Eselhof Wetterau

Sanfter Tourismus pur

Von Elfriede Maresch

Carmen und Jens Hoffmann betreiben den Eselhof Wetterau in Eichelsdorf zwischen Nidda und Schotten. Sie wollen den Besuchern Begegnung mit der Natur, der Landschaft, den Tieren vermitteln.

Mit Hufgetrappel und einem temperamentvollen Sprint auf die Wiese zeigen Lucy und Blacky vom Eselhof Wetterau jeden Morgen, wenn die Stalltür hochgeht, was sie als Tagesstart brauchen. Nach ein paar Runden ist es derzeit allerdings genug, sie ziehen sich immer wieder eine Weile in den offenen, aber windgeschützten Paddock zurück. Weit lebhafter sind sie draußen, wenn es saftig grüne Zweige und frisches Gras zum Knabbern gibt, wenn die sandigen Plätze auf der Weide sonnenwarm sind. Dann genießen sie das Wälzen. Wenn die Tage länger und wärmer werden, kämpfen Lucy und Blacky ihre Rangordnung wieder neu aus. Lucy, die Kapriziösere, zwickt schon einmal oder kickt mit den Hufen. Blacky lässt sich davon nicht erschüttern. „In der Ruhe liegt die Kraft“ ist ihre Devise. Und schon ist sie wieder die erste am Futter und das bleibt so!

Eselwanderung am Vogelsbergrand

Carmen und Jens Hoffmann kauften 2015 die historische Eichelsdorfer Stockmühle und bauten sie als Eselhof Wetterau mit neuen Angeboten aus: Anziehungspunkt mit Bewirtung am Radweg R4, Naturerlebnisbereich für Kinder und ihre Familien, auch in kontinuierlichem Kontakt durch Eselpatenschaften, Ausgangs- und Endpunkt von besonderen Wanderungen, Ort jahreszeitlicher Feste zu Frühlingsbeginn und zur Vorweihnachtszeit. Momentan sind Corona-bedingt nur Eselwanderungen für jeweils eine Familie möglich. Es geht auf eine etwa acht Kilometer lange Rundstrecke am Vogelsbergrand. In den Tälern, den Hängen am Rande des Vogelsberges gibt es viel zu entdecken. In den fünf Jahren seit der Gründung des Eselhofes wurde das Wanderangebot schon 140-mal gebucht. Das Unterwegs-sein, die Zuwendung der Besucher kommt der Kontaktfreude der Esel entgegen.

Die beiden Esel und die Kinder Emily und Jonas sind gut Freund miteinander. (Fotos: Elfriede Maresch)

Die Hofmanns mit Emily (5 Jahre) und Jonas (3), sind gleichzeitig Fulltime- und Patchwork-Landwirte. Patchwork – indem die Eltern auf verschiedenen Arbeitsfeldern aktiv sind, um die vierköpfige Familie wirtschaftlich abzusichern. Diplom-Biologe Jens arbeitet als Pharmavertreter. Carmen, Sportpädagogin und Touristikerin, betreut als Tagesmutter noch weitere Kleinkinder, die hier ein anregendes Spielfeld haben. Fulltime – indem die Arbeit mit den Tieren, mit Garten, Acker und den eigentlichen Eselhofangeboten sich durch all sieben Wochentage hinzieht. Die Familie hat etliche Tiere aufgenommen: den rumänischen Straßenhund „Sergeant Pepper“, Zwergkaninchen, zwei Dutzend Hühner und vor allem die beiden Eselstuten Lucy und Blacky. Zur artgerechten Haltung gehört es, die Signale, die „Sprache“ der Tiere zu verstehen. Man könnte die Hofmanns durchaus als „Eselflüsterer“ bezeichnen, in Erinnerung an den unvergessenen „Pferdeflüsterer“-Film mit Robert Redford.

Esel sind sehr treue Tiere

Jens Hofmann: „Esel sind Beziehungstiere, ähnlich wie Hunde oder Pferde wollen sie eine enge Bindung an ihre Halter. Striegeln, Fellpflege, Reinigen der Hufe, um Druckstellen durch Fremdkörper zu vermeiden, streicheln – das alles mögen unsere beiden.“ Lucy und Blacky, die aus Pflegestellen der Noteselhilfe e.V. kamen, haben bei den Hoffmanns ein stabiles Zuhause gefunden. Die beiden Esel kannten sich vorher nicht, blökten sich auf dem Hof erst einmal lautstark an, gewöhnten sich dann aber aneinander. Auf der großen Wiese, im Stall, auch im später gebauten Paddock-Unterstand fühlen sie sich wohl. Carmen Hoffmann: „Bei Blacky hat es ein Jahr gedauert, bis sie ein richtig enges tiefes Vertrauensverhältnis zu uns aufgebaut hatte, bei Lucy sogar anderthalb Jahre. Aber wenn eine so enge Bindung aufgebaut ist, dann hält sie auch langfristig. Esel sind sehr treue Tiere!

Windschutz gefragt: die Esel ziehen sich gern in den Unterstand zurück und lassen sich dort striegeln.

Und sie sind gute Futterverwerter. Ein Schild am Zaun bittet Passanten ausdrücklich, nicht zuzufüttern. Ungeeignetes Futter kann zu Hufkrankheiten, zu Kolik führen. Neben dem Heu- und Strohgemisch, ihrer täglichen Nahrung, haben die vierbeinigen Feinschmecker eine deutliche Vorliebe. Carmen Hofmann: „Das sind getrocknete Hagebutten. Wir selbst könnten gar nicht genug davon holen, aber Kindergartengruppen, Schulklassen und unsere Eselpaten sammeln jeden Spätsommer ganze Berge für Blacky und Lucy.

Weitere Infos zum Eselhof und den Angeboten, jetzt allerdings Corona-eingeschränkt, gibt es unter eselhof-wetterau.de

Titelbild: Die Esel Blacky und Lucy sind neugierig. Wenn Besucher am Zaun stehen, nehmen sie gleich Kontakt auf.

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