Schaaf im Presseclub
Von Jörg-Peter Schmidt
Die Bedeutung des Fußballs und die Nachwuchsarbeit gehörten zu den Themen, zu denen Thomas Schaaf, Trainer des Bundesligisten „Eintracht Frankfurt“, im Frankfurter Presseclub Stellung nahm. Eine Frohnatur aber auch eine nachdenkliche Persönlichkeit ist der gebürtige Mannheimer (Jahrgang 1961). Das wurde in der von Jan Christian Müller („Frankfurter Rundschau“) moderierten Gesprächsrunde deutlich.
Fußball verbindet
Wie Fußball Menschen verbindet und ihnen in schwierigen Situationen Mut macht, „ist mir besonders klar geworden, als wir mit Werder 2004 Deutscher Meister wurden“, unterstrich Schaaf, der bei dem Bremer Bundesligisten 14 Jahre lang Chef des Trainerstabs war. Er verdeutlichte, was der Titel nicht nur für die Fans bedeutet hatte, denen es wirtschaftlich gut geht, sondern vor allem auch denen, die beispielsweise arbeitslos geworden waren und durch den Erfolg ihres Lieblingsvereins vielleicht Ansporn für ihre eigene Situation erhielten. Später hat Schaaf bei Werder selbst eine problematische Situation erlebt: Der Club, für den er als Spieler und Trainer neben der Deutschen Meisterschaft große Pokalerfolge erreicht hatte, geriet in den Spielzeiten 2011/2012 und 2012/2013 in Abstiegsgefahr. Schließlich trennten sich die Wege des Werder-Urgesteins und seines Vereins, für den er bis 1979 Jugendspieler war und dann schon in jungen Jahren Profi wurde (bis 1995). Ende der achtziger bis Mitte der neunziger Jahre war er neben seiner Funktion als Fußball-Profi bereits Jugendcoach; später betreute er die Amateure bei der Werderanern.
Höhen und Tiefen als Profifußballer
Sicherlich hilft dem „Eintracht“-Trainer (seit 2014) beim Umgang mit den Nachwuchstalenten, dass er – noch nicht mal Zwanzigjährig – bereits als Jugendlicher die Höhen und Tiefen als Profifußballer kennen gelernt hat. So dürfte zu erklären sein, dass der gebürtige Gießener Sonny Kittel (Jahrgang 1993) nach schweren Verletzungen und Operationen jetzt unter Trainer Schaaf den wahrscheinlich bisher besten Fußball seiner Karriere spielt und deutlich an Selbstvertrauen gewonnen hat. „Es macht mir Spaß zu erleben, wie sich der Junge entwickelt; ich habe ihn bereits in meiner Zeit bei Werder Bremen beobachtet “, lobte Schaaf seinen Schützling und äußerte sich ausführlich zur Nachwuchsfußball und der Zusammenarbeit mit Amateurvereinen, die man auf keinen Fall vernachlässigen dürfe: „Beide Seiten profitieren voneinander: Bundesliga- und Amateur-Clubs, von denen Talente in die Profi-Ligen wechseln und möglicherweise zu ihrem Heimatverein zurückkehren.“ Schaaf – das war beispielsweise beim Gastspiel der „Eintracht“ im August 2014 beim Freundschaftsspiel in Hungen (bei Gießen) gegen eine Stadtauswahl zu beobachten – ist niemand, der auf „kleine Vereine“ herunterschaut.
Zurück zum Thema Nachwuchs: Mehrere Spiele der „Eintracht“- U 19 hat er sich angeschaut und zahlreiche jugendliche Talente ins Training und bei Testspielen integriert, damit sie hoffentlich eines Tages einen so erfolgreichen Weg gehen wie der aus Kassel stammende Marc Stendera (Jahrgang 1995), der es als „Eintracht“-Fußballer zum U-19-Europameister gebracht hat. Gelernt hat Schaaf den Umgang mit jungen Spielern vor allem von seinem Vorgänger als Werder-Trainer, Otto Rehhagel, den er „einen großartigen Sportsmann und Menschen“ nennt.
Ein anderes Feld: Trainer von Bundesligisten müssen die jungen Profis auch an die Situation heranführen, dass sie aufgrund der Präsenz der Medien quasi 24 Stunden im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stehen. Auch damit müsse man – keine einfache Sache – lernen umzugehen, so der „Eintracht“-Trainer, der sich mit seiner Familie in Frankfurt und Umgebung wohl fühlt und das kulturelle Angebot der Main-Metropole wie Theater- und Musikaufführungen gern wahrnehmen möchte, wenn es die Zeit zulässt. Im Stadtteil Sachsenhausen hat die Familie eine Wohnung gefunden und sich dort prima eingelebt.
Zwischendurch auch mal wütend
Die Journalisten im Presseclub erlebten ihren Gesprächsgast zwischendurch auch mal wütend. Er ärgert sich, wenn an sein Team zum falschen Zeitpunkt zu hohe Forderungen gesetzt werden. Selbstverständlich strebe man einen Euroleague-Platz an. Allerdings sei es angesichts der Ausgangslage zu Saisonbeginn (Abgänge von Leistungsträgern) wichtig, dass man nicht gegen den Abstieg spiele. Damit sei zum jetzigen Zeitpunkt viel erreicht bei der „Eintracht“, die er einen seriösen Verein nannte, zu dem er gern gekommen sei mit dem Ziel, dass sich die Mannschaft langfristig in oberen Tabellenregionen etablieren können, möglichst mit Offensivfußball.
Abschließend wiederholte er seine Forderungen, was Schiedsrichter betrifft, „die eine sehr schwierige Aufgabe haben“. Seine Vorschläge: Wie beim Handball Zeitstrafen einführen und den Videobeweis beispielsweise praktizieren, um festzustellen, ob nach einem Platzverweis eine zusätzliche Sperre für den jeweiligen Spieler gerechtfertig ist. Soweit der „Eintracht“-Trainer im Preesseclub, der mit langem Applaus nach dem Gespräch verabschiedet wurde.