Coronavirus

Wieder ein Toter in der Wetterau

Von Klaus Nissen

117 neue Corona-Infektionen meldet das Wetterauer Gesundheitsamt am 18. November 2020. Ab dem 19. November 2020 muss auch das Personal von Krippen, Kitas und Grundschulen Mundschutz tragen. Weitergehende Corona-Einschränkungen lehnt der Wetteraukreis momentan ab. Auch der Unterricht in kleineren Gruppen ist nicht geplant.

Coronavirus auch an Schulen

In den Kliniken des Kreises mussten sich am 18 November2020 insgesamt 63 infizierte Menschen behandeln lassen, davon 18 auf der Intensivstation. Ein 71-jähriger Mann mit Vorerkrankungen aus Karben ist an den Folgen der Erkrankung verstorben. Er ist im Kreis das 27. Todesopfer der Epidemie.

Laut dem Lagebericht des Gesundheitsamtes gab es an diesem Tag in den Wetterauer Kliniken kein freies Krankenbett mehr für Covid-Patienten, die beatmet werden müssen. Falls die kurzfristig eintreffen, müssen sie in anderen Landkreisen versorgt werden.

Covid macht vor den Schulen nicht halt. Aus acht Schulen im Wetteraukreis wurden am 17. November 2020 insgesamt zehn positive Ergebnisse auf den Coronatest bei Schülerinnen und Schülern gemeldet. Betroffen sind laut Gesundheitsamt folgende Schulen: Gymnasium Nidda (1 Schüler/Schülerin), Limesschule Altenstadt (2), Kurt-Schuhmacher-Schule Karben (1), Weidigschule Butzbach (2), Georg-Büchner-Gymnasium Bad Vilbel (1), Stadtschule Bad Vilbel (1), Regenbogenschule Bad Vilbel(1), Karl-Weigand-Schule Florstadt (1).

Zwei Prozent der Schüler in Quarantäne

In 28 der rund rund hundert Wetterauer Schulen gab es am Stichtag 13. November Corona-Infektionen. Das Gesundheitsamt zählte 47 infizierte Schülerinnen und Schüler und neun Lehrkräfte. In Quarantäne befinden sich aktuell 733 Schülerinnen und Schüler. Das entspricht zwei Prozent aller 36 000 Jungen und Mädchen an den Schulen. Weitere 51 Lehrkräfte (also 1,4 Prozent von allen) sind ebenfalls in Quarantäne, weil sie Kontakt mit infizierten Personen hatten.

Seit den Herbstferien fingen sich auch neun Hausmeister oder andere Schul-Bedienstete eine Corona-Infektion ein. Fazit: „Das Coronavirus fühlt sich in den Schulen nicht besonders wohl“, so Kreis-Sprecher Michael Elsaß. Schulschließungen und den von der Bundeskanzlerin geforderten Unterricht in kleineren Gruppen hält man in der Wetterau für unnötig. Allerdings erlegte das Gesundheitsamt gestern auch den Grundschul-Lehrkräften und dem Personal in Kitas die Maskenpflicht auf.

Maskenpflicht auch für Kita-Erzieherinnen

In Kindergärten, Horten, Krippen, Tagespflegestellen und an den Grundschulen sind die Kleinen weiter von der Maskenpflicht ausgenommen, während die Erwachsenen per Allgemeinverfügung ab Donnerstag, 19. November 2020 zwingend Stoff vor Mund und Nase tragen müssen. Das Landratsamt verfügte das in einem fünfseitigen Schreiben mit Verweis auf viele Paragrafen. Die Verwaltungsjuristen regelten auch lebenspraktische Kleinigkeiten: So erlaubt die 4. Allgemeinverfügung im Rahmen der Corona-Kontakt- und Betriebsbeschränkungsverordnung (CoKoBev) den Erzieherinnen und Grundschullehrern ausdrücklich das Abnehmen des Mundschutzes, wenn sie Essen oder Getränke zu sich nehmen wollen.

Bislang gab es nur wenig Einschränkungen des Unterrichts, berichtet Landrat Jan Weckler. Nach den Herbstferien war die Ernst-Reuter-Schule in Bad Vilbel nach positiven Tests bei einzelnen Lehrkräften bis zum Ende der vergangenen Woche geschlossen. Der Landrat und Schuldezernent will deshalb den Präsenzunterricht aufrecht erhalten. Damit stellte er sich auf die Seite der Ministerpräsidenten, die am Montag den Vorschlag der Bundeskanzlerin ablehnten, die Klassen zu verkleinern und im „Wechselunterricht“ zeitweise nach Hause zu schicken. Das sei nicht nötig, meint Weckler übereinstimmend mit seinem Gesundheitsamt. Man habe die Erfahrung gemacht, „dass die Verbreitung des Virus innerhalb der Schulgemeinde nicht signifikant stattfindet. Die Ergebnisse der Kontaktverfolgung legen jeweils nahe, dass die Infektionen außerhalb der Schule, meist im Familien- oder Freundeskreis, stattgefunden haben.“

Unterricht, damit die Eltern arbeiten gehen können

Dies liege auch an der Maskenpflicht in den weiterführenden Schulen und den vielen Maßnahmen, die die Schulen in den vergangenen Monaten ergriffen haben. „Die Schulen haben seit Monaten erhebliche Anstrengungen unternommen, um das Infektionsrisiko einzudämmen und Unterricht zu ermöglichen. Mein ausdrücklicher Dank geht an die Schulleitungen und an die Lehrkräfte, die jeden Tag daran arbeiten, dass dies so bleibt“, so Landrat Weckler.

Sobald dem Gesundheitsamt positiv getestete Schülerinnen und Schüler gemeldet werden, informiert es laut Kreisverwaltung in Abstimmung mit dem Staatlichen Schulamt die Schule und die dort sitzenden „relevanten Kontaktpersonen“. In der Regel schicke man die jeweiligen Sitznachbarinnen und Sitznachbarn vorsorglich in Quarantäne. In Grundschulen gelte die Quarantäne in der Regel für die ganze Klasse, da dort im Unterricht keine Masken getragen werden.

Wechselunterricht gibt es nicht

Der Wetteraukreis will auch deshalb so lange wie möglich am Präsenzunterricht festhalten, weil das Land Hessen der flächendeckenden Einführung eines „Wechselmodells“ zwischen Präsenz- und Distanzunterricht zu Hause eine Absage erteilt hat. Landrat Weckler nennt den Grund dafür: „Für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen und um Bildungschancen für alle wahren zu können, ist ein reguläres und kontinuierliches Unterrichtsangebot unverzichtbar.“

Außerdem seien viele Familien auch aus beruflichen Gründen auf zuverlässige Unterrichts- und Betreuungszeiten angewiesen. Die wolle man den Eltern bieten, so lange es die Infektionsrate es zulässt. Auf den Wechsel zwischen Schulunterricht und Homeschooling verzichte selbst die Stadt Frankfurt, obwohl sie rund 250 Corona-Fälle auf 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen verzeichnet. In der Wetterau liegt diese Inzidenz aktuell bei 142. Das sind 32 Punkte unter dem Landesdurchschnitt.

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