Perspektiven junger Geflüchteter
Wie sind die Perspektiven junger Geflüchteter? Gießens Stadträtin Astrid Eibelshäuser unterhielt sich digital mit jungen Bewohnern der AWO-Wohngruppen in der Marshallstraße. Die beklagten, dass trotz guter Schulabschlüsse unsicher ist, ob sie bleiben dürfen.Fragen zum Thema Aufenthalt
Bei dem Informationsaustausch waren auch Nader Majidian, Leiter der Einrichtung, und der Leiter der Ausländerbehörde, Gerald Menche, dabei. Zu dem digitalen Treffen hatte das Büro für Integration eingeladen, berichtet die Pressestelle der Stadt Gießen.
Es war der zweite Austausch dieser Art. Der erste war im September 2020 noch in Präsenz im Garten der Wohngruppe, am Tag des Flüchtlings in der Interkulturellen Woche stattgefunden. „Es sind jedes Mal sehr lebhafte Gespräche“, so Astrid Eibelshäuser: „Wir erfahren einiges über die Biografien der jungen Geflüchteten und ihre Perspektiven und Ideen für ihr Leben in Deutschland.“
Auch diesmal Thema: kritische Fragen zum Thema Aufenthalt. Die Jugendlichen nutzen die Möglichkeit, ihre sie direkt betreffenden Fragen zu ihren Chancen auf eine Zukunft in Deutschland zu stellen. Gerade für junge Leute die gute Schulabschlüsse erworben haben und danach erfolgreich eine Ausbildung absolvieren, ist es nicht leicht zu verstehen, dass sie unter Umständen dennoch eine unsichere Bleibeperspektive haben. Gerald Menche: „Es ist immer möglich, Einzelfälle mit uns als Ausländerbehörde zu besprechen. Schon häufiger konnten viele kleine Schritte nach rechtzeitiger Beratung dazu führen, dass Menschen in Gießen bleiben konnten, auch wenn ihre Perspektiven zuvor nicht dauerhaft sicher waren.“
Bester Auszubildender in seinem Jahrgang
Engagiert berichten die jungen Menschen von ihren Zukunftsplänen. Einige streben Berufe im sozialen Bereich an – eine Ausbildung zur Erzieherin oder als Pflegefachkraft. Ein afghanischer Jugendlicher, der seit drei Jahren in Gießen lebt, erzählt von seinem erfolgreichen Abschluss als Elektriker – als bester Azubi Hessens in seinem Jahrgang. Nun wartet er darauf, seinen Meister machen zu können. Dafür muss er jedoch zunächst noch ein Jahr warten, weil man für diesen Abschluss mindestens fünf Jahre in Deutschland gelebt haben muss.
Eine junge Frau erzählt, dass für sie Deutschland zunächst ein sicherer Hafen ist, den sie sehr wertschätzt, dass sie aber für ihr Engagement in Ausbildung und Beruf auch Planungssicherheit braucht. „Ein verständlicher Wunsch“, so Astrid Eibelshäuser.
Wo Unterstützung möglich ist, wird sie geleistet – das ist am Ende die Botschaft der Stadträtin: „Wenn ihr Bedarfe und Vorschläge habt, wie wir in Gießen eure Perspektiven verbessern oder bessere Bedingungen schaffen können – lasst es mich wissen“. Weitere Austauschtreffen sind in Planung.
Titelbild: Wanddekoration für den Besuch der Stadträtin: Auf Fotos von sich machen die Jugendlichen ihre Zukunftswünsche deutlich. (Foto: Stadt Gießen)