Flüchtlinge

Wie arabische Zeitungen sie sehen

Wie arabischsprachige Zeitungpresseen die Aufnahme von syrischen Flüchtlingen in Deutschland kommentieren, hat sich Fidaa Dahoud für den Landboten angesehen, die selbst aus Syrien nach Deutschland geflohen ist.

Humanitäre oder wirtschaftliche Motive?

Al-Thabat: Nach der Ankündigung von Bundeskanzlerin Merkel, dass Deutschland mehr als 800.000 Flüchtlinge in den kommenden Jahren aufnehmen wird, müssen viele Fragen gestellt werden:
1. Was ist plötzlich das humanitäre Motiv, nachdem die syrische Krise bereits fünf Jahre währt?
2. Warum hat Deutschland das Asylrecht aus dem Jahr 1945 verändert und gibt nun seine verweigernde Haltung gegenüber Flüchtlingen auf?
3. Ist das Motiv humanitär oder wirtschaftlich oder politisch?presse1
4. Warum hat Europa nicht seine Türen für die Iraker nach der US-Invasion seit 2003 geöffnet und ließ sie von „Al-Qaida“ und „Islamischem Staat“ töten?
Die deutsche Politik gegenüber Flüchtlingen und Migranten, sie zu behalten und nicht wegzuschicken, beruht darauf, dass sie in den Augen Deutschlands nützlich für Deutschland sind, genauso wie es die Sklaven für Amerika und Europa waren. Studien von einigen Institutionen besagen, dass Deutschland etwa 1,8 Millionen Arbeitnehmer bis zum Jahr 2020 benötigt und 4 Millionen bis zum Jahr 2040. Qualifizierte und erfahrene Einwanderer werden benötigt, die in der Lage sind zu arbeiten. Die Zahl der deutschen Arbeiter schrumpft, der Anteil der Rentner nimmt zu. Flüchtlinge können das Defizit ausgleichen und die deutsche Wirtschaft ankurbeln.
Dass die Syrer für diese Aufgabe ausgewählt wurden, hat mehrere Gründe:
1. es gibt bereits eine große türkische Gemeinschaft in Deutschland, die rund zehn Millionen Menschen umfasst. Die Syrer wurden ausgewählt, um ein Gleichgewicht herzustellen. Aufgrund der nationalen und historischen Unterschiede und dem Hass, der durch die türkische Politik entstanden ist, werden sie sich nicht mit den Türken zusammentun.
2. Mehr als eine Million Syrer in Deutschland plus Familien werden eine einflussreiche Stimme bei künftigen Wahlen sein.

Warum öffnen islamische Staaten nicht die Türen?

Al Jazeera Net: Vielleicht erinnern sich die Deutschen, während sie Flüchtlinge aus Syrien willkommen heißen, an die Ereignisse der Jahre 1944-1945, die Verschiebung des Nazi-Reichs nach Osten und die anschließende Flucht zu Fuß vor der sowjetischen Armee, den Tod von 2,4 Millionen Menschen und der Vertreibung von 10 bis 12 Millionen Menschen.
Diese Erfahrung war ein Motiv für die Aufnahme von Menschen auf der Flucht vor Krieg und Katastrophen.

Kuwait National Netzwerk: Bundeskanzlerin Angela Merkel empfängt jährlich mehr als 50 000 Flüchtlinge, darunter 35 000 Syrer, und verspricht, nicht einer der Flüchtlinge müsse zurückkehren, da dies im Widerspruch zu Gerechtigkeit und Menschlichkeit stehe, die Werte, an die sie glaubt. Ironischer Weise haben wir in einem der islamischen Kanäle jemanden sagen hören, dass Frau Merkel eine christliche Partei führt und zu befürchten sei, dass die syrischen Flüchtlinge zum Christentum konvertieren. Da fragen wir, warum islamische Staaten nicht ihre Türen öffnen. In Deutschland organisieren „Ungläubige“ Demonstrationen gegen Rassismus und fordern ihre Regierung auf, syrische Flüchtlinge uneingeschränkt zu empfangen. Die westlichen „Ungläubigen“ bieten Unterstützung, Bildung und medizinische Versorgung für diese „terroristischen“ Muslime, während die arabischen Länder, vor allem der Golf, der sehr reich ist mit Hunderten Milliarden von Dollar in seiner Kasse, keinem Einwohner, der Araber und Muslim ist und weniger als zehn Jahre im Land lebt, medizinische Versorgung, Schulbesuch oder Studium gewähren.

Raey Al-Youm: Aber trotz all dem müssen wir den westlichen Führern danken, die mitfühlen mit den humanitären Flüchtlingen und versuchen, Lösungen für sie in ihren Ländern zu finden. Dies ist der Westen, in dem wir aufwachsen, um ihn als Ungläubigen und Atheisten und Gottlosen und pornographisch und feindselig und des Verlustes von Werten und sozialen Beziehungen zu beschuldigen. Wir schauen wie Giraffen auf sein Hoheitsgebiet und Leben im Schatten seiner Gnade, auf der Flucht aus der Hölle unserer (muslimischen) Länder.

ARA News: Wenn einige von den Ältesten und Prediger glauben, dass Europa ungläubig ist und so weiter, warum überzeugen sie dann nicht die arabischen und islamischen Länder, diese Flüchtlinge auf der Flucht vor dem Tod aufzunehmen?

Fidaa

Fidaa Dahoud stammt aus Tartus in Syrien, einer Hafenstadt am Mittelmeer. Vor ihrer Flucht aus dem Bürgerkrieg studierte sie Journalismus. Jetzt lebt sie als Asylbewerberin bei Darmstadt.

2 Gedanken zu „Flüchtlinge“

  1. Lieber Landbote,

    ich danke für diese aufschlussreiche Presseschau. Es tut gut, sein eigenes Land mal mit den Augen anderer Völker zu sehen. Die Autorin Fidaa Dahoud ist eine wertvolle Bereicherung für die Redaktion.

    Freundliche Grüße von Peter Gwiasda

  2. Liebe Boten vom Land! Ich kann Peter Gwiasda (übrigens an ihn einen schönen Gruß aus Nidda) nur beipflichten. Vielleicht hat Ihre neue Kollegin mal die Gelegenheit auf einen Besuch bei unserer staatenlosen palästinensisch-syrischen Familie vorbei zu schauen, die wir seit ihrer Ankunft im Dezember 2015 begleiten.
    Freundliche Grüße von Peter Hartung

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