Elementaro

Veranstalter suchen neuen Standort

Unverständnis war nicht die einzige, aber überwiegende Reaktion, als Stadt und Stadtwerke jüngst die Show „Elementaro“ absagten. Als Grund nennen die Entscheidungsträger die Gas- und Wasserkrise. Eric Friedrich (28) und Eike Kuschmierz suchen nun einen Ausweichstandort für ihr ökologisch nachhaltiges Konzept, wie sie es beschreiben. Diese Zeitung sprach auch mit Bürgermeister Klaus Kreß.

Elementaro: Menschen sind empört

„Elementaro“ fällt aus – wie eine Bombe schlug jüngst diese Nachricht ein. Geplant war das Ereignis für Freitag, 9. September bis Samstag, 11. September. Der Magistrat der Stadt und der Aufsichtsrat der Stadtwerke sagten die Wasser-, Licht- und Lasershow an der Langen Wand in Bad Nauheim aufgrund der Energiekrise aber ab. In den sozialen Netzwerken war kurz darauf Empörung bei Internetnutzern aus der Gesundheitsstadt spürbar: „Pfui, Bad Nauheim!“, „Schade, die Veranstaltung war doch nachhaltig geplant von den Veranstaltern!“, und „Traurig, zwei jungen Menschen und Unternehmern so viel Zeit, Hoffnung und Energie zu rauben“. So lautete der Tenor vielfach, mitunter war aber auch Verständnis für die Entscheidungsträger zu lesen. „Wenn die Stadt in dem Fall als gutes Vorbild vorangeht, zum Wasser- und Energiesparen aufruft, dann ist die Entscheidung durchaus nachvollziehbar“, schrieb eine Facebook-Nutzerin.

Elementaro: Stimmung ist gedrückt


Das Unternehmen Elementaro gründeten Eric Friedrich (28) und Eike Kuschmierz (30) eigens für die Veranstaltung, dringend suchen sie nun nach einem neuen Standort. Friedrich ist Student der Wirtschaftsinformatik, Kuschmierz Betreiber eines Studios für Personaltraining. Nach wie vor ist die Stimmung bei ihnen gedrückt: „Seit drei Jahren hatten wir einen Rückschlag nach dem anderen, und jetzt sah alles danach aus, dass es klappt“, stellt Kuschmierz fest. Wie Friedrich und er betonen, war die Zusammenarbeit mit Stadt und Stadtwerken bislang sehr vertrauensvoll gewesen. Als eine sehr kurzfristige Anfrage zur Illumination des Rosenfests gekommen sei, hätten sie nur deshalb zugesagt. „Sonst wäre es nicht dazu gekommen“, erklärt Friedrich.
Beide können nur schwer verstehen, wieso es ausgerechnet ihre Veranstaltung trifft.

Eric Friedrich (links) und Eike Kuschmierz hoffen, einen Ausweichstandort zu finden, um ihre Show Elementaro doch noch veranstalten zu können. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Eric Friedrich (links) und Eike Kuschmierz hoffen, einen Ausweichstandort zu finden, um ihre Show Elementaro doch noch veranstalten zu können. (Foto: Petra Ihm-Fahle)

„Grund der Absage war behoben“

„Der Grund der Absage war eigentlich schon behoben. Von daher können wir die Entscheidung weiterhin nicht nachvollziehen“, betonen sie. Die deprimierende Nachricht überbrachte Steffen Schneider, städtischer Fachbereichsleiter Kur und Service, aber auch Stadtwerkegeschäftsführer Dr. Thorsten Reichel habe angeklingelt. „Er sagte, dass es ihm leidtut. Da haben wir um ein persönliches Gespräch bei Bürgermeister Klaus Kreß gebeten, weil wir eine vernünftige Begründung wollten. Er sagte, dass es zu 100 Prozent eine politische Entscheidung sei.“ Im Gespräch mit dieser Zeitung bezieht Kreß zu seiner Entscheidung Stellung (siehe Kurzinterview).

