Inklusion

Eric Mootz hilft bei Handicap

Was macht ein „pädagogischer Mitarbeiter für Inklusion und Barrierefreiheit“? Er kümmert sich darum, dass Menschen mit Handicap trotz ihrer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung so gut wie möglich am Angebot für jedermann teilnehmen können. Eric Mootz ist ein solcher „pädagogischer Mitarbeiter für Inklusion und Barrierefreiheit“. Er sorgt seit zwei Jahren für eine verbesserte Teilhabe am Bildungsangebot der Volkshochschule Landkreis Gießen (KVHS).

Vielschichtiges Aufgabenfeld

Seit März 2018 gehört Eric Motz zum Team der KVHS und schafft gelebte Inklusion, berichtet die Pressestelle des Landratsamtes Gießen. Über seine Arbeit sagt er selbst: „Es ist ein sehr vielschichtiges Aufgabenfeld, das sich sowohl durch breite Netzwerkarbeit auszeichnet als auch zugleich individuelle Lösungen fordert.“ 

Bereits seit 2015 arbeitet das Bildungsinstitut daran, das Regelangebot für Menschen mit Behinderung zu öffnen. Mit den Fördermitteln des Hessischen Kultusministeriums aus dem Hessischen Weiterbildungspakt konnte der Landkreis seinerzeit eine halbe Stelle schaffen, die mit dem Erziehungswissenschaftler mit Schwerpunkt „Erwachsenenbildung“ und Erfahrungen als Diversity-Beauftragter ideal besetzt ist.

Landrätin Anita Schneider resümiert: „Herr Mootz hat in dieser Zeit sprichwörtliche Türen geöffnet und die KVHS-Angebote für viele Interessierte zugänglich gemacht. Seine Arbeit hat dazu beigetragen, dass der Themenbereich ‚Inklusion‘ ein wichtiges Querschnittsthema im Programmangebot der KVHS werden konnte. Das freut mich, denn es ist mir ein persönliches Anliegen, dass alle Menschen einen Zugang zur Bildung bekommen und dass im besten Fall ein gemeinsames Lernen von Menschen mit und ohne Behinderung möglich wird. Die Wiedereröffnung des sanierten Gebäudes der KVHS in Lich wird durch die nun neu gewonnene Barrierefreiheit diese wertvolle Arbeit unterstützen.“

Höranlage und Hilfe bei Sehbeeinträchtigung

In diesem Sinne zielt die Arbeit von Eric Mootz darauf ab, zum einen die angebotenen vhs-Kurse in Absprache mit den Kursleiterinnen und -leitern speziell auf besondere Bedürfnisse zuzuschneiden und zum anderen nach individuellen Lösungen zu suchen und beispielsweise geeignete Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, damit auch Menschen mit Behinderung die Regelkurse besuchen können. „Das kann zum Beispiel ein Gebärdendolmetscher sein, den wir für ausgewählte Kurse zur Verfügung stellen“, führt Eric Mootz an, „oder unsere Höranlage, die es Hörgeräteträgern ermöglicht, den Ausführungen unserer Kursleitungen folgen zu können, weil das Gesagte direkt ins persönliche Hörgerät im Ohr übertragen wird.“ Dieses technische Hilfsmittel ist seit einem halben Jahr so rege in Gebrauch, dass die vhs über die Anschaffung eines zweiten nachdenkt.

„Der Alltag aus dem Blick der Inklusion ist vielfältig“, unterstreicht der pädagogische Mitarbeiter. So sind die genannten Hilfen für Menschen mit Hörbeeinträchtigung nur ein Zugang zu mehr Inklusion. Für sehbehinderte Menschen kann es eine große Hilfe sein, Unterrichtsmaterialien vorab einsehen zu können. Ein barrierefreier Zugang zum Kursort ist eine banale, aber grundlegende Voraussetzung für die Teilnahme von Rollstuhlfahrern.

