Die Mauern sollen bleiben
Mehr als 300 Gutshöfe versorgten vor 1800 Jahren die römischen Besatzer der Wetterau mit Lebensmitteln. In Münzenberg-Gambach sollen neu entdeckte Mauern einer Villa Rustica erhalten bleiben.
Römervilla in Gambach
Bis zu 112 Wohnhäuser sollen bald entlang der Bundesstraße 488 am Rande von Münzenberg-Gambach entstehen. Deshalb untersuchte ein Grabungsteam im Sommer 2015 das Gelände – und stieß auf die Grundmauern eines römischen Gutshofes. Es ist bereits der dritte, den man in Gambach fand.
Der Hof umfasste drei Hektar – also gut 30 000 Quadratmeter. Ein Drittel des Hofgeländes legten die Ausgräber frei. Die Umfassungsmauer liegt parallel zur B488 – daraus kann man schließen, dass die Straße hier schon im Jahre 130 nach Christus verlief. Die Grundmauern des Hauptgebäudes – der eigentlichen Villa Rustica – sollen aufgemauert und in einer Grünfläche sichtbar werden, berichten Landrat Joachim Arnold und Kreisarchäologe Jörg Lindenthal. Allerdings werde noch geprüft, ob eine andere Institution einen Zuschuss zu den Kosten gibt.
Das neu entdeckte Gutshof ist groß und gut erhalten, so Lindenthal. Man fand Reste von Wandmalereien und ein rechteckiges Wasserbecken. Ebenfalls Koch- und Tafelgeschirr, über Eisenwerkzeuge, Nägel, Dachziegel, Speiseabfälle, vereinzelt auch verlorene Münzen. Außerdem kamen Reste einer eisenzeitlichen Siedlung und seltene Befunde aus der Jungsteinzeit ans Licht. So konnte der komplette Grundriss eines Langhauses und ein in der Wetterau um 4500 v. Chr. bislang einzigartiges Grubenhaus mit Feuerstelle nachgewiesen werden.
Münzenbergs Bürgermeister Hans Jürgen Zeiß und Kreisarchäologe Jörg Lindenthal ziehen eine äußerst positive Bilanz der Arbeiten. Neben der für die Grabung günstigen Witterung des trockenen Sommers 2015 habe vor allem das äußerst effektive Team um den Grabungsleiter Marcus Jae und Grabungstechniker Roland König Hauptanteil an den Funden. Laut Landrat Joachim Arnold zeigt die Ausgrabung, dass die Wetterau eine herausragende Stellung in der deutschen Archäologielandschaft habe.
Als sie um 100 nach Christus zwischen Rheinbrohl und Miltenberg den Limes bauten, machten die Römer extra einen nördlichen Bogen, um die Wetterau ins Imperium einzuverleiben. Denn diese Landschaft ist ein natürliches Einfallstor ins nördlicher liegende Gießener Becken, in dem Germanenstämme lebten. Und die guten Wetterauer Böden eigneten sich, um genug Getreide zur Versorgung der Grenzsoldaten anzubauen. Oft gehörten die Gutshöfe pensionierten Soldaten, die ihre Abfindung nach 25-jähriger Dienstzeit in Grund und Boden investiert hatten. Bis etwa 260 nach Christus konnte man mit dem Ackerbau gutes Geld verdienen – die meist germanischen oder keltischen Bewohner der Wetterau nahmen römische Sitten an und genossen einen hohen Lebensstandard. Viele Gutshöfe waren sogar mit eigenen Badehäusern ausgestattet. Sie lagen oft am Südhang über einem Fluss. In Gambach lag sogar an beiden Ufern der Wetter je ein Gutshof, ein weiterer im heutigen Ortskern.
Mehr über die Ausgrabung steht hier.