Ein Labyrinth lockt
Von Michael Schlag
Ein Hanf-Labyrinth ist in Butzbach-Pohl-Göns eröffnet worden. Es soll spielerisch die Kulturpflanze wieder stärker ins Bewusstsein bringen.Das ist ein richtiger Dschungel, man könnte sich das auch am Amazonas oder irgendwo auf Borneo vorstellen. Links und rechts sind die Wege undurchdringlich zugewachsen; keine fünf Minuten, und man hat jede Orientierung verloren. Genau so ist das gedacht, deshalb sind alle Wege in Rundungen angelegt. Es gibt keine rechten Winkel, das könnte man sich zu leicht merken, sagt Walter Strasheim-Weitz, der die Idee zum Hanflabyrinth in seinem Heimatort Butzbach-Pohl-Göns hatte. Strasheim-Weitz ist Aufsichtsratsvorsitzender der Hanffaser Uckermark e.G. und ihm geht es auch darum, den Hanf als vorzügliche Kulturpflanze wieder stärker ins Bewusstsein zu bringen. „Lass uns doch mal was mit Hanf machen“, fragte er deshalb den Landwirt Steffen Buß, der Experimenten nie abgeneigt ist und der heute sagt: „Da hat er bei mir natürlich offene Türen eingerannt.“
Der Hanf ist bis zu drei Meter hoch
Auf 1,2 Hektar wurde die zertifizierte Sorte „Fedora 17“ ausgesät, ein hoch wachsender, stabiler Faserhanf. Saattermin war hier in der nördlichen Wetterau am 5. Mai, das war vier Wochen später als im Hanfgebiet der Uckermark, aber „der Hanf soll ja auch lange stehen bleiben, für die Leute, die sich das ansehen wollen“. Jetzt, zu Beginn der Labyrinth-Saison, ist der Hanf 2,50 bis 3 Meter hoch und „wir erwarten, dass er noch einen Monat wächst und dass er hier in der Gegend 4 Meter bis 4,20 Meter hoch wird“. Wurde das Feld mal gedüngt, gab es Pflanzenschutz? „Natürlich nicht“, sagt Strasheim-Weitz, „das ist doch gerade das Spannende am Hanf, der braucht nicht viel, damit er so unglaublich wächst“.
Vor dem Hanf stand auf dem Acker Mais und Buß wollte auch „mal sehen, wie der Hanf das Unkraut unterdrückt“. Daneben wollte er auch die Vorfruchtwirkung testen, denn Hanf durchwurzelt er den Boden stark und lockert verdichteten Boden auf. Als Folgekultur ist Sommerweizen geplant oder Mais; das Hanfstroh muss auf dem Acker erst über Winter verrotten, „es ist zu holzig, man bekommt es nicht mehr klein“, sagt Buß. Im Frühjahr soll es mit der Scheibenegge eingearbeitet werden. „Und wenn uns das Alles sehr gut gefällt, kann es auch sein, dass wir das Labyrinth noch mal hierhin machen, denn Hanf ist selbstverträglich“.
Nicht jeder darf Hanf anbauen
Nicht jeder darf Hanf anbauen, das dürfen nur Vollerwerbslandwirte, maßgeblich dafür ist die Einzahlung in die landwirtschaftliche Alterskasse. Die Fläche muss im jährlichen Flächennutzungsplan gemeldet werden. Hanf ist eine getrennt geschlechtliche Pflanze, es gibt männliche und weibliche Blüten. Steffen Buß hat gerade besonderes Augenmerk auf die weiblichen Blüten, auf deren Sekret es beim Rauschhanf ankommt. „Wenn er in die Blüte kommt, melde ich das bei der Bundesopiumstelle“, diese könne dann überprüfen, dass der maximale Gehalt an berauschendem THC eingehalten ist. Es solle sich aber niemand falsche Hoffnungen machen, sagt Walter Strasheim-Weitz, „da müsste man schon eine Tonne von rauchen“. Dieses einseitige Image des Hanfs als Rauschpflanze stört ihn schon lange. Mit dem Hanflabyrinth will er auch mehr Bewusstsein schaffen für die vielen anderen Qualitäten der alten Kulturpflanze: für Hanföl und Hanffasern, seine Anspruchslosigkeit im Anbau, seine Vorzüge in der Fruchtfolge und für den Boden. Bei der Schönheit der Pflanzen kommt er ins Schwärmen: „Wenn es geregnet hat und wenn Wind geht, dann ist das hier wie auf hoher See“. Bienen allerdings wird man hier selten begegnen, der Hanf ist ein Windbestäuber.
Drei Kilometer Wege im Hanf-Labyrinth
Etwa drei Kilometer Wege wurden im Hanf als Labyrinth angelegt, und zwar „alles von Hand gemacht“ und mit der Sense frei geschnitten – unterstützt von einer Kameradrohne. Noch nicht ganz geklärt ist die Ernte. Die Pflanzen als Faserhanf zu ernten, mit Röste auf dem Feld und Transport zur Verarbeitung in die Uckermark, das werde sich bei der kleinen Fläche nicht lohnen, sagt Strasheim-Weitz. Aber die Samen, die sogenannten „Hanfnüsse“ sollen gedroschen werden und an eine Ölmühle gehen. Wenngleich vom Faserhanf, der eigentlich für Dämmstoffe angebaut wird, keine hohen Ölerträge zu erwarten sind.
Besucher müssen sich an die üblichen Corona-Regeln halten; deshalb werden in die Wege auch kleine Buchten geschnitten, so kann man bei Begegnungen im Labyrinth die gebotenen 1,50 Meter Abstand einhalten. Besucher werden auch gebeten, sich anzumelden, damit die Labyrinthbauern den Überblick haben, wie viele Gäste zu erwarten sind.
Samstag und Sonntag ist das Hanflabyrinth von 10 bis 21 Uhr geöffnet, Dienstag bis Freitag von 13 bis 21 Uhr, Montag geschlossen. (Ab Ende August etwas kürze Öffnungszeiten) Für Gruppen ab 12 Personen werden Sonderführungen angeboten. Anmeldung per E-Mail info@halawe.de oder über das Kontaktformular der Webseite Hanflabyrinth Wetterau halawe.de
Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt 5 Euro, für Jugendliche 4 Euro, Kinder drei Euro. Wer mit dem Fahrrad zum Hanflabyrinth kommt, bekommt einen Nachlass von einem Euro. Navi-Anschrift: Außenliegend Scheresäcker 1, 35510 Butzbach / Pohl-Göns