„Mit gutem Beispiel voran“


Wie Friedrich und Kuschmierz berichten, war ihr Ziel, mit gutem Beispiel voranzugehen: „Wir wollten zeigen, wie man ein solches Event ökologisch veranstalten kann.“ Zunächst wollten sie Wasser aus der „Wetter“ verwenden und zurückführen, aufgrund der Wasserknappheit entschieden sie sich aber für ein anderes Konzept. Das sah vor, Brauchwasser aus dem Usa-Wellenbad zu verwenden. „Schwimmbäder haben Filteranlagen, die mehrfach wöchentlich durchgespült werden. Das Wasser wird aufbereitet und anschließend in die Usa geleitet und wir sollten die Zwischenstation sein. Anschließend hätten wir das Wasser in die Usa geführt.“ Zum Stromverbrauch sagt Friedrich: „Zweimal einen mittleren ‚Tesla‘ aufzuladen – so viel würden wir für den Ablauf der gesamten Show brauchen. In dieser Menge ist die Energie für Lichter und Pumpen enthalten.“ Die Höhe der Kosten, auf denen die jungen Männer sitzenbleiben, können sie noch nicht beziffern.

Eric Friedrich (links) und Eike Kuschmierz wollen ihr Versprechen erfüllen. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
Eric Friedrich (links) und Eike Kuschmierz wollen ihr Versprechen erfüllen. (Foto: Petra Ihm-Fahle)
„Wollen Versprechen erfüllen“


„Wir haben schon Rückmeldungen, dass Besucher die Karten auf jeden Fall aus Solidarität behalten, es sind aber schon Tickets zurückgekommen. Wir haben auch für jeden Verständnis, der seine Karte zurückgeben möchte.“ Wichtig ist ihnen, eine Ausweichmöglichkeit für „Elementaro“ zu finden. Mit einigen anderen Standorten seien sie im Gespräch – so kurzfristig sei es wegen der Größe der Veranstaltung aber schwierig. Gegenüber Stadt und Stadtwerken prüfen sie rechtliche Schritte, wie sie sagen, sie hoffen aber auf eine einvernehmliche Lösung. „Für uns hat Priorität, unseren Gästen das Versprechen zu erfüllen. Es treibt uns voran, weiterzumachen und ihnen die Show endlich zu zeigen.“

Nachgehakt: Drei Fragen an Bürgermeister Klaus Kreß

Halten Sie die Absage an „Elementaro“ für verhältnismäßig?

Klaus Kreß (Foto: Stadt Bad Nauheim)
Klaus Kreß (Foto: Stadt Bad Nauheim)

In einer Zeit, in der wir die größte Energiekrise aller Zeiten haben, finde ich solche eine Frage bemerkenswert. Die Stadtwerke stehen vor einer existenziellen Krise. Wir überlegen, ob wir eine Wassernotstandsverordnung erlassen müssen. Ich bin mir sicher, wenn die Auswirkungen der Energiekrise konkreter spürbar für die Menschen würden, würden wir ein Interview führen, ob es angebracht wäre, so eine Veranstaltung zu genehmigen. Heute ist es nicht mehr durchführbar. Es geht nicht nur um die Menge des verwendeten Wassers und des Stroms, sondern auch, wie die Veranstaltungslogistik an diesen Ort transportiert wird.

Was sagen Sie zu den Vorwürfen in den sozialen Netzwerken?

Die Diskussion verstehe ich aus Sicht der jungen Männer, die um ihre wirtschaftliche Existenz ringen. Es wird geguckt ob wir an anderer Stelle zusammenarbeiten, es geht nicht darum, sie zu ruinieren. Es ist aber nullkommanull in den Köpfen angekommen, dass wir auf die schwerste Energiekrise und einschneidende Maßnahmen zusteuern. Da kann man nicht sagen, um den zwei jungen Männern einen Gefallen zu tun, „Wir ziehen das mal durch“. Das wäre tatsächlich unverhältnismäßig und verantwortungslos. Es war kein Schnellschuss, und es tut mir auch sehr leid. Die Redaktionen muss man aushalten.

Könnte es nun heißen: „Dann muss man aber auch das Eisstadion und das Schwimmbad schließen?“

Das ist die Problematik. Kleine Maßnahmen haben wir nun angestoßen, es wird dann heißen: „Kann man das Schwimmbad überhaupt noch öffnen“, „Warum müssen die Vereine kalt duschen?“ und „Wieso darf der und ich nicht?“ Alles muss kritisch auf den Prüfstand, wir werden aber keinen Kahlschlag machen. Die Kerb wird stattfinden. Aber hier ging es um eine Großveranstaltung, die es so noch nicht gab, eine wirkliche Energieshow mit Licht und Wasser, und da war die rote Linie in der Abwägung für mich überschritten.

Bürgermeister Klaus Kreß ist parteilos und der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Bad Nauheim.

Überraschende Absage

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