Bad Vilbel

Auf Asphaltwegen durch den Kurpark

Von Klaus Nissen

Bis zum Hessentag im Juni 2025 wird die Grünanlage zwischen der Parkstraße, der Nidda und dem Kurhaus in Bad Vilbel umgestaltet. Dazu gehört eine andere Beleuchtung – und die Wege aus Basaltschotter bekommen eine Asphaltdecke. Auch die Grünen billigten das Projekt.

Zurück zur Struktur von 1935

Der Kurpark ist nicht gerade eine Zierde für die Brunnenstadt. Vorsichtig formuliert das die Gartenarchitektin Barbara Vogt vom Planungsbüro „Grün hoch drei“. Im Winter stellte man bis vor wenigen Jahren die Eisbahn auf den Rasen, und auch jetzt führen Trampelpfade durchs Gebüsch. Manches wuchs wild entgegen der Planung des Kurpark-Stifters Philipp Siesmayer (1862-1934). Und an einigen Stellen ist der Boden so verdichtet, dass er ausgetauscht werden muss, ehe hier wieder etwas wachsen kann.

Der Schwanenteich vor dem Kurhaus liegt schon seit 1929 in seinem Bett aus Beton. Er ist – vom Spielplatz am anderen Ende abgesehen – der belebteste Fleck des ganzen Kurparks. Foto: Nissen

Das soll nun geschehen. Am 7. November 2023 beschloss das Stadtparlament voraussichtlich die Sanierung des Kurparks, wie sie schon 2015 im mehrere hundert Seiten dicken „Parkpflegewerk“ beschrieben wurde. Staatliche Zuschüsse sind in Sicht, berichtete Bürgermeister Sebastian Wysocki im Umweltausschuss. Und zum Hessentag im Sommer 2025 soll alles fertig sein.

Der Park soll wieder die Struktur seiner Gründungszeit um 1935 bekommen und zugleich ökologisch wertvoller und robust nutzbar werden. So dass man beispielsweise das Weindorf des Hessentages hier aufbauen kann – aber nie wieder eine Eisbahn oder andere schwere Installationen.

Historisierende Lampen verschwinden

Schon vor der Coronazeit wurden manche Beete und die Umgebung des Kriegerdenkmals neu gefasst, berichtete Barbara Vogt vor dem Umwelt- und Planungsausschuss Ausschuss. Es gibt neue Sitzbänke und Papierkörbe, und der Karl-Friedrich-Sprudel hat neue Treppen und Lampen.

Bald wird auch der Rest des Parks neu beleuchtet. Die historisierenden Laternen verschwinden fast überall und werden an den Wegen durch niedrigere „Poller-Lampen“ ersetzt. Sie sollen nur die Wege beleuchten und nicht die Baumkronen.

Unregelmäßiger Basaltschotter bildet aktuell die Gehwege im Park. Hier soll Asphalt verlegt werden. Foto: Nissen

Die jetzigen Wege aus Granit-Kleinpflaster und gewalztem Basaltschotter werden verschwinden. Die Stadt lässt sie auf drei Metern Breite mit einer „Possehl-Decke“ neu anlegen. Das ist eine Asphaltschicht, auf der helle Sandkörner kleben. Im Bad Nauheimer Kurpark hat man sie auch installiert. Die Vilbeler wollen ebenfalls auf die traditionellen wasserdurchlässigen Wege aus gewalztem Sand verzichten, sagten die Gartenarchitekten und der Bürgermeister. Der Asphalt verringere den Pflegeaufwand, mache das Befahren durch die Mähmaschinen des Gartenamts ungefährlich. Und an den Gefällstrecken werde bei starkem Regen kein Kies mehr ausgeschwemmt.

Die zentrale Wiese bekommt ein großes Beet mit Zwiebelblumen, kündigte Barbara Vogt an. Außerdem werde man wieder eine Allee aus Rotdornbäumchen anpflanzen, wie sie einst Philipp Siesmayer wachsen ließ. Nur noch ein Baum der ursprünglichen Allee hat die Jahrzehnte überlebt. Große Bäume werden nicht gefällt. Ihr Laub soll auf niedrige Bodendecker fallen und dort liegenbleiben, um den Humusgehalt und die Artenvielfalt von Insekten und Bodenbewohnern zu erhöhen. Wo neue zu pflanzen sind, achtet man künftig auf Arten, die ein heißeres, trockenes Klima aushalten.

Der älteste Baum ist eine Kastanie

Unter der Krone des ältesten Baumes wird das Gebüsch weggeschnitten. Die Roßkastanie mit dem dicken Stamm steht dort, wo man von der Parkstraße nach links zum Kurhaus und der neuen Stadthalle Vilco abbiegt. Unter der Kastanie wird ein kleiner, von niedrigen Stauden gesäumter Platz entstehen, wie er schon in den 90 Jahre alten Plänen der Gründungszeit auftauchte. Spiegelbildlich dazu entsteht an der Park-Ecke vor der Büchereibrücke ein ovales Plätzchen mit einem „Schmuckbild“ aus Dauerstauden.

Die dicke Balkan-Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) in der Ecke vor der Vilco-Halle ist der älteste Baum des Kurparks. Er stammt wohl noch aus der Baumschule von Philipp Siesmayer. Foto: Nissen

Ansonsten bemüht sich die Stadtverwaltung, den Kurpark zu einer sicheren Flanierzone für Fußgänger zu machen. Radler sollen es mit Drängelgittern an den Rändern und niedrigen Rabatten-Geländern schwerer haben, kreuz und quer durch den Park zu brettern. Gleichwohl bleibt die Querachse zwischen der Parkstraße und dem Schützenhofsteg über die Nidda befahrbar.

Vor hundert Jahren war alles kahl. Wo heute das Kurhaus, die Stadthalle, die Häuser der Parkstraße und der Pavillon mit dem Römer-Mosaik stehen, breiteten sich Felder aus. Erst 1929 entstand das Volkshaus, in dem bald Heil-Anwendungen des Vilbeler Mineralwassers verabreicht wurden. Wo gekurt wird, braucht es einen Kurpark. Da passte es den Stadtoberen gut, dass 1932 die Gärtnerei Siesmayer pleite war. Vom Gelände des „Elisabethhains“ in der Nähe des heutigen Biwer-Kreisels kaufte die Stadt von Philipp, dem Sohn des großen Gartenarchitekten Heinrich Siesmayer, zahlreiche Laubbäume und Koniferen aus der Konkursmasse. Sie wurden auf die ehemalige Bleichwiese im Eck zwischen der Nidda und dem neuen Kurhaus versetzt. Das Pflanzschema lieferte Siesmayer gleich mit – die Pläne wurden 2010 im Stadtarchiv wiederentdeckt.

Am spitzen Ende des Kurparks steht seit 1934 das 40 breite Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gestorbenen Soldaten aus Bad Vilbel, Ihre in Platten gemeißelten Namen sind heute fast unleserlich, und das Relief von sechs marschierenden Soldaten mit Stahlhelm ließ man nach dem Zweiten Weltkrieg wohl absichtlich zuwachsen. Inzwischen sind die Pflanzen hier aber wieder gestutzt.

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