Projekt für Flüchtlinge

Ins Berufsleben integriert

von Jörg-Peter Schmidtunterkunft1

Sie sind Maurer, Kaufleute, Krankenpflegerinnen oder -pfleger, Schneiderinnen oder Schneider, Rechtsanwälte oder Kraftfahrzeugmechaniker: Vielfältige Berufserfahrung bringen die meisten der rund 3000 Asylbewerber mit, die zurzeit vom Landkreis betreut werden. Seitens der Flüchtlinge besteht der Wille und die Bereitschaft, sich ins gesellschaftliche und berufliche Leben einzubringen. Dieser Wunsch wird durch ein neues Programm des Landkreises Gießen unter dem Titel „Arbeiten, Lernen, Leben – Migranten helfen gestalten“ (ALLM) in die Tat umgesetzt.

Flüchtling gestalten ihre Unterkunft

Durch das Projekt MOVE der ZAUG gGmbH (Zentrum für Arbeit und Umwelt Gießen) gibt es für Asylbewerber Möglichkeiten zu arbeiten und gleichzeitig Zusatzangebote zum Erweitern der Kenntnisse der deutschen Sprache wahrzunehmen. Start von ALLM ist zurzeit in Staufenberg. Im Gewerbegebiet der rund 8500 Einwohner umfassenden Stadt, zwischen Gießen und Marburg gelegen, leben seit Anfang Februar 2016 etwa 90 Flüchtlinge vorwiegend aus Syrien, aber auch aus dem Iran, Irak und aus Pakistan.

Wie Landrätin Anita Schneider und Bürgermeister Peter Gefeller bei einen Pressetermin auf dem Gelände der drei Gemeinschaftsunterkünfte informierten, gestalten ab sofort zunächst sechs Asylbewerber zusammen mit Mitarbeitern des städtischen Bauhofes neben den Wohncontainern das äußere Gelände um, das bei Regen verschlammt ist und gepflastert werden muss. Anschließend arbeiten die Asylbewerber im Staufenberger Bauhof im Rahmen eines Praktikums, das insgesamt sechs Wochen dauert. Für dieses Praktikum haben sich in kurzer Zeit sechs junge Männer angemeldet, die von der Stadt ihre Arbeitskleidung und Arbeitsgeräte zur Verfügung gestellt bekommen. Einige Schwierigkeiten werden vorerst noch die Sprachunterschiede machen. Eine erste Hilfe zur Bewältigung dieser Probleme sind Handzettel, die von Bürgermeister Gefeller auf der Baustelle verteilt wurden. Darauf sind einige Begriffe in deutscher und arabischer Sprache aufgeführt. Im Übrigen stehen Übersetzer in Staufenberg zur Verfügung.

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Landrätin Anita Schneider und Bürgermeister Peter Gefeller (neben der Landrätin) besprachen mit den Flüchtlingen deren Möglichkeiten, im Rahmen des Programms zu arbeiten und ihre Sprachkenntnisse zu erweitern. (Fotos: Jörg-Peter Schmidt)

Nasser Boden wird befestigt

Die Finanzierung des Projektes erfolgt durch Mittel des Ausbildungs- und Qualifizierungsbudgets des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration sowie durch die Stadt Staufenberg, die Personal-, Sach- und Verwaltungskosten übernimmt. Wie Landrätin Schneider zur Initiative ALLM, die unter ihrer Federführung verwirklicht wurde, berichtete, wird das Projekt nicht allein durch den Kreis und die Kommune verwirklicht. Es wirken unter anderem mit: die gemeinnützige Gesellschaft für Integration, Jugend und Berufsbildung (IJB), die Jugendpflege und das Bauamt der Stadt Staufenberg sowie – wie bereits erwähnt – ZAUG.

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Auf der Baustelle liegen Handzettel vor, in der Begriffe wie „Schaukel“ in deutscher und arabischer Sprache stehen.

Beim Pressetermin waren neben den Asylbewerbern, der Landrätin und dem Bürgermeister unter anderem auch IJB-Geschäftsführer Rüdiger Harz-Bornwasser, Britta Strauch und Uwe Happel (Kreis Gießen) und Birger Handloser (Leiter der zentralen Dienste in Staufenberg) anwesend und standen für Auskünfte zur Verfügung. Ihr Dank galt auch allen Helferinnen und Helfern wie Bärbel Milke in Staufenberg, die die Flüchtlinge seit deren Ankunft unterstützen.
Wie IJB-Geschäftsführer Rüdiger Harz-Bornwasser erläuterte, wird das Projekt ALLM in den nächsten Monaten in weiteren Gemeinden und Städten des Kreises Gießen fortgeführt. Er kündigte an, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer neben der Erweiterung der Sprachkenntnisse auch grundlegendes Wissen aus dem Arbeitsbereich Garten- und Landschaftsbau erwerben können. Die Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte arbeiten dann unter der Fachanleitung eines Gärtnermeisters gegebenenfalls zusammen mit Auszubildenden des Garten- und Landschaftsbaues und deren Ausbildern zusammen. Wie der „Landbote“ erfuhr, haben bereits einige Kommunen ihr Interesse bekundet, an dem Projekt teilzunehmen. In Staufenberg jedenfalls ist das Modell Wirklichkeit geworden: Im Gewerbegebiet haben die Asylbewerber unter fachkundiger Anleitung bereits zur Schaufel und Schubkarre gegriffen, um den nassen Boden zu befestigen.

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