Bahnsteig zu niedrig

Ein bisschen Schilda in Melbach

Die Horlofftalbahn soll modernisiert und verlängert werden. Der Bahnsteig der Station Melbach wurde schon erneuert – doch die Bahn verzichtete darauf, den Steig so zu erhöhen, dass ihn auch Rollstuhlfahrer benutzen können. Das wollen die Wölfersheimer Grünen nicht akzeptieren.

Bahnsteig ist zu niedrig

Im Oktober 2019 rückte ein Trupp Bauarbeiter an, um den Bahnsteig im Wölfersheimer Ortsteil Melbach zu erneuern. Im Wölfersheimer Rathaus war die Maßnahme nicht bekannt, berichtet Michael Rückl von der zweiköpfigen Grünen-Fraktion. Als die Arbeiten fertig waren, hatte Melbach einen augenscheinlich modernisierten Bahnsteig. Bloß barrierefrei war er nicht. Anwohnerinnen und Anwohner wunderten sich. Wie kommt es dazu, dass ein Bahnsteig neu gemacht wird, aber danach einen Mangel aufweist, den eine Modernisierung eigentlich beseitigen sollte? Die Grünen-Fraktion in der Gemeindevertretung recherchierte den Fall, der in einen Antrag zur nächsten Sitzung der Gemeindevertretung mündete. Die beginnt am 9. Dezember 2019 um 20 Uhr in der Wölfersheimer Wetterauhalle.

Michael Rückl ist Vorsitzender der zweiköpfigen Grünen-Fraktion im Wölfersheimer Parlament.

Die Recherche der Grü´nen ergab, dass der Bahnsteig in Melbach auf Veranlassung der Bahn instandgesetzt wurde. Grund war der offenbar schlechte Zustand der bisherigen Anlage, die im Wesentlichen aus der früher üblichen Splitmischung bestand. Die Reparatur der Bahnsteigkante und die Sanierung per Pflasterung aber diente lediglich der Herstellung und Bewahrung der Verkehrssicherheit. Ein barrierefreier Ausbau und eine umfassende Modernisierung, wie von der Gemeinde gewünscht, war das also nicht. Der nicht mehr zeitgemäße Niveauunterschied zwischen Bahnsteig und Zugeinstieg blieb demnach.

Michael Rückl findet: „Das letztlich unabgestimmte Vorgehen in Melbach wirft ein bezeichnendes Licht auf das Zuständigkeitswirrwarr im Nahverkehr.“ Da ist einerseits die DB AG, der die Anlage gehört und die für deren Verkehrssicherheit zuständig ist. Da sind andererseits die öffentlichen Aufgabenträger, die mit den Kommunen im Schlepptau den barrierefreien Ausbau und die Modernisierung von Haltestellen voran treiben. So gibt es in Hessen eine Rahmenvereinbarung zwischen Bahn, Land und Verbünden, nach der die Modernisierung von Stationen planmäßig nach Priorität erfolgt. In die daraus resultierende Liste von Haltestellen hat es Melbach nach Informationen der GRÜNEN bislang nicht geschafft. Weil also einerseits Melbach noch nicht Teil eines öffentlichen Ausbauprogramms ist, kommt es andererseits dazu, dass die Bahn einen Bahnsteig saniert – aber eben nicht modernisiert.

Damit droht ein Szenario, das die Grünen zum Antrag in der Gemeindevertretung veranlasst hat. Rückl: „An der Zwillingsstrecke nach Nidda sind alle Stationen modernisiert und barrierefrei. Der Wölfersheimer Bahnhof ist es inzwischen auch, Beienheim, Berstadt und Inheiden werden es im Zuge der Reaktivierung der Strecke Richtung Hungen. Somit bliebe Melbach als einzige Station übrig, wo auf den Bahnlinien 47 und 48 kein barrierefreier Ein- und Ausstieg möglich ist. Und es ist unabsehbar, wie lange dieser Zustand dann so bliebe.“

In wenigen Jahren fahren wieder Züge bis Hungen

Diese Aussicht will die Fraktion nicht akzeptieren. Michael Rückl: „Die Gemeinde Wölfersheim soll gegenüber dem RMV, ZOV-Verkehr und dem Land Hessen darauf hinwirken, dass diese Situation vermieden wird. Vielmehr soll das Thema des barrierefreien Ausbaus der Melbacher Station ebenfalls  Gegenstand in den Planungen zur Reaktivierung des stillgelegten Streckenteils sein. Wenn dann im Jahre 2025 wieder Züge bis nach Hungen/Lich fahren, spätestens dann soll auch der Melbacher Bahnsteig barrierefrei sein wie alle anderen Stationen an den Strecke auch.“   Der Abschnitt der Horlofftalbahn zwischen Wölfersheim und Hungen war 2003 stillgelegt worden. Aktuell läuft die Planung für eine Wiedereröffnung. Die Kosten für den Neustart werden auf rund 20 Millionen Euro geschätzt.

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