Die Jeans, aus der die Träume sind
Zwei schmale Tische stehen vor dem Eingang zum ehemaligen Bad Nauheimer Kurhaus. Dort empfängt Beatrix van Ooyen seit Donnerstag, erstem Juli Gäste zur Ausstellung „Denim for Life“. Noch bis Samstag, 31. Juli ist ein Besuch möglich (täglich 10-18 Uhr). Der Eintritt ist frei. Es geht dabei um Jeans und ein Kunstobjekt von Patrizia Zewe aus Bad Nauheim. Mitveranstalter ist die Ernst-Ludwig-Buchmesse, Veranstaltungspartner die Kulturregion Frankfurt Rhein-Main.
Ausstellerin von Ernst-Ludwig-Buchmesse
Zentrum ist ein Schrank im Foyer des Kurhauses. Das Gebäude gehört dem Hotel Dolce by Wyndham, das die Ausstellungsfläche entgeltfrei zur Verfügung stellt. Um das Möbel drapierte Patrizia Zewe, eine Ausstellerin der Ernst-Ludwig-Buchmesse, ein kunstvolles Stoffgebilde als Hingucker. Im Wesentlichen besteht das Exponat aus ausrangierten, gespendeten Jeanshosen, aber auch anderen farblich passend gestalteten Stoffbahnen und -skulpturen. Bemalte Stoffkissen und Pflanzen aus Jeans runden das Kunstwerk ab. An der einen oder anderen Stelle hängen Bilder, ebenfalls aus Zewes Produktion. Eine größere Zahl von Mitausstellern und -ausstellerinnen bereicherte an einzelnen Tagen das Geschehen.
Ernst-Ludwig-Buchmesse und Kulturregion
Mit der Materie hat sich Beatrix van Ooyen umfänglich befasst. Kenntnisreich weiß sie darüber zu berichten. Auf die Idee zu der Ausstellung kam sie, weil ihr die Kulturregion Frankfurt Rhein-Main anbot, den transportablen Kleiderschrank zur Verfügung zu stellen. Rund um das Möbel durften Zewe und sie sich etwas ausdenken.
Denn mit dem Motto „Kleidung – Freiheit – Identität“ war die Kulturregion in die Ernst-Ludwig-Buchmesse involviert, welche van Ooyen federführend organisiert. Dabei war seitens Zewe geplant gewesen, sich mit einer Modeinstallation zu beteiligen. Die Messe musste 2020/21 pandemiebedingt ausfallen, daher war der Zeitpunkt nun da. Ziel ihres kunstvollen Jeans-Objektes ist es, ein Signal für die Nachhaltigkeit zu geben.
Geht auf Hugenotten zurück
Wie van Ooyen schildert, gehen die Jeans auf die Hafenarbeiter in Genua zurück. Sie nutzten robustes Garn aus arabischer Baumwolle für Kleidung und Segeltuch, färbten es blau mit der Indigopflanze. Bekannt wurde es unter dem Namen „Bleu de Gênes“. Die Tuchmacher in der französischen Hugenottenstadt Nîmes entwickelten den Stoff weiter: bis hin zu der Camise, dem Hemd aus dem festen Stoff. Als die Hugenotten fliehen mussten, brachten sie die Technik nach Deutschland mit. In der benachbarten Hugenottenstadt Friedrichsdorf gibt es noch immer Hinweise auf die Färberhäuschen.
Co-Ausstellerinnen noch bis Freitag
Die Ausstellung Denim for Life geht nun zu Ende. Bis einschließlich Donnerstag ist die Firma Jeans Healer von Tam Herring vor Ort. Jeans Healer repariert, ändert und upcycelt. Zudem produziert das Unternehmen nachhaltige Bekleidung nach Maß.
Am Freitag, 30. Juli stellt Angi Henn von Peggy Sue Vintage eine spezielle nachhaltige Jeans vor. Dabei zeigt sie, womit man die Hose kombinieren kann.
Aus Gênes wird „Jeans“
Nicht Levi Strauss war also Urvater der Jeans. Es waren französische Protestanten, die teilweise nah an der Kurstadt lebten. Strauss brachte den Stoff im 19. Jahrhundert von Europa mit in die USA: Der Begriff Gênes wurde zu „Jeans“. Das passt zu Bad Nauheim, dem European Home von Elvis.
Die Doku-Webseite der Ausstellung ist auf der Homepage der Ernst-Ludwig-Buchmesse zu finden.