Alter Dorfladen

AHA-Regeln und Aha-Momente

Von Elfriede Maresch

„Bald wieder Sommerkabarett im Alten Dorfladen – endlich!“ Den Ausruf haben die Betreiber der „Kleinkunstbühne (fast) ohne Mauern“ in einer alten Hofreite in Nidda-Wallernhausen in den letzten Wochen oft gehört. Die luftige Spielstätte in einem offenen Pferdestall, das Büffet, wo früher die Kühe standen, der üppig begrünte Hof als „Foyer“ und auf der Bühne Kabarettisten, die man sonst in Großstädten zu sehen bekommt – das alles hat Anziehungskraft für viele Fans. Das Betreiberpaar Dorothée Arden und Michael Glebocki hat für die Saison 2021 ein Programm zusammengestellt, auf das man wahrhaft gespannt sein darf. Das Motto ist „AHA-Regeln und Aha-Momente“.

Wie das alles gelang? Arden und Glebocki sind freundschaftlich mit vielen Stars der Kleinkunstszene verbunden, die gern nach Wallernhausen kommen. Dem begeisterungsfähigen Publikum zuliebe? Oder der Atmosphäre von „Sommer total“ in der Spielstätte ohne feste Mauern, aber mit begrüntem Hof? Oder um mal wieder beim gastfreundlichen Betreiberpaar zu sein? Wie auch immer: die AHA-Regeln werden beachtet, nur 35 Gäste pro Vorstellung sind zugelassen, die Künstler sind bereit, bei jedem Termin zweimal aufzutreten.

Tretter, Mike & Aydin und mehr

Mathias Tretter

Und die „Aha“-Momente? Die sind bereits am Freitag, 2. Juli um 18 und um 21 Uhr bei Mathias Tretters Programm „Sittenstrolch“ zu genießen. Statt auf dem Fernsehschirm („Die Anstalt“) ist der Meister der treffsicheren Satire aus nächster Nähe zu erleben. „Vier Fünftel aller Tweets werden aus sittlicher Überlegenheit getippt, die andere Hälfte kommt mit der Moralkeule daher…“ und Tretter nimmt sie alle aufs Korn, die ehrenamtlichen Bedenkenträger und Wertebewahrer. Was mag ihm hinterher auf seinem eigenen Twitter-Account entgegenkommen?

Am Samstag, 10. Juli um 18 und um 21 Uhr kommen die UN in den Fresche Keller – nicht die Mitglieder der weltumspannenden Versammlung, sondern das Duo Mike & Aydin, die „Unvereinten Nationen“. Brexit-Opfer Mike und Aydin, Deutscher mit türkischen Wurzeln, als selbst ernannte Politikwissenschaftler nehmen sich Prominenter an, denen arges Unrecht widerfahren ist: Donald Trump zum Beispiel oder Recep Erdogan oder Kim Jong Un. Mit einem erfrischend politisch unkorrekten Blick sieht die Welt gleich ganz anders aus.

Am Samstag, 24. Juli um 18 und um 21 Uhr können sich Fresche Keller-Besucher endlich mit einem Zukunftsthema befassen, mit „KI – Künstlicher Intelligenz“, hier etwas anders formuliert „KI- Künstliche Idioten“. Der bekennende Provinzler Philipp Weber, schon vor Jahren mit Claus von Wagner und Matthias Tretter als Talentschmiede-Trio „Erstes deutsches Zwangsensemble“ im Dorfladen zu Gast, stellt tiefschürfende Fragen: „Wo ist das Bier zum Downloaden? Wo die Zeitmaschine?“ und beschenkt das Publikum mit verblüffenden Einsichten.

Schwarzseher und Chanson-Meisterin

„Gut möglich“ nennt voller Skepsis Severin Groebner, der Schwarzseher aus Österreich, sein Programm am Samstag, 7. August um 18 und um 21 Uhr. Fünfmal nimmt er das Publikum auf Zukunftsreise mit, logischerweise nicht in ein optimistisches Märchenland, sondern auf ein Schlachtfeld der Tiefschläge, wo er sich bankrott, berühmt, bescheuert, bekehrt und beerdigt wiederfindet. Ohne philosophische Weisheit lässt er die Zuschauer nicht nach Hause: „Bleiben wir realistisch und erwarten das Unmögliche!“

Tina Teubner (Foto: Jens Schneider)

Tina Teubner, Meisterin des Chansons, der Selbstironie und das „autoritären Liebensliedes“, fackelt am Samstag, 21. August (18 und 21 Uhr) nicht lange: „Wenn Du mich verlässt, komm ich mit“ droht sie. Partner Ben Süverkrüp, der Tastenmeister, ist Tiefschläge gewöhnt. Weltveränderung? Klares Konzept: Tina verändert die Welt, Ben muss an sich arbeiten und das Publikum darf zugucken. „So schön wie die erste Liebe und so wirksam wie zwei Jahre Couch“ sei ein Abend mit Teubner, verspricht das Programm – na dann!

Mit Schirmmütze und seinem elften Programm „aber witzig“ kommt H.G. Butzko am Samstag, 28. August um 18 und um 21 Uhr. Handfestes Kumpelkabarett bringt er mit, den illusionslos-scharfsichtigen Blick auf die großen Ereignisse, die „grad umme Ecke“ stattfinden. Was ist schlimmer: Computervirus oder Pandemie? Digitale Reizüberflutung oder Anstieg der Meeresspiegel? Hilft künstliche Intelligenz, wenn die menschliche Dummheit auf dem Vormarsch ist? Ein düsteres Szenario? Keine Angst, Butzkos Augenzwinkern, seine trockenen Sprüche sind so ansteckend, dass das Publikum schnell am Punkt „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ angekommen ist!

Weitere Infos auf freschekeller.de

Karten können per freschekeller.de/shop gekauft werden.

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