Land nimmt Kaserne dem Kreis weg
Anfang oder Mitte Dezember ziehen bis zu tausend Flüchtlinge in der früheren US-Kaserne in Friedberg ein. Das Land öffnet dort eine neue Filiale der Gießener Erstaufnahme-Einrichtung. Dem Wetteraukreis entzieht Sozialminister Stefan Grüttner den Zugriff auf die Gebäude. Die Folge: Fast 700 Syrer und Afghanen müssen auf unabsehbare Zeit in zwei Niddaer Sporthallen bleiben.
1000 Flüchtlinge kommen
Die Gebäude auf dem Kasernen-Areal neben der Friedberger Feuerwache sind gut dafür geeignet, die Menschen zu registrieren und sie dann auf die Gemeinden und Städte der Umgebung zu verteilen. Etwa drei Jahre lang wird dort reger Betrieb herrschen. Das Land verlegt in den nächsten vier bis sechs Wochen Versorgungsleitungen zu den seit zehn Jahren leer stehenden Gebäuden. Das teilte Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) am Nachmittag des 4. November 2015 mit. Das Land habe nun 16 Standorte, an denen Neuankömmlinge registriert werden können. Um die 700 Flüchtlinge pro Tag kommen laut Grüttners Sprecher Markus Büttner nach Hessen – also 4900 Menschen pro Woche.
Die Quartiere werden knapp – deshalb befiehlt das Land den Kreisen, zusätzliche „Überlauf-Einrichtungen“ zu schaffen, in denen die neu ankommenden Flüchtlinge auch ohne Registrierung ein Dach über dem Kopf bekommen. Der Wetteraukreis wollte just jene Kasernengebäude dafür nutzen, die ihm das Land nun weggeschnappt hat.
So werden die Notquartiere in den beiden Niddaer Sporthallen auf unabsehbare Zeit mit bis zu 700 Flüchtlingen belegt bleiben. Das schafft Ärger – bei den Niddaer Bürgern, Sportlern und Schlülern, bei Bürgermeister Hans-Peter Seum und Landrat Joachim Arnold. Im Sozialministerium ist vor feste Mittwochnachmittag mit. In der Landesregierung heißt es gleichmütig: Der Kreis müsse dafür sorgen, dass die Leute menschenwürdige Unterkünfte bekommen.
In der Friedberger Kaserne ist noch mehr Platz
So wird Friedberg zur Flüchtlingsstadt. Die Kommune selbst hat laut Bürgermeister Michael Keller rund 160 Flüchtlinge in ihrer Obhut. Hinzu kommt eine Kreis-Unterkunft im Industriegebiet Süd. Neben der künftigen Erstaufnahme-Einrichtung auf dem Kasernengelände richten Handwerker gerade ein weiteres Kasernengebäude her, in dem der Kreis etwa 50 Flüchtlinge unterbringen will. Auf dem riesigen Gelände stehen noch weitere Mannschaftsunterkünfte der früheren US-Panzerdivision „Spearhead“ leer. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben machte bisher keine Anstalten, sie für Flüchtlinge zu öffnen.