Warum Laufen glücklich macht
Nissens Woche –die zwölfte
Frühling ist Aufbruch, Bewegung. Nicht nur die Krokusse und Narzissen kommen raus, sondern auch die Jogger. Es gibt deutlich mehr als an den trüben Fünf-Grad-Tagen im vergangenen Halbjahr. Wo stecken diese Leute im Winter?
Der Jogger Weltgemeinde
Egal, ich muss mich darüber nicht echauffieren. Jogge erst seit zwei Jahren dreimal pro Woche ums Dorf. Es soll ja Glückshormone freisetzen – aber so weit bin ich noch nicht. Es ist eher eine Quälerei. Wahrscheinlich sehe ich furchtbar aus, schwitzend in diesem Trainingsanzug aus den Neunzigerjahren. Am Freitag trabte mir ein zehn Jahre älterer Herr entgegen. Er trug einen Trainingsanzug aus den Achtzigerjahren. Nächste Woche gehe ich doch lieber ins Sportgeschäft.
Gut ist am Joggen das Bier, das du abends mit gutem Gewissen austrinken kannst. Du näherst dich ein kleines Stück der Idealfigur und du wirst schneller satt. Du fängst dir nicht mehr so schnell eine Erkältung, und die Jeans kneifen nicht mehr. Mehr ist darüber nicht zu sagen. Der gute Matthias Polyticki hingegen joggt seit 40 Jahren und läuft im reifen Alter Marathon – das reicht ihm als Stoff für ein 315 Seiten dickes Buch. In dieser Woche veröffentlichte er es. Fazit laut Polyticki: „In einer globalisierten Welt ist das Laufen fast so etwas wie der Minimalkonsens einer neuen Weltgemeinschaft geworden.“ Hä? Nur weil manche „Leistungsträger“ verschiedener Nationalität gerne joggen, ist das noch keine Weltgemeinschaft. Und die Betrachtungen aus einem erfüllten Läuferleben zwischen London, New York, Island und dem Kilimandscharo kann man lesen. Ich werde es aber nicht.
Bewegung im Frühling – das ist auch der Gang in die Garage zum eingemotteten Motorrad. Dieses Mal machte die Yamaha weniger Zicken. Nach drei Antritten auf dem Kickstarter blubberten die drei Zylinder los. Vielleicht, weil im Juni die 16. Hauptuntersuchung ansteht und ich ihr klargemacht habe, dass sie verschrotte, wenn zu viele Zipperlein zeigt. Am Donnerstag machten wir einen Ausflug. Brav legte sie sich in jede Kurve, und auf der A5 drehten wir auf, bis der Fahrtwind am Helm knatterte. Es ist Frühling!
Nur im Supermarkt tut sich nichts
Keine Auswirkung hat der Frühling auf die Bewegung vor der Supermarktkasse. Bei Tegut scheint es ein wenig schneller zu gehen als bei Rewe. Jedenfalls am Samstag. Doch ich nutzte ich das nicht aus, sondern ließ mich übertölpeln. Gerade als ich dran kam, erschien ein Mann von hinten und schaute mich flehend an: „Bitte können Sie mich vorlassen? Draußen steht mein Rad, und ich hab kein Schloss dabei!“ Ich ließ ihn vor und überlegte mir erst dann, dass die drei alten Damen hinter mir in der Schlange nun länger warten mussten. Der Mann stellte eine Flasche Whisky, zwei Dosen Bacardi und eine Maxiflasche Cola auf das Rollband. Dann verlangte er noch Blättchen zum Drehen und eine bestimmte Tabaksorte. Dann kramte er umständlich in seiner Geldbörse. Ich nahm mir vor, keinen mehr vorzulassen, aus welchen Gründen auch immer. Es sei denn, mir gefällt der Warenkorb.