Der Moiserisch Emil spricht Platt
Das Abenteuer der Feldmaus Emil mit einer arroganten Großstadtkatze erzählt Kurt Werner Sänger in knallhartem Hinterländer Platt, einer Variante des Oberhessischen, das zum Glück ins Hochdeutsche übersetzt wird. Leonore Poth hat das Buch illustriert. Es wird Ende April im Cocon-Verlag erscheinen. Kurt Werner Sänger kommt bei der Buchmesse am 9. April 2017 in Bad Nauheim zum interview in die landbote-Redaktion.
Emil hat goa Weantaföura
„Es woa Härbst. De Sunn schdaan däif eawwam Frierewaald und moschd schu laange Schwoare. De Bläära woan schu baal all unne, koal de Waald, un nooschds woa aach schu häi un do e besje Frost. Es woa heanne ie de Zait, un de Emil hat jo gans und goa fageasse, sisch im sai Weantaföura ze kimman.“ Wie bitte? „Es war Herbst. Die Sonne stand tief über dem Friedewald und machte schon lange Schatten. Die Blätter waren schon bald alle unten, kahl der Wald, und nachts war auch schon hier und da ein wenig Frost. Es war spät in der Zeit, und Emil hatte ja ganz und gar vergessen, sich um sein Winterfutter zu kümmern.“ Ach so.
Das Hinterländer Platt, in dem die Geschichte von der Feldmaus Emil erzählt wird, klingt wie Finnisch. Zum Glück wird es gleich übersetzt, in Hochdeutsch und in Bilder, die Leonore Poth gezeichnet hat.
Wider die Butzenscheibenromantik

Kurt Werner Sänger hat sich intensiv mit den Mundarten und der Regionalkultur in Mittelhessen beschäftigt. Er versteht sich als „Autor der modernen Regionalliteratur und Heimatdichtung wider die Butzenscheiben“. Altertümelnde Verserzählung werden Ende des 19. Jahrhunderts als Butzenscheibenlyrik oder Butzenscheibenromantik bezeichnet worden.
Hessisch als sprachliches Merkmal aller Hessen gibt es nicht, wird im Vorwort zum „Moiserisch Emil“ erklärt. Der heute irrtümlich als Hessisch verstandene Dialekt sei der Sprachgebrauch der Metropolregion Rhein-Main. Das sei ein rheinfränkischer Mischdialekt, der unter Dialektologen als „Neuhessisch“ bezeichnet werde.
Kurt Werner Sänger lebt in Bad Vilbel und arbeitet als Freier Journalist. Der Landbote hat seine Satire „Huschemool und das Goldmännchen“ veröffentlicht. Sie steht hier
Kurt Werner Sänger & Leonore Poth: „Moiserisch Emil“, 48 Seiten, Hardcover 12,80 €; ISBN 978-3-863-1433-36.
cocon-verlag.de
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