Grundwasserschutz

Frankfurt soll seinen Durst selber stillen

Frankfurt soll stärker als bisher seine eigenen Wasserressourcen nutzen. Das fordern die Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) und die Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“ in einem offenen Brief an den Frankfurter Magistrat und die Bürgerinnen und Bürger, die demnächst wählen gehen. Frankfurt sei einer „wesentlicher konflikt-Verursacher“ und „hält somit den Schlüssel zur Problemlösung in der Hand“.

„Wir haben uns jahrelang darum bemüht, mit Ihnen gemeinsam Lösungen für den Grundwasser-Nutzungskonflikt zu finden, der sich zwischen Ihrer Wasserversorgung und unserem Naturraum im Zuge des Klimawandels immer mehr verschärft. Dazu haben wir Ihnen zusammen mit hochqualifizierten Fachleuten, beispielsweise des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLUNG), eine ganze Reihe an effektiven Konzepten vorgeschlagen, damit Frankfurt künftig stärker als bisher seine eigenen Wasserressourcen nutzt“, heißt es in dem Schreiben. Diejenigen, die für die Frankfurter Wasserpolitik verantwortlich sind, würden die erforderlichen Maßnahmen jedoch verweigern.

Profitables Geschäft mit Grundwasser

Die Umweltdezernentin habe sich in Bezug auf eine umweltschonende Bewässerung von Gebäudebegrünung für „nicht zuständig“ erklärt, obwohl Frankfurt eine stärkere Durchgrünung mit einem hohen, zusätzlichen Wasserverbrauch anstrebe. Das Planungsdezernat habe die Forderung der Wasserschützer, für solche Bewässerungen Nicht-Trinkwasser zu verwenden, mit der unsinnigen Bemerkung abgefertigt, diese funktionierten nur mit Trinkwasser. Das für die Wasserversorgung zuständige Wirtschaftsdezernent mache derweil profitable Geschäfte mit dem Grundwasser und antwortet nicht auf die Schreiben von SGV und Aktionsgemeinschaft. Den Oberbürgermeister Frankfurts interessiere die Wasserfrage selbst dann nicht, wenn die hessischen Umweltverbände auf dem Römerberg demonstrativ verdurstete Bäume zur Schau stellen. Die Wälder des Umlandes seien für die Grundwasserneubildung, die regionale Klimaregulation und als Naherholungsgebiet Frankfurts unverzichtbar. Die Metropole fordere aber noch mehr Wasser aus den Brunnen von Vogelsberg, Burgwald, Spessart und Ried.

Der Wald im Frankfurter Umland verdurstet. (Foto: Rieb)

Die Vorstellungen von Stadtentwicklung des Magistrats und des Oberbürgermeisters basieren nach Ansicht von SGV und Aktionsgemeinschaft auf einem grenzenlosen Wachstum – auch beim Wasserverbrauch. „Sie sind stolz auf ihren Bauboom und auf ihre Investoren. Sie wollen hunderte von Millionen Euro in Theater, Sportstätten, Schwimmbäder und ähnliche Projekte stecken, und wollen sogar komplett neue Stadtteile bauen. Und all diese Wasserfresser vollständig mit Trinkwasser versorgen, dessen Herkunft dem Magistrat schlicht gleichgültig ist“, halten die Wasserschützer den Frankfurter Stadtoberen vor.

Wasser aus dem Umland für Frankfurts Wachstum

Frankfurt fördere massiv das intensive Durchgrünen der Stadt zwecks Kühlung von „Hot Spots“ durch die Verdunstung von Wasser, ohne dass es dafür ein belastbares Bewässerungskonzept gebe. Das vor Jahren wiederholt gegebene Versprechen der Stadtpolitik, „umgehend Betriebswassersysteme aufzubauen, um den Naturraum zu entlasten“, sei bis heute nicht einmal ansatzweise eingelöst. Frankfurts Credo scheine nach wie vor zu sein: Die Metropole wächst, und das Umland hat unter allen Umständen das Wasser dafür zu liefern. Am besten so günstig, dass die Stadt weiter wie bisher Millionen am Wasserhandel verdienen kann. Seit 150 Jahren erkläre sich Frankfurt, am Main und an der Nidda gelegen, und vielerorts mit hohen Grundwasserständen gesegnet, zum Wassermangelgebiet. In der Folge lasse sich die Stadt zu zwei Drittel vom Umland mit Grundwasser versorgen.

