Hessen helfen armen Familien
Zehn Jahre nach dem Tsunami sind in Sri Lanka noch viele Menschen obdachlos. Sie hausen unter Planen, ohne Toiletten, Strom- und Wasserversorgung. Karl Eyerkaufer (75), der frühere Main-Kinzig-Landrat, hilft diesen Menschen.
Wohltäter in Sri Lanka
Die von Eyerkaufer seit 2004 organisierten Spender sorgten bisher für den Bau von 181 Holzhäusern mit Toiletten für Familien, die bislang in unvorstellbarem Elend hausten. Auf der dringlichsten Warteliste stehen zur Zeit noch etwa 30 Familien in den Armenvierteln von Beruwala südlich von Colombo, so Karl Eyerkaufer. Die Kosten für ein neues Haus belaufen sich auf tausend Euro. Mit dem Geld der Spender organisiert der srilankische Mohamed Irsan auch den Bau diverser Kindergärten, Schulen und Kliniken.
Seit 2013 haben der Main-Kinzig-Kreis und die von vielen Muslimen besiedelte Regikon Beruwala ein Partnerschaftsabkommen. Seit kurzem ist Karl Eyerkaufer aus Beruwala zurück – drei Kreistagsabgeordnete und die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler besichtigten Ende Juli ebenfalls die von dem Geld der Deutschen gebauten Häuser.
Ein Haus kostet tausend Euro
Noch am Tag der Ankunft nach einem zehnstündigen Flug übergab die Delegation zwölf neue Häuser auf einem Grundstück der katholischen St. Anne´s Church im Vorort Halkandawila an arme Familien, berichtet Karl Eyerkaufer. Das Grundstück hatte die Katholische Kirche gestiftet. Auf diesem Gelände übergab Susanne Simmler auch das von Landrat Pipa privat gespendete Haus an die siebenköpfige Familie Kumara. Und Bürgermeister Stefan Erb überbergab ein von den Magistratsmitgliedern der Stadt Erlensee finanziertes Haus an die junge Familie Perera mit ihren zwei Kindern. Vanessa Erb, eine Kreisbedienstete, , hat mit ihren Kolleginnen und Kollegen den Bau eines Hauses für die sechsköpfige Familie Weerasinghe ermöglicht, ebenso das Kreisausschussmitglied Fritz Schüssler an die Familie Silva und der Kreistagsabgeordnete Manfred Jünemann an die Familie Chamilka.
Ihren 13. Kindergarten eröffneten die Repräsentanten der Aktion „Main-Kinzig-Kreis hilft Beruwala“ im moslemischen Stadtteil Maradana. 45 Kinder drängten sich bis jetzt in einer kleinen Blechhütte, ab sofort haben sie Dank der Spende von Ursula und Wilhelm Winterstein ein solides Haus mit dem Namen „Colours of Islam“.
Seit Jahren kümmert sich Eyerkaufer in Beruwala besonders um Menschen mit geistiger und körperlicher Einschränkung. Er vermittelte eine Spende von Karla Köllner aus Maintal an das Zentrum AL HIKMA für „Special Needs Children“ in Hemmathagama. Zur Zeit werden dort 44 Kinder mit geistiger Behinderung beschult, es wurden jetzt Klassenräume, eine Küche, ein Therapieraum und ein Sprachzentrum angebaut. Karla Köllner hat den neuen Trakt, der die Aufschrift „Rüdiger Köllner Building“ trägt, selbst übergeben.
Mit den Spenden der Bürger, Vereine und Organisationen aus Deutschland konnten bislang 33 Schulen wieder aufgebaut oder neu errichtet werden. Die Magalkanda Buddhist Junior School im Vorort Maggona ist aktuell die 34. Schule, die ein 3-klassiges Gebäude erhielt, gespendet ebenfalls von Karla Köllner in Erinnerung an ihren verstorbenen Mann. Die 400 Schülerinnen und Schüler wirkten glücklich, dass die Klassennicht mehr 40 bis 50 Schüler zählen, so Karl Eyerkaufer.
Ein Stuhl für die Zahnklinik
Auf dem Programm standen ebenfalls der Besuch der Maradana Frauenklinik, erbaut von Spenden aus dem Main-Kinzig-Kreis, in der 150 Frauen Hygieneartikel für Babies überreicht wurden. Das Waisenhaus für geistig und körperlich behinderte Kinder „Mama und Papa“ wird seit acht Jahren mit Spenden aus dem Main-Kinzig-Kreis im Bau- und Einrichtungsbereich unterstützt. Die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler übergab Lebensmittel, mit denen das Heim die Verpflegung der Kinder für längere Zeit sicherstellen kann. Mit der finanziellen Unterstützung der Bundestagsabgeordneten Bettina Müller erhielten die 49 Kinder des Waisenhauses „Sukhita Welfare Society Handicap“ in Galpatha rund 100 Kilo Lebensmittel.
Auch die Main-Kinzig-Zahnklinik, die zusammen mit den Zahnärzten ohne Grenzen errichtet wurde, wird in Kürze einen zusätzlichen Zahnarztstuhl für Kinder erhalten, ein Amalgamator wurde schon geliefert. Beides wurde von einer Biebergemünder Familie gespendet.
Kurz vor dem Abschluss der Reise gab es noch eine Grundsteinlegung für einen neuen Klassentrakt der Halawakanda Primary School in einem Armenviertel in Beruwala. Diese Schule unterrichtet 135 Kinder in drei Räumen, die vor 100 Jahren erbaut wurden. Spontan erklärte Ursula Winterstein die Übernahme der Kosten und nahm selbst die Grundsteinlegung vor. Die Einweihung des dann 35. Schulgebäudes wird anlässlich der nächsten Hilfsreise im Januar 2016 sein.
Tamilien hausen noch unter Planen
Die Helfer vor Ort, Mr. Irsan und Mr. Rila, führten die Delegation wenige Stunden vor dem Abflug noch in ein vor Wochen neu entstandenes Slumgebiet, in dem sich 14 tamilische Hindufamilien aus dem Norden des Landes angesiedelt haben. „Solche menschenunwürdige Zustände habe ich in den vergangenen zehn Jahren unserer Hilfe noch nicht gesehen“, so Eyerkaufer überrascht. er und der Erlenseer Bürgermeister Stefan Erb gaben Geld für den Kauf von Lebensmitteln und wollen nun mit der Stadt über ein Gelände zum Bau von 14 neuen Häusern verhandeln.
Die Aktion „Main-Kinzig-Kreis hilft Beruwala“ lässt sich gern auch von Menschen aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet unterstützen. Es gibt drei Spendenkonten:
Sparkasse Hanau: DE47 5065 0023 0000 0999 94
Kreissparkasse Gelnhausen: DE56 5075 0094 0000 0999 94
Kreissparkasse Schlüchtern: DE27 5305 1396 0000 0999 94
Als Verwendungszweck ist „Spende“ anzugeben, eine Bescheinigung wird dann ausgestellt. Dazu sollten Spender ihre Adresse angeben.
Wie es zur Hilfsaktion kam und wer ihr Initiator ist, steht hier.
Über ihre Recherche im Elendsviertel von Beruwala berichtete FR-Redakteurin Jutta Rippegather hier.