Atomkraftwerke

Gegen Laufzeitverlängerung

Die Anti-Atom-Gruppe Querstellen-Friedberg wendet sich gegen eine Laufzeitverlägerung für die verbliebenen Atomkraftwerke. Angesichts des Krieges in der Ukraine sehen Atomkraftbefürworter eine Chance, den Atomausstieg zu verhindern. „Monate vor dem Abschalttermin versuchen sie mit einer groß angelegten, konzertierten Kampagne das Rad der Geschichte noch einmal zurückzudrehen“, beklagt der Sprecher der Friedberger Querstellen-Gruppe Hans-Dieter Wagner.

Der Krieg in der Ukraine und die dadurch ausgelöste Destabilisierung spiele den Atomkraftbefürwortern „perfekt in die Hände“, meint Wagner. „Bevor wir im Winter frieren, lassen wir die Atomkraftwerke einfach etwas länger laufen“, klinge verführerisch, sagt Inge Faber vom Anti-Atom-Bündnis. Schaue man genauer hin, gebe es eine Reihe Gründe, die gegen eine Laufzeitverlängerung sprächen. So gebe es keine keine Stromkrise, sondern eine Wärmekrise. „Uns fehlt Gas, kein Strom“, so Faber. Ein sogenannter „Streckbetrieb“ bringe auch nicht mehr Strom, sondern strecke lediglich die Laufzeit bei verminderterProduktion und ziehe damit die Gefahren des AKW-Betriebs nur in die Länge.

Die alten AKW sind gefährlich

Bei den drei noch laufenden Atomkraftwerken erlösche Ende des Jahres die Betriebsgenehmigung. Eine erneute Laufzeitverlängerung sei unzulässig, denn sie verstoße gegen geltendes Atomrecht. Am Ende ihrer Betriebszeit würden AKW immer gefährlicher. An den alten Kraftwerken Emsland und Neckarwestheim 2 gebe es deutliche Mängel. Zum Beispiel seien zahlreiche Risse in den Wärmetauschern zwischen Primär- und Sekundärkreislauf aufgetreten, die zum Austreten von Radioaktivität führen könnten. Die turnusmäßig alle zehn Jahre fälligen Sicherheitsprüfungen seien bereits 2019 ausgesetzt worden, weil ohnehin abgeschaltet werden soll.

Völlig ignoriert werde, dass es keine neuen Brennstäbe für einen Weiterbetrieb der AKW gebe. Ihre Produktion werde selbst bei einer Priorisierung weit über ein Jahr dauern. 2023 stünden sie nicht zur Verfügung und könnten daher auch nicht bei der Gaskrise helfen. Dass man Atomkraftwerke nicht wie einen Heißwasserkocher ein- und ausschalten könne, sollte sich herumgesprochen haben, meint Faber. Es gebe längst nicht mehr genug Personal für den Weiterbetrieb. 40 Prozent des Urans stammt aus Russland und Kasachstan. Deutschland sei hier ebenso abhängig von Russland wie beim Gas. Ausgeblendet werde auch, dass in der Ukraine zwischen Atomkraftwerken Bomben fallen und täglich ein weiteres Tschernobyl drohe. Gerade in Frankreich, in dem etwa die Hälfte der Atomkraftwerke wegen technischer Defekte oder aufgrund von Wassermangel abgeschaltet sei, sei zu erkennen, dass Atomkraft keine Lösung ist, sondern das Energieproblem nur verschärfe.

Gründe für den Ausstieg gelten weiter

„Die erneute Diskussion wirkt geradezu gespenstisch. Keiner der Gründe, die zum Atomausstieg geführt haben, ist entfallen. Atomkraft bleibt eine Hochrisikotechnologie. Gerade in der Schlussphase alter AKW steigt die Gefahr eines GAUs nochmals an“, stellt Ulla Broeker von Querstellen fest. In 16 Zwischenlagern stünden demnächst etwa 1.900 Castoren mit hochradioaktivem Müll herum. Ein erfolgversprechendes Konzept, wo sie sicher für Hunderttausende von Jahren gelagert werden können, sei nicht in Sicht. „Der Nutzen einer Laufzeitverlängerung steht in krassem Missverhältnis zu den Kosten und Risiken. Sogar der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, Wolfram König, hat sich gegen verlängerte Laufzeiten von Atomkraftwerken ausgesprochen“, so Boeker. Selbst die drei Stromkonzerne RWE, E.ON und EnBW seien nicht bereit, die AKW weiter zu betreiben, sondern wollten Verantwortung, Kosten und Risiken vollständig an Bund und Länder abtreten, obwohl ein AKW täglich einen Gewinn von etwa einer Millione Euro einfahre.

Wagner: „Für Friedrich Merz (CDU) ist die erneute Diskussion über eine Laufzeitverlängerung die perfekte Methode, sich an Christian Lindner und die FDP heran zu robben, und zu versuchen, die Koalition zu spalten. Dass die bayerische CSU mit dabei ist, wundert nicht, denn so kann sie gut von ihrem Versagen bei der Energiewende ablenken und ihr idyllisches Voralpenland weiter vor Windrädern schützen.“ Dass sich Katrin Göring-Eckardt (Grüne) oder Luisa Neubauer (Fridays for Future) diese Diskussion aufzwingen „und ebenfalls das potenzielle Unwort des Jahres Streckbetrieb in den Mund nehmen, das ist sehr befremdlich und auch leichtsinnig“, meint Wagner.

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