Dieser überproportionale Fernwasserbezug sei spätestens seit dem Jahr 2002 gesetzeswidrig, erklären SGV und Aktionsgemeinschaft. Nach § 50 Wasserhaushaltsgesetz sei eine Fernwasserversorgung nur dann und zeitlich begrenzt zulässig, wenn die ortsnahen Wasservorkommen für die öffentliche Wasserversorgung nicht ausreichen. Das treffe auf Frankfurt angesichts seines Wasserreichtums nicht zu. „Dass die Stadt, die sich gerne als ‚Green City‘ vermarktet, neuerdings Fernwasser sogar aus dem über 100 km entfernten Burgwaldgebiet importiert, ist in diesem Kontext geradezu skandalös. Liebe Frankfurterinnen und Frankfurter, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren des Magistrats, es ist allerhöchste Zeit, dass die Frankfurter Politik schnellstens effektive Maßnahmen zum Schutz des Naturraums der Fernwasser-Liefergebiete ergreift. Dies sollte sie gerade auch im Interesse künftiger Frankfurter Generationen tun. Schützen Sie auch das Frankfurter Wasser vor Überbauung oder Verschmutzung, indem Sie es umweltverträglich nutzen. Bedenken Sie zudem, dass Nicht-Trinkwasser preisgünstiger als das Trinkwasser sein kann und damit die Nebenkosten für die gesamte Nutzungsdauer eines Gebäudes senken kann“, appellieren SGV und Aktionsgemeinschaft in ihrem offenen Brief.

Maßnahmen zum Trnkwasserschutz

Die beiden Organisation fordern von der Frankfurter Politik: keine städtischen Wasserwerke und ihre Schutzgebiete aufzugeben; die vollen Kapazitäten aller Frankfurter Wasserwerke, die noch Wasserschutzzonen besitzen, für die ortsnahe Trinkwasserversorgung zu reaktivieren; alle anderen Wasserwerke und Brunnen für die öffentliche Versorgung mit Nicht-Trinkwasser einzusetzen; sogenannte Betriebswasserinseln für die direkte Nutzung von Niederschlagswasser vor Ort herzustellen; eine umfassende Mainwassernutzung für die Nicht-Trinkwasserversorgung einzusetzen; Baugenehmigungen für Neubauten und Umbauten sowie für Freiflächen nur dann zu erteilen, wenn dort ein Leitungssystem für die Nutzung von Nicht-Trinkwasser zumindest für die WC-Spülung und für Bewässerungszwecke installiert wird; die Bewässerung von städtischem Grün, Sportanlagen und ähnlichem sowie von Begrünungen, die mit städtischen Mitteln gefördert werden, mit Trinkwasser zu verbieten; alle Glieder der Frankfurter Wasserlieferkette auf das lückenlose Umsetzen der „Umweltschonenden Grundwassergewinnung“ zu verpflichten.

„Wir appellieren dringlichst an Sie, mit den entsprechenden Maßnahmen sofort zu beginnen. Investieren Sie umgehend in die ortsnahe Absicherung Ihrer Wasserversorgung. Ein Tankwagen zur Bewässerung von Grünanlagen, der mehr als Feigenblatt dient, reicht bei weitem nicht aus. Sie können das ohne Weiteres, da Frankfurt in den 90ern des letzten Jahrhunderts bereits entsprechende Planungen ausgearbeitet und genügend Projekte erfolgreich realisiert hat. Wir sind auch gerne dazu bereit, der Stadt im Bedarfsfall dabei fachliche Hilfestellung zu leisten. Weitere Verzögerungen aber sind angesichts des Klimawandels nicht länger hinnehmbar. Wir werden es nicht länger akzeptieren, dass die Frankfurter Politik mit ihrer Untätigkeit die Daseinsvorsorge ihrer eigenen Fernwassergewinnungsgebiete unterläuft“, schreiben Schutzgemeinschaft Vogelsberg und Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“ in ihrem offenen Brief.

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