Kelten Land Hessen

Sonderausstellung in der Keltenwelt

Von Corinna Willführ

Im ersten hessischen Archäologiejahr zeigt die Keltenwelt am Glauberg bis 31. Dezember 2022 die Ausstellung „Kelten – Land – Hessen – eine neue Zeit beginnt. Rund 500 Fundstücke sind in der Sonderausstellung zu sehen – viele zum ersten Mal.

Seit ihrer Eröffnung in 2011 ist die Keltenwelt am Glauberg mit ihrem Museum, dem Archäologischen Park und dem Forschungszentrum für Experten wie Laien, die an der Kultur der Menschen, die vor rund 2400 Jahren in Europa siedelten, ein unverwechselbarer Anziehungspunkt. Verfügt diese doch über einzigartige Funde, allen voran die mannsgroße Sandstein-Statue eines Keltenfürsten. Für das erste Hessische Archäologiejahr wurde das Museum komplett umgebaut. Noch bis 31. Dezember zeigt es in einer Sonderausstellung rund 500 Fundstücke – viele bislang zum ersten Mal – aus ganz Hessen. Ihr Titel: „Kelten – Land – Hessen – eine neue Zeit beginnt“. Als weitere Stationen für eine Zeitreise zu den Kelten seien die bereits ebenfalls eröffneten Ausstellungen im Archäologischen Museum Frankfurt, im Vonderau Museum Fulda, dem Stadtmuseum am Park in Wiesbaden, dem Oberhessischen Museum Gießen empfohlen.

Gräber der Eliten

Mit reichen Beigaben zur Reise ins Jenseits versehen sind die Gräber der Elite. (Fotos: Corinna Willführ)

Zunächst: Die Sandstein-Statue des Keltenfürsten steht in der Keltenwelt am Glauberg noch immer da, wo sie seit der Eröffnung des Museums ihren Platz hat. Doch um sie hat sich die Ausstellung für das erste Hessische Archäologiejahr komplett verändert. So wird erstmals in den „Gräbern der Eliten“ die komplette Ausstattung, die diesen bei ihrer Beisetzung vor mehr als zwei Jahrtausenden mitgegeben wurde, präsentiert. Auch das Prunkstück der Schnabelkanne ist weiterhin zu sehen. Im Detail noch unmittelbarer: durch modernste Technologie, vermeintlich greifbar nah. Auch eine Gewandschließe mit Fabelwesen ist für die Ausstellung vom Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt als 3-D-Modell erstellt worden.

Die Sonderausstellung „Kelten-Land-Hessen – eine neue Zeit beginnt“ zeigt aber nicht nur Relikte wie Schmuck, die höhergestellten Personen vorbehalten waren, sondern alle „zentralen Themen des keltischen Lebens“. So etwa auch, wie damals Landwirtschaft funktionierte, welche Getreide angebaut wurden. Ebenso mittels Virtual Reality, wie es in einem keltischen Haus aussah. Mit einem Fingerdruck lässt sich dank der modernsten Technologie ein Einblick in dessen Inneres gewinnen.

4699 Stellen für Funde aus der Eisenzeit sind in Hessen markiert. Vom Odenwald bis ins Lahntal reichte die Kernregion der keltischen Siedlungen vor rund 2400 Jahren in dem heutigen Bundesland Hessen. Dass die Kelten im Übrigen kein „einig Volk“ waren, sondern sich aus vielen Stämmen und Gruppierungen zusammensetzten, darüber werden die Besucher und Besucherinnen gleich zu Beginn des Ausstellungsrundgangs aufgeklärt. Auf großformatigen Karten können sie die Siedlungsorte der Kelten in ganz Europa nachvollziehen.

Eine Zeit großer Veränderungen

Was aber machte die Epoche, in denen die von griechischen Autoren Keltoi oder Celtae und von den Römern Galli genannten Stämme lebten, aus? Warum heißt es, dass in der Periode der Geschichte „eine neue Zeit beginnt“? Und das, obwohl es von den Kelten selbst keine schriftlichen Überlieferungen gibt?

Die „Blattkappe“ ist das „Erkennungszeichen“ des Keltenfürsts vom Glauberg.

