Gedenken an den Todesmarsch
Das KZ mit dem Tarnnamen „Katzbach“ in den Frankfurter Adlerwerken gehörte zu den Schlimmsten in der Mordmaschinerie der Nazis. Am 24. März 1945 trieb die SS 360 Häftlinge auf einen Todesmarsch von Frankfurt durchs Kinzigtal. Mit Aktionen, Ausstellungen, Führungen, Konzerten, Lesungen und Vorträgen wird vom 14. bis 30. März 2025 an den 80. Jahrestag des Todesmarschs erinnert.Die Leichen wurden den Anwohnern überlassen
Das KZ-Außenlager „Katzbach“ bestand von August 1944 bis März 1945. 1616 Menschen mussten hier Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion leisten. Mitte März 1945 wurden etwa 450 kranke Häftlinge in Güterwagen Richtung Bergen-Belsen transportiert. Fast alle starben auf dem Weg dorthin.
Am 23. März 1945 überquerte die US-Armee den Rhein. Einen Tag später, am Abend des 24. März, wurden 360 Häftlinge des KZ „Katzbach“ von rund 30 SS-Männern Richtung Fulda getrieben. „Hungernde, geschwächte Männer schleppten sich von den Adlerwerken aus an das nördliche Mainufer, über die Hanauer Landstraße nach Fechenheim, über Dörnigheim, an Hanau vorbei und weiter durch zahlreiche Städte und mehr als 20 Dörfer. Zwei Tage marschierten die KZ-Häftlinge nachts. Vom dritten Tag an gingen sie am Tag. Durch das Kinzigtal und über Fulda erreichten sie am 29. März Hünfeld. Mit der Bahn ging es von dort ins KZ Buchenwald, wo 280 Männer ankamen. Die SS hatte viele erschossen, weil sie zurückblieben oder nach etwas Essbarem griffen. Es war einer der ‚Todesmärsche‘ kurz vor dem Eintreffen der alliierten Armeen. Das Schicksal der Häftlinge hing auch vom Verhalten der Menschen in den Ortschaften ab. Anwohner:innen waren mehrfach Zeugen, als Wachmänner Häftlinge erschossen. Leichen überließ die SS den Anwohner:innen. Einige Bürgermeister beauftragten die städtischen Totengräber, sie auf den örtlichen Friedhöfen zu beerdigen. Andere Tote wurden direkt an der Fundstelle verscharrt“, heißt es im Flyer zu den Gedenkveranstaltungen.
Flüchtlinge wurden verraten
Zehn Tage vor dem Start des Todesmarschs waren die beiden Häftlinge Adam Golub und Georgij Lebedenko geflohen. Sie versuchten sich im Stadtteil Gallus zu verstecken. Anwohner entdeckten sie und verrieten sie an die SS. Diese ermordeten sie auf offener Straße. Diese Ermordung wurde auch durch den Frankfurter Autor Hans Frick, der das Geschehen als Jugendlicher beobachtet hat, in seinem Roman „Die blaue Stunde“ geschildert.
In einer Gedenkaktion am 14. März 2025 um 18 Uhr auf dem Golub-Lebedenko Platz wird an die Ermordung von Adam Golub und Georgij Lebedenko erinnert. Die Veranstaltung des Geschichtsorts Adlerwerke wird dabei durch zahlreiche Initiativen wie „Leben und Arbeiten
in Gallus und Griesheim e.V.“, dem Gallus Theater und dem „Förderverein für die Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ Katzbach in den Adlerwerken und zur Zwangsarbeit in Frankfurt am Main e.V.“ unterstützt. Eine Performance des Projektes „Gallus-Geschichten“ des Jungen Schauspiels Frankfurt ist Bestandteil dieser Veranstaltung. Eine Panachede (Totengebet) zum Gedenken an die beiden ermordeten jungen Ukrainer Adam Golub und Georgij Lebedenko wird von Pfarrer Lirka von der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche gehalten.
Mit dem Güterwaggon in den Tod
Am 18. März 1945 verließ ein „Evakuierungstransport“ mit nicht marschfähigen KZ-Häftlingen Frankfurt in Richtung KZ Bergen-Belsen. Die Häftlinge waren zuvor mehrere Tage in Güterwaggons eingesperrt. Unterwegs wurde der Transport auch von alliierten Luftangriffen getroffen. Kaum einer der etwa 450 KZ-Häftlinge in diesem Transport überlebte. Eine Gedenkveranstaltung im Gallus Theater erinnert an diese Geschehnisse am Vorabend des Jahrestages des Transports. Zu den Gästen gehören: Dr. Akhim Jah, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Er wird über das KZ Bergen-Belsen als Ziel von sog. „Evakuierungstransporten“ berichten. Hans-Rüdiger Minow, von 2007–18 Vorstandssprecher der Organisation „Zug der Erinnerung“ berichtet über die Rolle der Reichsbahn bei den Deportationen und Häftlingsbewegungen. Die Veranstaltung am 17. März 2025 beginnt um 19 Uhr.
Die Erlebnisse der Zeitzeugen
Zu den 1616 Häftlingen des KZ „Katzbach“ gehörten auch Andrzej Branecki, Władysław Jarocki, Kajetan Kosinski, Jan Kozłowski, Ryszard Olek und Zygmunt Świstak. Sie gehörten zu den wenigen Überlebenden. Die KonzertLesung mit Christoph Pütthoff (Schauspiel Frankfurt) und Susanne Kohnen (Oboe/Saxofon) am 18. März (Romanfabrik, Hanauer Landstr. 186, Frankfurt am Main, Beginn um 19.30 Uhr) macht die Erlebnisse der Überlebenden sichtbar.
Diese Veranstaltungen sind Teil der Reihe mit über 20 Veranstaltungen in Frankfurt, Fulda, Gelnhausen, Hünfeld, Maintal-Dörnigheim, Schlüchtern und Wächtersbach-Aufenau zum 80. Jahrestag der Auflösung des KZ „Katzbach“ und des Todesmarsches Frankfurt-Hünfeld.
Veranstalter und Kooperationspartner sind unter anderem die Stadt Frankfurt, der Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager, der Studienkreis Deutscher Widerstand 1933–1945 e.V. , die LAGG – Leben und Arbeit in Gallus und Griesheim e.V., der Förderverein für die Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ Katzbach in den Adlerwerken und zur Zwangsarbeit in Frankfurt am Main e.V., das Gallus Theater, Zeichen der Hoffnung – Znaki Nadziei e.V. , die Kultur-Region Frankfurt RheinMain gGmbH, das Bündnis Antifaschistische Filmreihe, der Fachdienst Kulturelle Bildung der Stadt Maintal, der Förderverein Landsynagoge Heubach e.V., das Fritz Bauer Institut, Fulda stellt sich quer e.V., die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen die Hessische Landeszentrale für politische Bildung, das Amt für Kultur, Sport, Ehrenamt und Regionalgeschichte des |Main-Kinzig-Kreises, der Motorradclub „Kuhle Wampe“, der Landesverband Hessen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
Der Flyer mit allen Veranstaltungen ist hier