Auf Baustellenklänge folgen klassische Töne
Wie sieht es derzeit im ehemaligen Balneologischen Institut (BI) am Rande des Sprudelhofs aus? Wie weit ist die Sanierung mittlerweile vorangeschritten? Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) überzeugte sich vor wenigen Tagen vom Fortschritt der Bauarbeiten.
Landrat Jan Weckler (CDU), der städtische Fachbereichsleiter Jürgen Patscha und Architekt Christian Möller begleiteten ihn dabei. In die Räume soll künftig die Musikschule Bad Nauheim einziehen, da die aktuelle Unterkunft in der Rotdornstraße als Erweiterung für die Grundschule dienen soll: der dort befindlichen Außenstelle der Stadtschule an der Wilhelmskirche. Steigende Schülerzahlen sind der Grund dafür.
Geräusche von Presslufthämmern und ein reges Treiben durch die Mitarbeiter des Abbruchunternehmens begrüßten die Eintretenden nun. Die Räume der ehemaligen Balneologie, die 1929 als wissenschaftliches Institut der Universität Gießen erbaut wurde, sind über drei Geschosse in zwei Flügeln L-förmig angeordnet. 1989 wurde der Komplex in ein Institutsgebäude für klinische Forschungen der Max-Planck-Gesellschaft umgestaltet, bevor es unter anderem 2010 die damalige Landesgartenschau GmbH und private Mieter nutzten.
1100 Quadratmeter Nutzfläche
Das denkmalgeschützte Gebäude mit einer Nutzfläche von rund 1100 Quadratmetern befindet sich derzeit von innen im Rohbauzustand. In den vergangenen Wochen und Monaten wurden Abbruch-, Entsorgungs- und Schadstoffsanierungsarbeiten durchgeführt. Das ehemalige Institut wurde und wird komplett entkernt. Wände wurden abgebrochen, andere hochgezogen. Trockenlegungsarbeiten, die Aufarbeitung historischer Fenster und Dämmung des Daches gehören ebenso zu der Sanierung wie Installationsarbeiten und Innenausbau mit Schallschutz und Akustik.
Geschossdecken ertüchtigen
„Eine von vielen Herausforderungen stellte die erforderliche Ertüchtigung der Geschossdecken über dem Erdgeschoss dar. Dies wurde aufgrund der statischen Anforderungen nötig“, erläutert Fachbereichsleiter Patscha. Dies sei kein einfaches Unterfangen gewesen.
Großes Raumprogramm
Neben 22 Proberäumen werden auch so genannte Elementarräume geschaffen, die für die frühkindliche Musikerziehung gedacht sind. Die Räume für lautere Instrumente wie Schlagzeuge oder für die Blechbläser kommen ins Untergeschoss, die für die leiseren Instrumente wie Streicher oder Blockflöten ins Obergeschoss. Drei Klavierräume werden im Erdgeschoss Platz finden, wo auch die Verwaltungsräume liegen. Ein repräsentativer Ensemble- und Konzertsaal mit Bühne und Platz für rund 140 Personen im Obergeschoss ergänzt das Raumprogramm. „Hier war der ehemalige Hörsaal zu finden, das Schmuckstück des repräsentativen Hauses. Er wird nach historischem Vorbild mit seiner edlen Holzvertäfelung rekonstruiert“, erklärt Bürgermeister Kreß. Bei sämtlichen Schritten stehe die Stadt in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde.
Stadt und Kreis investieren
Die Gesamtkosten für den Umbau und die Sanierung betragen 3,15 Millionen Euro. Die Stadt investiert 2,15 Millionen Euro, der Wetteraukreis als Schulträger leistet einen Zuschuss von einer Million Euro. Dies allerdings erst, wenn der Kreistag zustimmt. Die Zahlung des Zuschusses steht im Zusammenhang mit den frei werdenden Räumlichkeiten am Schulstandort in der Rotdornstraße.
Stadt und Kreis profitieren
Landrat Weckler ist von dem Projekt überzeugt: „Hier profitieren Stadt und Kreis gleichermaßen. Die steigenden Schülerzahlen in Bad Nauheim werden über die Erweiterung der Räumlichkeiten in der Außenstelle ‚Rotdornstraße‘ der Stadtschule gut aufgefangen. Und schließlich gewinnt auch die Bad Nauheimer Musikschule durch künftig sehr repräsentative Räumlichkeiten in historischem Ambiente.“
Kulturgut Balneologisches Institut
Wie Rathauschef Kreß hinzufügt, bringe der Umbau des BI mehrere Vorteile mit sich: „Wir schaffen nicht nur die benötigte neue Unterkunft für die Musikschule, wir erhalten gleichzeitig das denkmalgeschützte Gebäude nachhaltig und bringen dort eine Bildungseinrichtung unter, die dem ursprünglichen Zweck des Instituts entspricht.“ Es sei ihm ein besonderes Anliegen, dieses Kulturgut der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.