„In Mitteleuropa begann um 800 v.Chr. eine Zeit großer Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. Auslöser dafür war die Einführung des neuen Werkstoffs Eisen. Kontakt und Handel der Kelten mit dem Mittelmeerraum führten zu neuen Ideen und Innovationen – auch in Hessen“, heißt es in der Broschüre zum Keltenland Hessen. Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt am Glauberg: „Die große Ausstellung im gesamten Museum Glauberg greift viele interessante Aspekte auf der Basis von neuen Ausgrabungen und Forschungen auf.“ Neben der Eisenverarbeitung etwa auch die des Salzhandels.

Entdecken, bergen, bewahren

Auf Bildschirmen zu verfolgen ist auch, wie der Bau der ältesten Brücke Hessen um 211 v. Chr. In Kirchhain-Niederwald im Kreis-Marburg-Biedenkopf wohl von Statten gegangen ist. Von der „Herrin von Nidderau“ (aus dem benachbarten Main-Kinzig-Kreis) ist zu erfahren, dass die aus den archäologischen Funden gewonnenen Erkenntnisse nahe legen, dass sie um 600 v.Chr. gelebt haben muss und bei ihrem Tod höchstens 25 Jahre alt war.

Die Prozessionsstraße auf dem Glauberg.

Entdecken – Bergen – Bewahren – Erforschen – die vier Grundprinzipien der Archäologie, sie alle können in der neuen Sonderausstellung der Keltenwelt am Glauberg nachvollzogen werden. Ob vor oder nach einem Besuch empfehlenswert ist das Buch zum Archäologie-Jahr Hessen. Es versammelt auf 252 Seiten mit 350 Abbildungen die Texte von 39 Autorinnen und Autoren aus Denkmalpflege, Museum und Forschung Verlag Schnell + Steiner, 22 Euro). In den kommenden Monaten bietet die Keltenwelt zudem zahlreiche Veranstaltungen an.

Im Archäologischen Museum Frankfurt wird Neugierigen etwa die Frage beantwortet, warum ein aus Friedrichsdorf bei Frankfurt stammender Hugenotte ganz am Anfang der keltischen Archäologie Europas im 19. Jahrhundert stand (vom 26. Mai bis 30. Oktober) Welche Handwerke die Menschen in der Eisenzeit ausübten, wie sie Holz bearbeiteten, töpferten oder Textilien herstellten, ist ein zentrales Thema der Ausstellung „Eisen verändert die Welt“ im Vonderau Museum Fulda (bis 8. Januar 2023). „Im Spannungsfeld der Kulturen“ werden im Stadtmuseum am Markt (sam) in Wiesbaden Exponate gezeigt, die etwa die Frage zu beantworten versuchen, ob sich „späte Kelten“ und „frühe Germanen“ überhaupt unterscheiden lassen. Unter dem Titel „Gold im Grab“ stehen die Funde aus dem Muschenheimer Grabhügel 35 (in Lich-Muschenheim), darunter das imposantes Schwert eines Kriegers (bis 8. Januar). Zum Vormerken: Die Ausstellung „Die Kelten an der Bergstraße“ im Museum Bensheim wird von 17. Juli bis 13. November gezeigt; den „Spuren aus keltischer Zeit im Hochtaunuskreis“ kann man vom 31. August bis 26. März 2023 im Vortaunusmuseum in Oberursel folgen. Wie der Weg „Von der Grabung ins Museum“ erfolgt, zeigt die Präsentation „Frühe Kelten in Butzbach“ vom 8. September bis März 2023. Nicht zuletzt ist als Replik der Keltenfürst jetzt auch in der Geschäftsstelle des Regionalverbands Frankfurt-Rhein-Main in Frankfurt zu sehen.

Die Sonderausstellung im Museum der Keltenwelt am Glauberg ist bis 31. Dezember 2022 zu sehen. Während der hessischen Osterferien ist sie auch montags, sonst dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Das Bistro bis Oktober ab 12 Uhr.

Weitere Informationen keltenwelt-glauberg.de und keltenwelt-hessen.de

Titelbild: Besucher in der aktuellen Ausstellung der Keltenwelt am Glauberg.

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