack in ihrem Friday for Future-Wunschkonzert aus, wie eine Welt aussehen könnte, wenn die Forderungen der Klimaschützer erfüllt werden: „Die Flöte zwitschert, das Becken rauscht, denn unser Leben wurde nicht gegen Profite getauscht.“ Und: „Die Querflöte zwitschert wie die Vögel im Dannenröder Wald, denn im Dannenröder Wald entscheiden sie bald, dass Vögel wichtiger sind als weitere blöde Autobahnen.“
Diese erste Fridays for Future-Demonstration unter Corona-Auflagen führte vom Bahnhof zur Seewiese. Transparente und Plakate für Windräder auf dem Winterstein waren zu sehen, „Kohle stopp“ wurde gefordert, „Rettet den Dannenröder Forst“, und „Kampfpanzer zu Straßenbahnen. Verkehrswende jetzt!“. Die Demonstranten skandierten unter anderem: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“
Ewiges Wachstum ist nicht möglich
Bei der Abschlusskundgebung auf der Seewiese sagte Eva Parbel von Fridays for Future: „Der Kapitalismus lebt vom ewigen Wachstum. Aber wir leben auf einem begrenzten Planeten. Es gibt keine ewigen Ressourcen. Es ist kein ewiges Wachstum möglich.“ Die Klimakrise sei Ergebnis vielzähliger Eingriffe in unsere Umwelt. „Wir sollten diese Umwelt endlich als unsere Mitwelt anerkennen.“
Diethardt Stamm von der Mittelhessischen Energiegenossenschaft feierte das „Erneuerbare- Energien-Gesetz“ als Erfolgsgeschichte. Es sei wegen seines Erfolgs ausgehebelt worden. Die Windkraft werde im Regierungsbezirk Darmstadt eingeschränkt. Auf dem Winterstein seien 23 Windräder möglich. Er habe es zuerst für einen Tippfehler gehalten, als die Anliegerkommunen Friedberg, Rosbach , Wehrheim und Ober-Mörlen in ihrem Bebauungsplanentwurf nur drei vorgesehen haben. Dass die Kommunen nur Windräder ohne Getriebe haben wollen, verstoße gegen den Wettbewerb, weil nur eine deutsche Firma solche Windräder herstelle. Dass die Windräder nur eine Nabenhöhe von 145 Meter haben sollen, verstoße gegen den Naturschutz, weil sie eher Vögel gefährden als höhere Windräder.
Auch in Wetzlar gab es eine Demonstration, die am Bahnhof begann. Sie zählte knapp 300 TeilnehmerInnen. Und wie in Friedberg wurde auch in Wetzlar das drohende Abhauen des Dannenröder Walds für eine Autobahn thematisiert. Danke für das Engagement der überwiegend jungen Wetzlarer DemonstrantInnen. Sie kapieren mehr als ihre doch älteren VertreterInnen in der Wetzlarer Stadtverordnetenversammlung. Die nämlich wollen am 28. September abstimmen, dass mitten in die schöne Altstadt anstelle eines Kindergartens ein riesiges Parkdeck aus Beton geklotzt wird. Es soll 6 Millionen Euro kosten und wird den Autoverkehr erst recht anlocken. Liebe KommunalpolitikerInnen, es ist ja ein kleiner Fortschritt, wenn nun in Sonntagsreden der immer schnellere Klimawandel beklagt wird. Aber das H a n d e l n entscheidet, ob unsere Erde bewohnbar bleibt. Und zwar das schnelle Handeln. Beim Abstimmen sollten Sie die Rufe der DemonstrantInnen von Fridays for Future im Ohr haben: „Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft klaut!“ (Foto: Rufus Zoller)