Brennholz

Nachschub wird rationiert

Von Klaus Nissen

Das Gas könnte knapp werden. Aber wer einen Ofen und viel Holz hat, muss in diesem Winter garantiert nicht frieren. Die Brennholz-Nachfrage geht durch die Decke. Das staatliche Forstamt beginnt schon zu rationieren.

Brennholz ist stark gefragt

Bis zum Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 war der zusätzliche Holzofen im Wohnzimmer ein nettes Accessoire. Für den Fall, dass man im Winter einmal gemütlich am Feuer hocken will. Heute freuen sich die Ofenbesitzer, dass sie eine Alternative zur Gasheizung haben. Und stocken ihre Brennholzbestände auf. Oder versuchen es wenigstens.

In diesem Wetterauer Schrebergarten sammelt jemand außer Brennholz auch alte Paletten. Das ist nicht erlaubt. Foto Nissen

Das ist nämlich nicht einfach. Der Blick auf die Webseite von „Brennholz Fuchs“ in Langenselbold sorgt für Frust. Birke, Buche, Eiche und Laub-Mischholz sind ausverkauft. Nur noch Nadelholz sei verfügbar, heißt es da. Neue Kunden nehme er vorerst nicht mehr auf, sagt Firmenchef Christian Fuchs am Telefon. Das sei momentan nicht zu leisten. „Ich fahre schon jeden Tag zehn Kunden an.“

Frisches Holz darf nicht verfeuert werden

Eine massive Nachfrage nach Brennholz spürt auch Bernd Reißmann, der Leiter des Forstamts Nidda. Das liefert eine Menge Nachschub aus seinen 18 000 Hektar umfassenden Wäldern in der Wetterau. Doch in diesem Sommer kommen mehr Anfragen als sonst – obwohl jedem Käufer klar sein muss, dass frisch aus dem Wald geholtes Brennholz im kommenden Winter noch nicht verfeuert werden darf. Es muss trotz der aktuellen Dürre noch mindestens ein Jahr lang trocknen. Wer feuchtes Holz in den Ofen wirft, bekommt nur wenig Wärme und verpestet die Luft – und wenn Nachbarn das melden, gibt es Geldbußen.

„Wir haben einen regelrechten Verteilungskampf“, meldet Forstamtsleiter Reißmann trotzdem. Seine Leute fragen bei Bestellern nun nach, für wie viele Haushalte sie Holz brauchen. „Wir müssen das ausgewogen gestalten. Und wenn jemand nach 30 Raummetern fragt, kann es sein, dass wir ihm nur 15 Raummeter geben.“ Auch Unternehmen werden kurz gehalten, die beispielsweise Holz für die Zellstoffherstellung oder zur Zerfaserung für Dämmstoffplatten anfragen.

„Ihr müsst auch Fichte oder Lärche nehmen“

Wer Brennholz sucht, bekommt von Reißmann den Tipp: „Ihr müsst auch Fichte oder Lärche nehmen. Die brennen ebenfalls gut und kosten weniger als Buche.“ Noch berechne man die alten Preise – doch eine annähernde Verdoppelung stehe wegen der hohen Nachfrage und des begrenzten Angebots bevor. Die Revierförster widerstehen laut Reißmann der Versuchung, vermehrt Bäume aus noch halbwegs gesunden, geschlossenen Waldbeständen zu schlagen. Und auf den von Stürmen und mehreren Dürresommern gelichteten Kuppen könne man erst recht keine weiteren Stämme absägen.

Für das vorhandene Holz sind dem Forstamt die „Edel-Selbstwerber“ die liebsten Kunden. Sie können einen Motorsägen-Führerschein vorweisen und schneiden sich das an den Waldweg gezogene Kronenholz selbst zurecht. Daher kommt der Nachschub für die teilweise gigantischen Stapel, die man rings um die Dörfer in den Schrebergärten und Streuobstwiesen sieht. Mehr dazu im nebenstehenden Text.

In Limeshain stockt die Lieferung

Den Anstoß zu dieser Recherche hat der Leser Joachim Heuser gegeben. Er bestellt jedes Jahr über die Gemeindeverwaltung von Limeshain Brennholz für sein Vierfamilienhaus in Himbach. „Normalerweise wird das Holz im Winter geschlagen und steht spätestens im April/Mai zur Verfügung. Bis heute ist mir allerdings noch kein Abholschein zugestellt worden“, beklagt Heuser. Das beunruhigt ihn. „Natürlich wollen wir nun verstärkt auf die Nutzung von Brennholz zurückgreifen. Ausgerechnet jetzt sieht es so aus, als würde uns die Lieferung einer ganzen Jahresmenge fehlen.“

Familie Heuser wird wie die 21 anderen Besteller aus Limeshain das georderte Holz aus dem 144 Hektar großen Gemeindewald bald zugeteilt bekommen. Das meldet Hauptamtsleiter Ralf Antonowitsch auf Nachfrage. Die Verzögerung habe nichts mit der Gaskrise zu tun. Die Waldarbeiter mussten zuerst Windbrachen in Fichtenbeständen abräumen, in denen sich sonst der Borkenkäfer zu stark ausgebreitet hätte. Die Arbeiter ziehen laut Forstamts-Chef Reißmann nun mit ihren Maschinen aus dem Karbener Forst in den Rommelhausener Wald um. Er hoffe, dass es dort nicht wie in der südlichen Wetterau zur Sabotage an der Rücke-Maschine komme. Dort hätten „Pseudo-Ökologen“ Scheiben eingeworfen und am Motor herumgeschraubt.

So lagert man Brennholz richtig

Bevor es im Ofen landet, muss jedes Scheit zwei, besser drei Jahre lang trocknen. Bernd Reißmann hält es für keine gute Idee, frisch geschnittenes Holz einfach in der Garage zu stapeln. „Da kommt keine Luft rein“, sagt der Leiter des Forstamts Nidda. Besser sei es, 50 Zentimeter lange Scheite über Kreuz gestapelt im Freien aufzubewahren.

Schon seit Jahren wachsen kompakte Brennholzstapel rings um die Wetterauer Dörfer auf Wiesen und in Gärten. „Wir sehen da schon einen Anstieg“, sagt Deliah Eckhardt im Namen des Wetterauer Fachdienstes für Naturschutz und Landschaftspflege. Und erinnert an die Regeln, deren Missachtung mit bis zu 50 000 Euro Bußgeld geahndet werden kann:

Brennholzstapel draußen brauchen Genehmigungen

Im Außenbereich darf nur unbehandeltes Holz liegen – Paletten oder Bauholz also nicht. Wer bis zu zehn Raummeter im Schrebergarten oder auf der Obstwiese lagern will, muss die Genehmigung der Gemeinde einholen. Brennholzstapel mit zehn bis 40 Raummetern Umfang brauchen zusätzlich eine naturschutzrechtliche Genehmigung. Und alles, was größer ist, muss sogar vom Kreisbauamt abgesegnet werden.

Vermutlich entsprechen etliche der allerorts sichtbaren Vorräte nicht diesen Vorgaben. Die Kreisverwaltung sei guten Willens, so Sprecherin Eckhardt: „Wir versuchen, die Holzlager zu legalisieren. Das Holz wird bestimmt verstärkt eine Rolle spielen. In erster Linie ist es ja wichtig, dass die Menschen in diesem Winter zu Hause nicht frieren müssen.“

Trotzdem der Hinweis: Zu Hause dürfen nur Holzöfen angeheizt werden, die der Schornsteinfeger vorher zugelassen hat.

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