Johanna Guber ausgezeichnet
Von Elfriede Maresch
Johanna Guber aus Geiß-Nidda wurde für ihre Figuren „Simo“ mit dem Preis der Hessen Design Competition ausgezeichnet. „Simo“ ist von Sinnesmomente abgeleitet.„Liegts in der Familie?“ fragte man sich im Guberschen Freundeskreis, als jetzt ein Produkt von Johanna Guber mit dem Preis der Hessen Design Competition ausgezeichnet wurde. 2019 hatte ihre ältere Schwester Fee dieselbe Auszeichnung für ihr Universalmöbel „120 Grad“ erhalten. „Innovativ, nachhaltig, regional“ ist das Motto des Preises. Zum 7. Mal vom Hessischen Wirtschaftsministerium gefördert, geht er jährlich an vier junge Designtalente. Die eigentliche Jury, die aus 14 Nominierten die Preisträger aussucht, besteht aus namhaften hessischen Designern. Die Competition wird vom Verein Hessen Design e.V. organisiert.
Momente bewusst wahrnehmen
Johanna Guber öffnet eine ovale Schachtel, scheinbar aus Span, in Wirklichkeit aus geschickt bemalter Pappe. Darin liegen die Figuren von „Simo“, abgeleitet vom Begriff Sinnesmomente. Als „Verbindung zwischen Kleinskulptur und Spiel“ beschreibt Guber selbst ihr Produkt. „Simo“ entstand aus ihrer Bachelorarbeit, die sie im Studiengang Produktgestaltung an der Brüder Grimm-Berufsakademie Hanau schrieb. Ihr Berufsziel ist Designerin, im praktischen Ausbildungsteil hat sie sich zur Metallbildnerin qualifiziert. Der duale Studiengang besteht zur Hälfte aus Werkstattarbeit, zur Hälfte aus stärker theoretisch fundiertem Studium.

„Momente bewusst wahrnehmen“ ist die Kernthese von Johanna Gubers Arbeit. Sie hat sich mit verschiedenem „zweckfreiem“ taktilen Gestalten beschäftigt, etwa mit den Steintürmchen, die man an manchen Wanderwegen sieht, mit den Pop-its, vor kurzem Trend auf vielen Schulhöfen: ähnlich wie bei Luftpolsterfolie kann man kleine Kissen eindrücken, bekommt einen wohltuenden taktilen und akustischen Impuls. Guber schlug den Bogen von dieser Beobachtung hin zu Grundsätzen des Zen-Buddhismus „Im Hier und Jetzt sein, die Umwelt wahrnehmen“. Sie suchte nach einer Verbindung von Sinneseindrücken, Entspannung und zugleich weltzugewandter Wahrnehmung, verdeutlichter Materialität. So entwickelte sie das Konzept der „Simo“-Figuren: verschiedene Materialien, die unterschiedliche Sinneseindrücke geben, eher runde glatte Formen, Handschmeichler, die sich gut anfühlen. Im Unterschied dazu würden raue und spitzige Tastflächen unangenehm wirken. Von Kork bis Speckstein, von Holz bis Kunststoff: Gubers Figuren können aneinander gelegt werden fast wie ein Puzzl oder aufeinander gebaut wie ein Türmchen.
Sinneseindrücke verschaffen
Ein Spiel für Kinder? Guber betont ausdrücklich den Spielwert für Erwachsene: „Wir leben in einer stark digitaliserten, abstrahierten Welt. Es ist gut, sich bewusst Sinneseindrücke zu verschaffen,die gleichermaßen Entspannung und Konzentration fördern.“ Sie könnte sich „Simo“ durchaus auf den Schreibtischen von Großraumbüros vorstellen, in Hörsälen, bei Konferenzen, als geräuschlosen Ausgleich zur Arbeit. Johanna Guber freut sich sehr über die Auszeichnung der Competition, zu der ein Geldpreis und Coachings in verschiedenen Arbeitsformen durch Mentoren des Designhauses Darmstadt gehören. Wie erklärt sie sich die zwei Preise innerhalb weniger Jahre in einer Familie? „Es ist anregend, dass unser Vater ein in der ganzen BRD bekannter Bildhauer ist. Wir konnten als Kinder ziemlich frei in seiner Werkstatt hantieren, ausprobieren, Materialeigenschaften kennenlernen. Als ich dann die freie Waldorfschule Bad Nauheim besucht habe, wurden mir noch mehr Möglichkeiten geboten.“ Und wie stellt sich Johanna Guber die nächsten Schritte ihrer Berufsbiografie vor? „Ich würde gern in einem Designbüro arbeiten, um das Spannungsfeld Behauptung am Markt, Kundenwunsch und Realisierung, die wirtschaftliche Seite des Designschaffens näher kennen zu lernen.“