„Manchmal sind die Barrieren aber auch weniger offensichtlich. Dann muss ich im Vorfeld gemeinsam mit der oder dem Lernwilligen die individuellen Ansprüche klären, um eine Kursteilnahme möglich zu machen. Meistens finden wir einen Weg.“ Etwa zwei Mal im Monat klingelt sein Telefon, weil ein beeinträchtigter, interessierter Kursteilnehmer konkret Rat sucht. Bei der Anmeldung zu den vhs-Kursen gibt es darüber hinaus inzwischen standardmäßig ein Feld für Hinweise, so dass Besonderheiten schon gleich vorab angesprochen werden können. – Eine kleine, einfache, aber dennoch hilfreiche Maßnahme, um der Eigenheit eines jeden Kursteilnehmers gerecht werden zu können. Bisher haben 25 neue inklusive Kurse stattgefunden. Tendenz steigend.

Linedance Angebot

Neben den Hilfen im erwachsenenpädagogischen Bereich kümmert sich Eric Mootz auch um besondere Bildungsangebote im sonderpädagogischen Bereich, also um Kurse, die auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten ausgelegt sind. In diesen vhs-Kursen wird langsamer gelernt als üblich –  die Kursleiter und -leiterinnen benutzen einfache Worte und eine gut verständliche Sprache, so dass auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen dem eher schlichten Lehrstoff folgen können. In Frage kommen dabei neben Kunst-, Handarbeits- und Werkstattkursen auch Kurse zur Körperwahrnehmung oder auch Tanz wie das Linedance-Angebot, das seit einigen Semestern in Kooperation mit der Lebenshilfe Gießen angeboten wird.

Teamwork mit anderen Anbietern und Netzwerkarbeit ist ohnehin eine Kernaufgabe seines Jobs. So hat er sich in den zwei Jahren seiner Tätigkeit für die KVHS ein Netzwerk von 16 festen Kooperationspartnern aufgebaut. Am Anfang aller Bemühungen stand die Bedarfserschließung: Was interessiert Menschen mit Behinderung überhaupt? Was möchten sie lernen? Mit diesen Fragen wandte er sich an Verbände und Beratungsstellen und bekam Antworten. Daraufhin konnte die Volkshochschule zum einen durch Hilfestellungen das Regelkursangebot öffnen und zum anderen spezielle Kurse entwickeln, in denen natürlich auch Menschen ohne Beeinträchtigung willkommen sind.

Beitrag für Kunst in Licher Scheunen

Denn das weite Feld der Inklusion hat neben der Absicht, Menschen mit Behinderung gesellschaftlich einzubinden, auch die Aufgabe, Begegnung zu schaffen und Menschen ohne Behinderung für die besonderen Bedürfnisse anderer zu sensibilisieren. Inklusion in den Alltag bringen, ist die andere Seite der Medaille. Und so gab es zum Beispiel dank dem Zutun von Eric Mootz im Zuge der Aktion „Kunst in Licher Scheunen“ einen Workshop, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung zusammengekommen sind und an einem Workshop zur Bearbeitung von Ton teilgenommen haben. 

Dies führt der „pädagogische Mitarbeiter für Inklusion und Barrierefreiheit“ als ein gelungenes Beispiel seiner Arbeit an und fügt hinzu: „Wir werden weiterhin daran arbeiten, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen können. Die KVHS hat in diesem Bereich schon Einiges geschafft, aber es gibt weiterhin viel zu tun.“

Unser Titelbild ist ein Gruppenfoto, das 2019 aufgenommen wurde, als Eric Mootz (links) seinen Mitstreitern, die das Projekt „Inklusive vhs in Hessen – Entwicklung inklusiver und barrierefreier Bildungsangebote im Landkreis Gießen“ begleiten, über den Sachstand informiert hat, v.l.: Eric Mootz, Prof. Dr. Greisbach (Uni Gießen), Elke Männle (Kursleiterin), Ursula Häuser (Landesarbeitsgemeinschaft Hessen Selbsthilfe e.V.), Oliver Neundorf (Kursleiter), Elke Kaiser (Kursleiterin). (Foto: Landkreis Gießen)

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