Gerdas Bettgeflüster

Clowns mit Anspruch

Von Bruno Rieb

Es war eng im Bett bei „Gerdas Bettgeflüster“. Gleich vier Clowns hatte sich Jutta Himmighofen-Strack alias Gerda Schmidt an ihren ungewöhnlichen Drehort im Friedberger Bettenhaus Decher geholt. Aber die Leute mit dicken roten Knollennasen und knallbunter, zugleich zu enger und zu großer Kleidung, können überall ihren Spaß verbreiten, auch an Orten, wo man es nicht erwartet.

Clowns in Kontakt

Hildegard Luzius alias Madame Pauline, Daniela Wüstenbecker genannt Clown Tilla, Conny Schmidt, kurz Karvalla, und Dr. Hopp, der eigentlich kein Doktor ist und wirklich Ullrich Hainke heißt, haben sich zum Quartett „Kleeblatt Clowns“ zusammengetan. Und sie sehen sich auch sozialen Projekten verpflichtet: sie engagieren sich im Projekt „Clowns in Kontakt“ des Wetterauer Vereins „Yourplace“. Grund genug für Gerda Schmidt, die vier Knollennasen zum Interview ins Bett zu bitten. Gerda, Clownerei nicht abgeneigt, hatte sich dafür mit einer dicken roten Nase ausgerüstet.

Mit „Clowns in Kontakt“ möchten die Kleeblatt Clowns Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahre mit und ohne geistige oder körperliche Behinderung erreichen. Sie wollen ihnen Begegnungen und Erfahrungen ermöglichen, die mit Spaß und purer Freude verbunden sind. Wöchentliche Mitmachaktionen „zum Verweilen und Lachen“ bieten sie ihnen an. „Das Projekt möchte Inklusion über Begegnungen im öffentlichen Raum zum Thema machen, es möchte im wörtlichen Sinne Inklusion auf die Straße bringen“, erklären die Clowns. Die Teilnehmer sollen sich als Clown in einer neuen Rolle erfahren, das spielerische Training soll ihre Persönlichkeit stärken.

Letzte Absprachen, dann ab in die Falle mit Gerda. (Fotos: Rieb)

Nur nicht albern sein

Gerda Schmidt hatte für ihre ungewöhnlichen Gäste eine besonerde Interviewform ausgesucht: sie stellte ihnen ihre Fragen schriftlich auf Din-A-4-Bögen, das wirkte wie Texteinblendungen in Stummfilmen. Allerdings blieben die Clowns bei einer Frage auch Stumm. Auf „Seid ihr nicht zu alt für solche Clownerein?“ reagierten die Damen und der Herr reiferen Alters mit Schweigen und gerümpfter Nase.

Clown sein ist nicht einfach. „Was ein Clown nicht sein darf, ist albern“, sagt Madame Pauline. Und die Spaßmacher müssen genügsam sein, denn Geld gibt es selten für ihre Auftritte. Tilla: „Für andere Arbeiten habe ich immer Geld bekommen.“ Gerda Schmidt weiß warum: „Spaß ist keine Arbeit für die Deutschen“. Dr. Hopp: „Beim Humor hört der Spaß auf.“

Alle vier sind ausgebildete Clowns, haben viel Zeit ins Clown-Lernen investiert. Karvalla ist nach zweijähriger Ausbildung sogar „staatlich anerkannte Clown-Schauspielerin“, wie sie sagt. „In der Schule wird dir nicht gesagt, dass du Clown werden kannst“, bedauert sie.

Gänsehautmoment

Tilla wurde Clown, nachdem sie ein Seminar „Entdecke das Kind in dir“ absolviert hatte. „Das hat Spaß gemacht“, sagt sie – und es endete mit einer Clown-Ausbildung. Dr. Hopp war Manager, bis er hörte: „Es gibt ein Leben vor dem Tod“. Er ging in den Vorruhestand und lernte Clown. Karwalla war erst Restaurant-Fachfrau, dann arbeitete sie in der Altenpflege. Hier kam sie auf die Idee: „Da ist doch etwas Spaß rauszuholen.“ Wenn sie nun vor Patienten in Kliniken auftritt, dann geht sie nicht hin und denkt an Krankheit, sondern sie geht hin, um zu spielen, wie sie sagt.

Für Tilla war ein „Gänsehautmoment“, als sie bei einem Auftritt im Bad Nauheimer Kurpark mit einem Kurgast tanzte, der auf Reha nach einer Tumoroperation war. Der habe zu ihr gesagt, wenn er im Leben viele solcher schöner Momente gehabt hätte, dann hätte er den Tumor nicht bekommen.

Die Clowns hatten Gerda Schmidt eine Wunderlampe mitgebracht. Die werde ihr einen Wunsch erfüllen, versprachen sie. Dr. Hopp mahnte Gerda zur Vorsicht: „Ich habe mir früher mal einen Hund gewünscht und ein Brüderchen bekommen.“ Gerda revanchierte sich bei den Kleblatt-Clowns mit vier riesigen Paketen, jedes fast so groß wie der Clown selbst.

yourplace-wetterau.de

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